„Die Schäfchen“ haben eine neue Ober-Schäferin: Isabell Löffelhardt hat die Leitung des evangelischen Kindergartens in der Heddesheimer Beindstraße übernommen. Am Montag hatte sie ihren ersten Arbeitstag – auch wenn dieser wegen des Lockdowns eher ungewöhnlich ausfiel. Nur ein Dutzend Kinder – ein Viertel der üblichen Zahl – besuchen derzeit die Notbetreuung der zweigruppigen Einrichtung. All ihre Schäfchen kann die 30-Jährige aus Edingen-Neckarhausen also noch nicht kennenlernen. „Ich brauche noch Zeit, bis alles in die Normalität übergeht“, sagt sie im Gespräch.
Ihre fünf neuen Kolleginnen kennt sie indes schon recht gut. Seit Oktober vergangenen Jahres hat sie je zehn Stunden im Monat an ihrer künftigen Wirkungsstätte verbracht und die Teamsitzungen geführt. Erfahrung damit bringt sie aus Neckarhausen mit, wo sie an der evangelischen Kinderkrippe „Löwenzahn“ schon zwei Jahre Stellvertreterin und dann Leiterin war. Letzteres als Elternzeitvertretung – was nun eine Rückkehr in die zweite Reihe bedeutet hätte. Die Stelle in Heddesheim kam daher wie gerufen.
„Wir hätten Frau Löffelhardt am liebsten im September schon eingestellt“, erzählt Pfarrerin Franziska Stoellger. Denn seit Sommer war klar, dass die bisherige „Schäfchen“-Leiterin, Jasmin Stevens, nach ihrer Elternzeit eine neue Herausforderung an einer größeren Kita an der Bergstraße annehmen würde. „Frau Löffelhardt wollte aber zunächst noch zum guten Übergang in Neckarhausen beitragen“, sagt Stoellger. Auch dieses Verantwortungsbewusstsein habe schon im Vorstellungsgespräch für die 30-Jährige gesprochen. Und natürlich noch mehr.
Weiterbildung neben dem Job
Als Heilerziehungspflegerin bringt Löffelhardt einen zusätzlichen Blickwinkel ins Team, denn die Ausbildung setzt einen Schwerpunkt auf Menschen mit Beeinträchtigung. Zum Gedanken von Vielfalt und zum Bestreben des Kindergartens, jeden Schützling in seiner Eigenheit anzunehmen, passe das gut, findet die Pfarrerin. Auch der neuen Kiga-Leiterin gefällt es, wenn in einer Einrichtung mehrere Berufsgruppen zusammenarbeiten: Von verschiedenen Ansichten profitieren alle, findet sie. Neben dem Job absolviert Isabell Löffelhardt zurzeit eine Zusatzqualifikation als Fachwirtin für Kinder-Tageseinrichtungen. Weiterentwicklung sei wichtig, auch für den Kindergarten. Dort möchte sie als „die Neue“ freilich nicht alles umkrempeln, wie sie betont. „Ich habe gesehen, wo das Team Unterstützung braucht und wo organisatorische Baustellen sind“, sagt sie. Ziele möchte sie aber „im Team entwickeln“. Nur dann seien sie in der Praxis umsetzbar. Noch dränge freilich die Pandemie Vieles in den Hintergrund. Die Zeit des Lockdowns könne sie aber dazu nutzen, in ihrem neuen Büro Dinge aufzuarbeiten, für die bei vollen Gruppen weniger Zeit bliebe.
Dass es den Kindergarten in der Beindstraße in einigen Jahren wohl nicht mehr geben wird, ist der neuen Leiterin bewusst. Die Räume sind wirtschaftlich kaum zu sanieren, die Betreuungsplätze sollen in einem Neubau unterkommen, den die Kommune im Sportgebiet plant. Stoellger und ihr Amtsbruder Dierk Rafflewski machen sich aber keine Sorgen um die Zukunft ihrer neuen Kollegin. Das evangelische Verwaltungs- und Serviceamt Weinheim werde sich frühzeitig kümmern, wenn sich die Schließung des Kindergartens abzeichne. „Es gibt so viele evangelische Einrichtung, dass sich immer wieder Optionen eröffnen“, ist sich die Pfarrerin sicher.