Gemeinsam auf die große Leinwand schauen, mit der deutschen Nationalmannschaft fiebern und am Ende vielleicht sogar ein zweites Sommermärchen erleben: Was bei der WM vor sechs Jahren noch vielerorts möglich war, ist diesmal aus der Mode gekommen. Im nördlichen Rhein-Neckar-Kreis gibt es nur eine einzige digitale Fußball-Arena, und die steht in Weinheim.
Areal für 5000 Fußballfans im EM-Dorf in Weinheim
So richtig vorstellen konnten sich wahrscheinlich nur wenige Menschen, wie das bereits vor Wochen angekündigte EM-Fandorf in Weinheim aussehen würde, das die Firma RW Messen & Events zusammen mit dem AC Weinheim auf die Beine stellen wollte. Jetzt sind die Vorbereitungen weitgehend abgeschlossen – und die Macher haben nicht zu viel versprochen.
Hinter dem AC-Sportpark in der Waidallee ist ein riesiges Areal für bis zu 5000 Fußballfans entstanden – mit einer 27 Quadratmeter großen LED-Wand, einem VIP-Bereich, Getränkeständen und Foodtrucks sowie viel Platz auf der Wiese für die Zuschauer, die dort – so lautet das Versprechen – vom 14. Juni bis 14. Juli „alle Spiele, alle Tore“ der Fußball-EM live und bei freiem Eintritt miterleben können.
Hoffnung auf eine Wiederholung des Sommermärchens von 2006
Den Organisatoren, Ramona und Dieter Link von RW Messen & Events sowie Klaus Lerchl, Guido Nieland und Bastian Becker vom AC, merkt man die Vorfreude auf das Großereignis deutlich an. Sie hoffen in Erinnerung an die WM 2006 quasi auf ein zweites „Sommermärchen“. Aber ihnen ist natürlich klar, dass die Sache auch schiefgehen kann. Zum Beispiel, wenn die deutsche Mannschaft früh aus dem Turnier ausscheidet.
Hauptsponsor Johannes Jäger vom gleichnamigen Birkenauer Möbelhaus, aber auch Alexander Skrobuszynski von den Stadtwerken Weinheim und Getränkelieferant Roland Müller sind trotzdem beim EM-Fandorf gerne mit im Boot, „weil es Deutschland einfach guttäte, wenn mal wieder eine Euphoriewelle durchs Land schwappt“, wie es Jäger beim Pressegespräch am Mittwoch formulierte. Skrobuszynski, der für diesen Termin extra sein Deutschland-Trikot übergezogen hatte, hofft ebenfalls auf einen Stimmungswandel. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass ein Erfolg der deutschen Mannschaft bei einem großen Fußballturnier einen Aufschwung bringt.
Videoüberwachung des EM-Dorfs wird direkt an Polizeirevier Weinheim übertragen
Los geht’s am Freitag, 14. Juni, um 21 Uhr mit dem Eröffnungsspiel gegen Schottland. Einlass ist ab 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Es finden Einlasskontrollen statt. Speisen und Getränke dürfen nicht mitgebracht werden. Pyrotechnik natürlich auch nicht. „Es gelten dieselben Regeln wie in Fußballstadien“, betont Dieter Link.
Um die Sicherheit zu gewährleisten, sind nicht nur Security-Mitarbeiter vor Ort, sondern das Gelände wird auch videoüberwacht – mit direkter Übertragung zum Polizeirevier Weinheim. Parkplätze gibt es am Sepp-Herberger-Stadion und am Strandbad Waidsee (Behelfsparkplatz im Hammerweg).
Public Viewing in Heidelberg: Marstallcafé und Halle 02
Einige Treffpunkte zum gemeinsamen Fußballschauen finden sich in Heidelberg. So lädt das Studierendenwerk ins Marstallcafé ein, wo rund 200 Menschen Platz finden. Gezeigt werden auch hier alle 51 Spiele. Nur eine Auswahl gibt es dagegen in der Halle 02, in der Kleinen Freiheit, ein Treffpunkt im Herzen der Bahnstadt.
Sie öffnet ihre Pforten für alle Fußballbegeisterten ab dem 14. Juni. Rund 300 Personen fasst der Raum, Tische können im Vorfeld reserviert werden, allerdings nur komplett. Für acht Plätze sind dann 232 Euro (Mindestverzehr) fällig. Aber auch im Außenbereich werden die Spiele übertragen, auf zwei 86-Zoll-Bildschirmen, die das Fußballerlebnis unter freiem Himmel noch intensiver machen, wie die Veranstalter versprechen.
Studie der Uni Hohenheim: Public Viewing kaum beliebt
In Heddesheim diente die Freizeithalle zuletzt 2018 als Fußball-Arena. Damals verfolgten bis zu 1000 Fans gemeinsam die Spiele der Nationalmannschaft. Mit bekanntem Ausgang: Deutschland schied schon in der Gruppenphase aus. Dass es diesmal kein solches Angebot gibt, findet Hauptamtsleiter Julien Christof schade.
Das wirtschaftliche Risiko sei den Veranstaltern einfach zu hoch, erklärt er. Eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim bestätigt: PublicViewing ist kaum beliebt, die EM-Tickets sind zu teuer und am liebsten schauen sich die Menschen die Partien der EM daheim an.
Seine ganz persönliche Europameisterschaft im Fußball hat der Bürgermeister von Edingen-Neckarhausen, Florian König, schon hinter sich. Im Mai trat er mit seinen kickenden Kollegen in Leipzig an – mit mäßigem Erfolg. Sein Team schaffte es immerhin bis ins Viertelfinale und schied im Elfmeterschießen gegen die Ukraine aus. Doch nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel, und so stellen sich König und sein Team am Samstag um 10 Uhr in Malaga der Nationalelf der Bürgermeister von Spanien.
„Als Fußballer freue ich mich natürlich sehr auf die EM, so ein Ereignis im eigenen Land ist etwas ganz besonderes“, erklärt er. Das Spiel am Freitag schauen sich sein Team und er gemeinsam in einem Freibad an: „Jetzt muss unsere DFB-Elf nur noch liefern.“ mit dpa
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