Heddesheim. An der evangelischen Kirche von Heddesheim sind erneut mehrere Fensterscheiben zerstört worden. Wie Pfarrerin Franziska Soellger mitteilt, wurden die Schäden bereits am vergangenen Freitag festgestellt. Die Kirchengemeinde hat Anzeige bei der Polizei gestellt und Beweismittel übergeben. Unter anderem konnten Steine sichergestellt werden, die beim Einwerfen der Scheiben im Altarraum gelandet waren.
Stoellger hat in den vergangenen Wochen immer wieder den Zustand der Scheiben dokumentiert. Anhand der Fotos auf ihrem Handy sieht sie auch diesmal, welche Schäden hinzugekommen sind. Offenbar nutzen Unbekannte die Kieselsteine, die rund um die Kirche zur Entwässerung liegen, um damit auf die Fenster zu werfen. Und zwar nicht die kleinen Steine. Die Pfarrerin hebt einen fast faustgroßen auf, um es zu demonstrieren.
Reparatur sehr aufwändig
Mit voller Wucht gegen die mit Blei eingefassten Scheiben geworfen, verursachen die Steine erhebliche Schäden. Wie massiv das war, lässt sich laut Stoellger auch daran erkennen, wie weit die Splitter ins Innere der Kirche geflogen sind. Ein Blick von der Empore aus auf das beschädigte Fenster zeigt die ganzen Ausmaße. Nicht nur das Glas ist zu Bruch gegangen, auch die Einfassung aus Blei hat sich massiv verformt. Beheben kann das nur ein Experte, der aus Karlsruhe anreisen muss. „Jede einzelne kleine Scheibe muss repariert werden“, erklärt Stoellger. Eine diffizile Sache.
Bereits nach dem ersten Vorfall im April hatte er die Kosten für eine Reparatur kalkuliert. Mehrere hundert Euro wären dafür fällig geworden. Glück im Unglück: Noch hat der Glaser nicht angefangen. Zwar summieren sich die Ausgaben nun vermutlich auf eine vierstellige Summe, aber zumindest wurden nicht bereits reparierte Gläser erneut zerstört.
Der materielle Schaden ist natürlich ärgerlich, aber das ist es nicht allein, was Pfarrerin Stoellger beunruhigt: „Die Kirche wird nicht in Ruhe gelassen. Das ist für mich der eigentliche Schaden.“ Es seien vermutlich Jugendliche, sagt sie. Und die Anschläge erfolgten am helllichten Tag. „Ich finde das wirklich erstaunlich, weil das eine gut einsehbare Stelle ist“, wundert sich die Pfarrerin. Deshalb haben sie und ihr Amtsbruder Dierk Rafflewski auch die Hoffnung, dass die Vorfälle früher oder später aufgeklärt werden können. Anzeige bei der Polizei erstattet hat die Kirchengemeinde jeweils unmittelbar nach Bekanntwerden der Schäden. Danach seien auch Spuren gesichert worden.
Bereits Mitte April hatten Unbekannte die Krone eines Baums abgerissen und zwei Scheiben an der Kirche beschädigt. Knapp drei Wochen später entdeckte die Pfarrerin abermals Schäden an den Fenstern der denkmalgeschützten Kirche, diesmal aber auch Steine, die im Innern lagen. Auch bei dieser Gelegenheit wurden die Wurfgeschosse an die Polizei übergeben.
Bereits nach dem zweiten Vorfall ging die Polizei von einem Zusammenhang beider Taten aus. Wie der aktuelle Stand der Ermittlungen ist, konnte die Pressestelle des Präsidiums Mannheim am Montag nicht auf die Schnelle klären. Dazu müsse man Rücksprache mit dem Sachbearbeiter beim Revier in Ladenburg nehmen.
Bis zu drei Jahre Haft
Wer Kirchenfenster zerstört, kann sich damit einer gemeinschädlichen Sachbeschädigung nach Paragraf 304 des Strafgesetzbuches schuldig machen. Dafür drohen eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren, im Gegensatz zur einfachen Sachbeschädigung, die nur mit bis zu zwei Jahren geahndet wird.
Bei der Kirche hofft man vor allem, dass die Täter ausfindig gemacht werden und die Serie der Anschläge damit endet. Hinweise können an die Kirchengemeinde oder direkt an die Polizei in Ladenburg gerichtet werden.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Beschädigte Kirchenfenster: Heddesheimer sollten Augen und Ohren öffnen