Es war gleich in mehrfacher Hinsicht ein historischer Augenblick für die Gemeinde Heddesheim: Mit einer rund einstündigen Feier haben die Kommune und die Hans-Thoma-Schule am Freitagabend den Neubau der Mensa mit Klassenräumen sowie der Turnhalle eingeweiht.
Die Kette, die Bürgermeister Michael Kessler zu diesem besonderen Anlass anlegte, war diejenige, die sein Vater Fritz Kessler vor fast genau 61 Jahren zum allerersten Mal trug, zur Einweihung des damals neuen Schulgebäudes. „14 Tage, bevor ich auf die Welt kam“, wie Kessler junior anfügte. Gestiftet wurde die Amtskette übrigens von den am Schulhausneubau beteiligten Firmen, denn die Gemeinde hätte sie sich nicht leisten können.
Größtes Projekt seit Jahrzehnten
„Für unsere Kinder ist uns wirklich nichts zu viel“, formulierte Vater Kessler vor 61 Jahren, und daran konnte sein Sohn jetzt nahtlos anknüpfen. Abzüglich der Zuschüsse habe Heddesheim rund 5,5 Millionen Euro investiert: „ Das größte und teuerste Bauprojekt der letzten Jahrzehnte und die Umgestaltung der Schullandschaft in Heddesheim finden nun einen vorläufigen Abschluss.“
Mit einem Strahlen im Gesicht stellte Rektorin Dagmar Knispel-Gottauf fest: „Die Kinder sind ganz begeistert.“ Den italienischen Schulreformer Loris Malaguzzi zitierte sie mit den Worten: „Jedes Kind hat drei Erzieher.“ Der erste sei das Kind selbst, der zweite die anderen Kinder, und das dritte der Raum mit seiner gestaltenden Lernumgebung. „Räume unterstützen die Kinder beim Lernprozess“, sagte die Rektorin und fügte hinzu: „Gerade in der Ganztagsschule muss Schule ein Wohlfühlraum sein, denn die Kinder verbringen viele Stunden ihres Tages hier auf unserem kleinen Schulcampus.“
Schulrat Endrik Ebel würdigte das große Engagement der Gemeinde im Bildungsbereich. Er lobte eine grundlegende Analyse und mutige Entscheidungen: „In Sachen Schulbau macht man in Heddesheim keine halben Sachen, und das ist wirklich beeindruckend und außergewöhnlich.“
Architektin Jutta Benkeser betonte, eine Schule zu bauen, sei eine besondere und schöne Aufgabe. Mit dem Neubau auf dem Platz der alten Turnhalle habe die Idee umgesetzt werden können, dass der Schulhof zum neuen Mittelpunkt der Schule wird. „Das neue Herzstück ist ohne Zweifel die Mensa geworden, die sich zum Schulhof hin öffnet“, sagte sie weiter. Durch die Verwendung des gleichen Materials bei der ortstypischen Klinkerfassade werde auch die neue Turnhalle Teil des Schulensembles. Man habe Räume mit Atmosphäre geschaffen, in denen man sich wohlfühle.
„Wenn Menschen sich die Hände reichen, dann entsteht etwas Großartiges“, sagte Ciamek Abkai vom Förderverein. „Wir sind dankbar, dass das Wir in Heddesheim stark ist“, fügte er unter Hinweis auf die grüne Figur hinzu, die bereits die Erstklässler begrüßt hatte. Für den Elternbeirat stellte Manuela Eichmann dankbar fest: „Es lohnt sich, in Bildung zu investieren.“ Gemeinsam überreichten beide einen aufhängbaren „Kletterkamin“, der in der neuen Turnhalle zum Einsatz kommt.
Im Namen des Rotary Clubs Schriesheim Lobdengau übergaben der scheidende Präsident Karl-Heinrich Lorenz und seine Nachfolgerin Birgit Zilles symbolisch einen Scheck, der für die Finanzierung des Wasserspenders steht. Dieser befindet sich im Eingangsbereich der Mensa und bietet rund um die Uhr Trinkwasser zum Selberzapfen, still und sprudelnd.
Segensreiche Worte
Zum Abschluss spendeten die beiden Pfarrer Dirk Rafflewski von der evangelischen und Matthias Stößer von der katholischen Kirchengemeinde den neuen Gebäuden und den Menschen, die hier lernen und arbeiten, Gottes Segen. Den Kindern wünschten die Geistlichen Neugier, Phantasie und Lust am Gestalten. Dass sie Spaß am Lernen und am Musizieren haben, zeigten die Schüler mit ihren Liedern und einer Trommeleinlage.
Info: Fotostrecke und Video: morgenweb.de/heddesheim
Daten und Fakten
Das Schulhaus mit Mensa wurde für die gestiegene Schülerzahl nach der Zusammenlegung der Grundschulen und das Ganztagsangebot nötig.
Dafür wurde die alte Turnhalle Ende 2017 abgerissen und anschließend hinter dem alten Schulgebäude eine neue gebaut. Sie kostete rund 2,1 Millionen Euro und wurde im Mai 2019 in Betrieb genommen.
Für das neue Schulhaus hat die Gemeinde rund 4,7 Millionen Euro investiert. Baubeginn war Anfang 2018, feierliche Grundsteinlegung im Mai desselben Jahres. agö