„Blöd geloofen“, ist für die Wohnwagenvermieterin Mandy Koch mit Berliner Slang (Petra Nadolny) der Deal mit ihrem „Schwalbennest“, Baujahr 1972. Der kleine, alte Caravan ist per Internet sowohl an die ewig plappernde Bloggerin und Krankenschwester Wiebke (Jana Koch) sowie an den pedantischen Erdkunde- und Geschichtslehrer Nils (Ludwig Hohl) vergeben worden. Das Missverständnis zum Start der Boulevardkomödie „Camping forever“ entpuppt sich allerdings als Glücksfall für die beiden unbedarften Camper, sie gehen gemeinsam auf Tour durch Europa und landen nach anfänglichen Komplikationen im schottischen Gretna Green im Hafen der Ehe.
Zahlreiche Lacher im Publikum im vollbesetzten Heddesheimer Bürgerhaus begleiten den Wohnwagen-Trip des so ungleichen Paares über Südtirol, Avignon, das Zillertal, Griechenland und Schottland, bis sie nach Monaten und zwischenzeitlicher Trennung zum Happy End mit Baby Sofia bei Schwiegermutter Silke wieder in Deutschland landen.
Nils sucht gleich zu Beginn des Streits um den Wohnwagen nach der versteckten Kamera, während Wiebke hektisch mit ihrem Smartphone für ihre Follower ihre Video-Schnipsel dreht. Doch dann ziehen die beiden gezwungenermaßen gemeinsam los – der Beginn eines ganz besonderen Campingurlaubs. Mit der Zeit wird der uncharmante Nils, den die französische Flirtberaterin Monique beim Stopp in Avignon als „trocken wie eine alte Baguette“ bezeichnet, auch lockerer, steigt von seiner Reiseschreibmaschine als Blogger schließlich auch auf ein modernes Tablet um.
Besonders Petra Nadolny als siebenfache Wegbegleiterin auf dem Camping-Trip ist die variable Rolle auf den Leib geschrieben. Ob als Pannenhelferin Antonella Rossi in Italien, wo das Opel-Corsa-Zugfahrzeug der Camper erst durch gutes Zureden wieder anspringt, oder als schottischer Zausel Alister McLean als Koch des gewöhnungsbedürftigen Hagis-Hochzeitsmahls – die Schauspielerin besticht durch ihre Vielseitigkeit. Wenn auch die jeweiligen Sprachvarianten nicht immer ganz passen, wie beim Auftritt in Österreich als Herta Mosblechner – Petra Nadolny sorgt für Stimmung.
Sprüche kommen gut an
„Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd, weil die Buam so müde sind“, dieser Spruch der Bäuerin aus dem Zillertal kommt wie so manch andere coole Äußerung der wandlungsfähigen Protagonistin gut an im Publikum. Auch die wechselnden Perspektiven des Wohnwagen-Abenteuers – einmal blicken die Zuschauer ins enge Innere des Anhängers, dann spielt die Szene wieder vor der goldigen Knutschkugel – geben immer wieder amüsante Einblicke ins abenteuerliche Camperleben.
Dass die Ausleuchtung der Bühne hier und da nicht optimal funktioniert, sich die Akteure auch mal spontan ins rechte Licht rücken müssen, tut dem amüsanten Boulevardstück aus der Feder von Frederik Holtkamp und unter der Regie von Jan Schuba in Heddesheim keinen Abbruch. Das Ensemble der Braunschweiger Komödie am Altstadtmarkt wird am Ende mit langanhaltendem Applaus verabschiedet.