Edingen-Neckarhausen. An der Pestalozzischule in Edingen gibt es möglicherweise einen Neubau anstelle einer aufwendigen Sanierung des Verwaltungstrakts. Das hat Bürgermeister Simon Michler im Gespräch mit dem „MM“ angedeutet. Entsprechende Überlegungen seien im Arbeitskreis erörtert worden, der sich mit der millionenschweren Sanierung befasst.
Blick in die Geschichte der Schule
- Die Pestalozzischule in Edingen wurde in den Jahren 1963 bis 1965 nach Plänen der Architekten Wilhelm und Karl Schmucker erbaut.
- Grundsteinlegung und Einweihung erfolgten in der Amtszeit von Bürgermeister Robert Walter. Seinen Namen trägt bis heute die Straße.
- Dass der Altbau der Pestalozzischule marode ist, steht schon seit Jahren fest. Bereits im Jahr 2000 gab es im Etat der Gemeinde Mittel für die Sanierung der Schulen.
- 2007 wurden für die beiden Trakte der Pestalozzischule Kosten von rund 3,2 Millionen Euro ermittelt.
- In einem ersten Abschnitt sollte das Gebäude mit den Klassenzimmern für 1,8 Millionen Euro saniert werden. Tatsächlich wurde das erst 2009 vollendet.
- Der 2014 diskutierte Neubau einer Mensa für 1,7 Millionen Euro wurde später wieder auf Eis gelegt. 2015 erfolgte eine provisorische Lösung für rund 200 000 Euro.
- Im Entwurf des Haushaltsplans für 2021 stehen rund 500 00 Euro als erste Rate für den zweiten Sanierungsabschnitt.
- Die mittelfristige Finanzplanung sieht für die Folgejahre 2022 und 2023 jeweils zwei Millionen Euro vor.
Die Initiative zur Prüfung der Variante Neubau ging von der CDU aus, wie deren Sprecher Markus Schläfer auf Anfrage bestätigt. „Das alte Gebäude müsste komplett entkernt werden“, macht der Christdemokrat die Dimension des Projekts deutlich. Dessen Kosten werden inzwischen auf rund fünf Millionen Euro geschätzt.
„Abriss wäre ökologischer“
„Ein Neubau wäre auf jeden Fall ökologischer“, betont Schläfer auch unter Hinweis auf die Architekten. Zudem könne eine moderne Be- und Entlüftung, deren Notwendigkeit sich gerade in der Corona-Pandemie zeigt, so leichter realisiert werden. Ob ein Neubau auch wirtschaftlicher wäre, sollen weitere Untersuchungen zeigen.
„Da haben wir noch einige Hausaufgaben zu machen“, erklärt Hauptamtsleiterin Elke Hugo und spricht von einem dicken Brett, das zu bohren sei. Die möglichen Varianten müssten jetzt mit Kosten hinterlegt werden, erläutert Bürgermeister Michler. Im Februar will er im Gemeinderat nichtöffentlich darüber beraten, spätestens im März oder April soll es eine beschlussreife Vorlage geben. Dann könnten endgültig die Weichen für das Vorhaben gestellt werden.
Dass es in so einer wichtigen Angelegenheit einen Grundsatzbeschluss des Gemeinderates geben muss, unterstreicht auch Dietrich Herold von der Unabhängigen Bürgerliste (UBL-FDP/FWV). Dabei verhehlt er nicht, dass er durchaus Sympathie für eine Neubaulösung hat: „Wenn wir sanieren, haben wir am Ende immer noch ein altes Haus.“
Bezuschussung noch unklar
Die Frage des Neubaus wird sich auch daran entscheiden, wie hoch die Zuschüsse des Landes ausfallen. „Da ist vieles vom Regierungspräsidium abhängig“, erklärt der Bürgermeister. „Jede Verzögerung macht uns das tägliche Leben schwerer“, wirbt Rektorin Renate Wacker für eine baldige Lösung. Übers Knie brechen will Michler jedoch nichts: „Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen.“
Dass sich für rund fünf Millionen Euro ein modernes Schulgebäude mit acht Klassenräumen und Mensa bauen lässt, hat die Gemeinde Heddesheim in der jüngsten Vergangenheit an der Hans-Thoma-Schule gezeigt. Ein Beispiel, das auch CDU-Fraktionschef Markus Schläfer nennt.
Für Rektorin Wacker ist entscheidend, dass die Schule zukunftsfähig gemacht wird. Sie selbst scheidet im Sommer aus dem aktiven Dienst aus. Mit der anstehenden Sanierung oder dem Neubau wird sich also ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger auseinandersetzen müssen. Selbst wenn sich der Gemeinderat im April für die Variante Sanierung entscheidet, dürfte das Projekt in diesem Jahr nicht mehr beginnen, wieHauptamtsleiterin Hugo vermutet. Denn allein die Baugenehmigung, die auch dafür nötig wäre, würde vier bis fünf Monate in Anspruch nehmen.
Ausweichquartier ab Herbst frei
Und die Module, in denen derzeit noch der Kindergarten „Neckar-Krotten“ untergebracht ist, lassen sich nicht einfach so für Unterricht nutzen, wie die Rektorin bekräftigt: „Die müssen erst einmal schulfit gemacht werden.“ Mit dem Ankauf des Baus hat die Gemeinde immerhin die Voraussetzung dafür geschaffen, dass für die Dauer der Sanierung (oder des Neubaus) ein Ausweichquartier für die Schüler zur Verfügung steht. Dass die Kindergartenkinder ihren Neubau im Gemeindepark nach den Sommerferien beziehen können, ist nach Angaben von Bürgermeister Michler sicher.
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