Neckarhausen. Die Einwohner von Neckarhausen dürfen sich auf superschnelles Internet freuen. Das Unternehmen Deutsche Glasfaser hat am Montag mitgeteilt, dass der Ausbau in Kürze beginnen soll. Vorausgegangen war eine sogenannte Nachfragebündelung: Mindestens 40 Prozent der Haushalte sollten sich vorab vertraglich verpflichten, einen Anschluss für 24 Monate zu buchen. Am Ende wurde das Ziel mit rund 36 Prozent nur knapp verfehlt.
Wann genau die Bauarbeiten beginnen, kann Projektleiter Jürgen Weck von der Deutschen Glasfaser noch nicht sagen. Zunächst müsse jetzt in Zusammenarbeit mit der Gemeinde die Planung abgestimmt und der Standort des PoP (Point of Presence) festgelegt werden. Der PoP (Point of Presence) ist die Hauptverteilstation des Netzes und eines der ersten sichtbaren Zeichen des Ausbaus. Ob die Deutsche Glasfaser dabei den vorhandenen Backbone des Zweckverbands Fibernet Rhein-Neckar nutzt, ist noch offen. Das hänge unter anderem von der Entfernung zum Übergabepunkt ab, wie Weck erläutert.
Turbo-Internet
Die Deutsche Glasfaser bietet bis zum 13. März den Abschluss von Verträgen für Neckarhausen online an.
Bei Bestellungen nach dem 13. März fallen Baukosten für den Anschluss an, die mindestens 750 Euro betragen werden.
Fragen beantworten die Mitarbeiter der Hotline unter 02861/89 06 09 40, (montags bis freitags, 8 bis 20 Uhr).
Informationen über die buchbaren Produkte sind online unter www.deutsche-glasfaser.de/neckarhausen verfügbar. hje
Beim Zweckverband steht man dem Engagement privater Unternehmen grundsätzlich positiv gegenüber. „Wir sehen das aber auch mit einem weinenden Auge“, erklärt Thomas Heusel: „Denn die schneiden uns immer ein Stück raus.“ Fibernet versuche auf jeden Fall, den Backbone auch an die Drittanbieter zu verkaufen. Denn schließlich stecken in der Grundversorgung der Region mit schnellem Internet Millionen an Steuergeldern.
Verzögerung in Altenbach
Laut Heusel bleibt es das Ziel, den gesamten Kreis flächendeckend mit Glasfaser bis ins Haus zu versorgen. Das sehe auch die Satzung des Verbands ausdrücklich vor. „Das wird allerdings noch Jahre dauern“. räumt Heusel ein. „Wir konzentrieren uns im Moment auf die Gewerbegebiete und die Schulen“, erläutert er die Marschrichtung: „Damit sind wir die nächsten fünf Jahre beschäftigt.“
Ein Ausbau in der Fläche, also zu allen privaten Haushalten, bleibt vorerst die Ausnahme. Eine davon ist die Gemeinde Wilhelmsfeld im Odenwald. „Da nehmen wir gerade die Planung auf“, erklärt Heusel. Es wäre der erste Ort, der komplett mit Glasfaser versorgt würde: „Das ist ein Riesenbrocken.“
Abgeschlossen ist der Ausbau dagegen in den beiden Schriesheimer Stadtteilen Altenbach und Ursenbach. Zuletzt war eine Inbetriebnahme dort bis Anfang des Jahres geplant, jetzt verzögert sie sich abermals, und zwar bis Juni und Oktober in Altenbach, je nach Bauabschnitt, und bis August in Ursenbach. Als Grund für die Verzögerungen nennt Heusel unter anderem den fehlenden Anschluss von der Landesstraße her: „Da haben wir etwas Schwierigkeiten.“ Außerdem stehe in Altenbach noch eine vollständige Dokumentation der Kabelführung durch die beauftragte Baufirma aus. In Altenbach gibt es Glasfaser bis zum Verteiler, die so genannte letzte Meile wird über die vorhandenen Kupferkabel abgedeckt. Deshalb wird hier nur eine Bandbreite von „bis zu 50 MBit/s“ erreicht. Das ist zwar deutlich schneller als das bisherige Angebot, allerdings weit entfernt von den gigabitfähigen Anschlüssen, die Glasfaser bis ins Haus erlaubt. Das gibt es in dem Odenwalddorf nur in unmittelbarer Umgebung der insgesamt acht Verteilerstationen.
„Wir sind froh, dieses ehrgeizige Ziel erreicht zu haben, und dass Neckarhausen für die digitale Zukunft gut aufgestellt ist.“, freut sich Bürgermeister Simon Michler über den Ausbau. Einer der ersten, der im vergangenen Jahr einen Vertrag unterschrieben hat, ist Gemeinderat Alexander Jakel, der in der Neugasse wohnt und dort trotz eines 100-Mbit-Vertrages zeitweise nur deutlich geringere Bandbreiten hat. Wenn er wie jetzt viel zuhause arbeitet und sein Bruder ebenfalls, kann das bei Videokonferenzen schon schwierig werden: „Ich bin deshalb glücklich über diese sinnvolle Investition in die Zukunft.“
Mächtig investieren muss dafür jetzt erst einmal die Deutsche Glasfaser. Auf acht bis zwölf Millionen Euro beziffert Jürgen Weck die Kosten des Projektes. Nach dem erfolgreichen Start in Neckarhausen plant sein Unternehmen in weiteren Kreiskommunen den Aufbau von Glasfasernetzen, so in St. Leon-Rot und Reilingen. „Wir freuen uns, dass es jetzt endlich losgehen kann“, sagt Weck zum bevorstehenden Baubeginn in Neckarhausen. In einem weiteren Schritt soll der Ortsteil Edingen zum Zug kommen.