Neu-Edingen. Der kleine Spielplatz am Ende der Lilienstraße in Neu-Edingen fristet ein Schattendasein. Die Geräte sind in die Jahre gekommen, und Kinder spielen hier nur selten. Bei der Gemeinde Edingen-Neckarhausen gibt es deshalb Pläne, die Baulücke zu schließen. Was bereits bei der Verabschiedung des Bebauungsplans diskutiert wurde, ruft jetzt Eltern und Kinder auf den Plan.
„Es gibt nur einen Spielplatz in Neu-Edingen. Wieso wollt ihr da Häuser auf die Wiese hinbauen“, steht in einem handgeschriebenen Brief an Bürgermeister Simon Michler. Grundschülerin Annie hat ihn verfasst. „Das war ihre eigene Idee“, versichert ihre Mutter Jenny Elster, die 2018 nach Neu-Edingen gezogen ist und ein Jahr späterauf der Offenen Grünen Liste (OGL) für den Gemeinderat kandidiert hat.
Petition läuft
Um sich für den Erhalt des Platzes einzusetzen, wollte Jenny Elster eine Initiative gründen. Doch Corona machte diese Pläne zunichte. Stattdessen entschied sich die Mutter, eine Petition zu starten und Unterschriften zu sammeln. Mehr als 60 hat sie bereits zusammen, das sind fast fünf Prozent der Einwohner des Ortsteils. Mindestens eineinhalb Wochen noch will sie weiter um Unterstützung werben, ehe sie die Petition im Rathaus abgibt.
Auf den Brief von Anni hat Bürgermeister Michler bereits reagiert. „Ich habe die Mutter angerufen und auch mit der Tochter gesprochen“, sagt er unserer Redaktion auf Nachfrage. „Er hat sich unsere Argumente angehört und erklärt, es sei noch nichts entschieden“, erinnert sich Jenny Elster an das Telefonat. Was genau die Gemeinde auf dem rund 900 Quadratmeter großen Gelände plant, steht laut Michler noch nicht fest. Das Bauamt prüfe gerade die Möglichkeiten. Gut denkbar sei die Bebauung eines Teils der Wiese, etwa mit zwei Doppelhaushälften. „Damit hätten wir die Möglichkeit, noch zwei Familien glücklich zu machen“, erklärt Michler. Denn Bauplätze sind nach wie vor gesucht und kaum zu finden, jedenfalls nicht zu bezahlbaren Preisen.
Der verbleibende Teil des Areals, rund 400 Quadratmeter, würde dann als Spielplatz neu gestaltet und aufgewertet. Auch aus finanziellen Gründen setze die Gemeinde auf die Schließung von Baulücken. In diesem Fall könnte ein sechsstelliger Betrag in die Kasse der Kommune fließen, die nicht zuletzt wegen Corona leer ist. Ein Teil des Erlöses würde die Gemeinde dann in die Aufwertung des Spielplatzes investieren und diesen auch einzäunen, ebenfalls eine Forderung der Eltern. Netto gäbe es dann immer noch ein Plus, erläutert der Bürgermeister und argumentiert: „Lieber einen kleinen, aber dafür feinen Spielplatz.“
Wenn das Bauamt seine Prüfung abgeschlossen hat, werden die Ergebnisse im Gemeinderat diskutiert. „Ich will das dieses Jahr auf jeden Fall noch über die Bühne bringen“, betont Michler. Der gerade erst überarbeitete Bebauungsplan für Neu-Edingen ist rechtskräftig. Nach Angaben von Bauamtsleiter Dominik Eberle sah der alte Plan aus den 1950er Jahren auf der kompletten Wiese eine Bebauung vor. Mit der jüngsten Änderung werde die 400 Quadratmeter große Teilfläche hingegen als Grünfläche geschützt und dürfe nicht bebaut werden.
Was Bürgermeister Michler für einen guten Kompromiss hält, stößt bei Jenny Elster nicht auf Gegenliebe. In ihrer Petition bittet sie die Gemeinde darum, auf einen Verkauf des Grundstücks zu verzichten und es stattdessen komplett als Spielplatz zu erhalten und auszubauen. Michlers Argument, es gebe ja in der Ahornstraße noch einen großen Spielplatz im Ortsteil, will sie nicht gelten lassen. Dieser liege auf der anderen Seite der Autobahn und sei zu weit weg, um die Kinder dort einfach mal zum Spielen hinzuschicken. Aspekte, die bei der Diskussion im Gemeinderat sicher auch eine Rolle spielen werden.
Info: Petition im Wortlaut: www.morgenweb.de/edingen
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar In Edingen-Neckarhausen kommt es auf Integration an