Heddesheim. Das geplante Ergebnis fällt zwar etwas geringer aus als 2020, das Urteil des Bürgermeisters zum neuen Haushaltsjahr unterscheidet sich jedoch kaum vom Vorjahr: „Wir können sehr zufrieden sein“, sagt Michael Kessler im Gespräch mit dieser Redaktion. Dies gelte erst recht in diesen „schwierigen Zeiten für alle öffentlichen Haushalte“. Am Donnerstag, 25. Februar, soll der neue Etat im Gemeinderat verabschiedet werden. Schwer fallen wird das der Mehrheit wohl nicht: Eine Kreditaufnahme ist weder nötig noch geplant, die Liquidität steigt, und auch mittelfristig wächst das Polster.
„Unser Vorteil ist, dass wir bei den laufenden Kosten eine gute Struktur haben“, blickt Kessler auf das Kerngeschäft der Verwaltung: „Wir haben ein belastbares Fundament.“ Viele Stellschrauben stehen ohnehin nicht zur Verfügung, und bei den großen Posten sind die Ansätze recht stabil. Knapp ein Viertel der laufenden Aufwendungen fallen für Personal an, insgesamt 6,4 Millionen Euro (+300 000). In die Instandhaltung von Gebäuden fließen gut eine Millionen Euro (- 100 000). Energie, Wasser, Abwasser und sonstige Kosten der Grundstücksbewirtschaftung schlagen mit rund 1,4 Millionen Euro zu Buche (+200 000).
Investitionsbereiche 2021 – eine Auswahl
- Städtebau und Verkehr – 3,9 Mio. Euro: 2,4 Mio. Euro Sanierungsgebiete Ortskern und Gewerbegebiet (Abbrüche, Grundstückserwerb, Planung), 350 000 Euro barrierefreuer Ausbau Haltestellen (Siedlung und Gewerbegebiet), 350 000 Euro Radweg-Erneuerung Richtung Viernheim, 260 000 Euro Wasserbettstraße
- Erhaltung/Verbesserung kommunale Einrichtungen/Infrastruktur – 3,1 Mio. Euro: 1,8 Hallenbad-Sanierung (Schlussrate), 1,1 Mio. Euro Investitionen in die Abwasserbeseitigung (Kanalerneuerung, Hebewerksanierung)
- Grundstückskäufe – 2,5 Mio. Euro (ca. 2,3 Mio. für Gewerbegebietserweiterung); Erlöse: ca 9,1 Mio. Euro (2,3 Mio. Euro Gewerbegebiet, 6,8 Mio. Euro Mitten im Feld II)
- Bildung und Betreuung – 1,5 Mio. Euro: darunter 720 000 Euro weitere Sanierung Riegelbau Hans-Thoma-Grundschule, 120 000 Euro weiterer Umbau Karl-Drais-Schule, ca. 180 000 Euro Digitalisierung (Infrastruktur, Tafeln), 200 000 Euro Planung neuer Kindergarten
- Klimaschutz – ca. 700 000 Euro: darunter Investitionen aus verschiedenen Bereichen (Bildung/Betreuung, Infrastruktur), z. B. 240 000 Euro Fenstersanierung Hans-Thoma-Schule, 160 000 Euro Photovoltaikanlage Bauhof, 50 000 Euro Stromspeicher Grundschule, 50 000 Euro Planung Nahwärmenetz Sportzentrum.
„Kleine Delle“ kommt 2022
Größte Position auf der Ertragsseite sind die Steuereinnahmen. 14,3 Millionen Euro veranschlagt die Gemeinde hier, knapp 200 000 weniger als 2020. Nochmals 7,5 Millionen Euro kommen aus Zuweisungen. Unterm Strich steht im laufenden Geschäft ein positives ordentliches Ergebnis von gut 80 000 Euro. Planmäßige Abschreibungen (2,2 Millionen Euro) sind da schon abgezogen. Heißt: Der Ressourcenverbrauch wird demnach mehr als erwirtschaftet. Das gelingt nicht allen Kommunen. Edingen-Neckarhausen versucht aktuell, ein Loch von mehr als fünf Millionen Euro zu stopfen. Ladenburg hat hingegen gerade einen Haushalt mit einem Plus von 1,3 Millionen Euro verabschiedet.
2020 landet Heddesheim voraussichtlich bei einem ordentlichen Ergebnis von 2,8 Millionen Euro – geplant waren 260 000 Euro. Von dem Geld fließt jedoch 2022 wieder einiges an Umlagen ab, dann steht voraussichtlich ein Fehlbetrag im Ergebnishaushalt. „Eine kleine, überschaubare Delle, aber ansonsten eine sehr zufriedenstellende mittelfristige Entwicklung“, blickt Kessler schon auf 2023 und 2024. Dann liegt der positive Saldo laut Plan wieder bei jeweils über einer Million Euro.
Wichtige Größe neben dem ordentlichen Ergebnis ist der Zahlungsmittelüberschuss. Hier werden nur die kassenwirksamen Vorgänge betrachtet. Kämmerer Martin Heinz rechnet da für Heddesheim mit einem Plus von rund 1,7 Millionen Euro. „Mittelfristig addieren sich die Überschüsse aus dem laufenden Geschäft bis 2024 auf knapp zehn Millionen Euro“, rechnet Bürgermeister Kessler vor: „Das ist sehr erfreulich.“
„Können alle Ziele abbilden“
Zusammen mit den Einnahmen aus der Investitionstätigkeit – maßgeblich Grundstücksverkäufe – könne man in diesem Zeitraum etwa 31 Millionen Euro an Investitionen aus Eigenmitteln finanzieren, erläutert er. Für 2021 sind allein für Grundstückserlöse aus Mitten im Feld II nochmals 6,8 Millionen Euro eingeplant. Neue Schulden muss die Gemeinde also vorerst nicht machen. Im Gegenteil: Voraussichtlich wächst die Rücklage bis 2024 auf gut zehn Millionen Euro. Zum Jahresende 2021 wird sie laut Ansatz bei rund 6,7 Millionen Euro liegen.
„Wir können bis 2024 alle politischen Beschlüsse und Zielsetzungen abbilden, die wir in den vergangenen Jahren diskutiert haben“, nennt Kessler etwa die Ortskernsanierung, den neuen Kindergarten oder das Fernwärmenetz im Sportzentrum: „Es muss nichts verschoben werden.“ Das Polster biete vielmehr die Chance, auch neu aufkommende Themen diskutieren und abwägen zu können – „weil wir nicht mit dem Rücken zur Wand stehen“.
2021 sind zunächst Investitionen in Höhe von rund 11,7 Millionen Euro geplant. Größter Einzelposten ist der Grundstückserwerb für die Erweiterung des Gewerbegebiets (2,3 Millionen Euro), die der Gemeinderat in der kommenden Sitzung ebenfalls beschließen kann. Es wäre ein durchlaufender Posten, da Einnahmen aus dem Verkauf in gleicher Höhe angesetzt sind. Rund 1,9 Millionen Euro fließen in das Sanierungsgebiet im Ortskern, das 2021 voraussichtlich auch für die inhaltlich spannendesten Diskussionen sorgen dürfte. Was die Zukunft des Gebiets zwischen Unterdorf- und Schulstraße inklusive des Areals der ehemaligen Bäckerei Bosch betrifft, werde in diesem Jahr „einiges erlebbar werden, weil wir in die Planung einsteigen“, kündigt Kessler an: „Das wird ein ganz wichtiges und zentrales Projekt.“
Die Hebesätze für Grund- und Gewerbesteuer bleiben 2021 übrigens gleich, ebenso die Hundesteuer. Bereits beschlossen ist die Erhöhung des Wasserpreises auf zwei Euro pro Kubikmeter. Die Gebühr für Niederschlagswasser steigt von 45 auf 48 Cent, für Schmutzwasser von 88 Cent auf 1,08 Euro.