Brandschutz

Seit einem Jahr hauptamtlicher Gerätewart in Bürstadt

Von 
Sandra Bollmann
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Michael Siefert an seinem Arbeitsplatz. „Ich bin für alles zuständig, was Technik betrifft“, beschreibt er sein Aufgabengebiet. © Berno Nix

Bürstadt. Michael Siefert hat zwar alle Hände voll zu tun, trotzdem sitzt er ganz entspannt im Dienstzimmer der Bürstädter Feuerwehr und beantwortet ausführlich alle Fragen unserer Redaktion. Seit rund einem Jahr arbeitet er als hauptamtlicher Gerätewart bei der Stadt. Und ist heilfroh, dass die freiwilligen Feuerwehrleute nach wie vor kräftig mitanpacken.

Bei der Jugendwehr gestartet



Michael Siefert ist 31 Jahre alt und wohnt nach wie vor in seinem Heimatort Langenthal, der zur hessischen Enklave Hirschhorn gehört und damit zum Kreis Bergstraße.

Seine Karriere als Brandschützer hat Siefert in der Langenthaler Jugendwehr begonnen. Mittlerweile ist er dort auch Wehrführer. Gelernt hat er Maurer. Nach der Ausbildung hat er zehn Jahre in einem Industriebetrieb gearbeitet.

Seit 1. Dezember ist er in Bürstadt hauptamtlicher Gerätewart und unterstützt hier die Ehrenamtlichen im technischen Bereich, ist aber auch bei den Einsätzen mit dabei.

Angestellt ist Siefert bei der Stadt. Damit hat Bürgermeisterin Bärbel Schader die personelle Aufsicht. Die fachliche Aufsicht hat allerdings Stadtbrandinspektor Uwe Schwara.

Die Corona-Pandemie hat auch dem neuen Bürstädter Gerätewart einige Steine in den Weg gelegt. So fanden etliche Lehrgänge im vergangenen Jahr nicht statt, inzwischen konnte er aber alles aufholen.

Nach einigen Wochen Pandemie-bedingter Unterbrechung hat die Bürstädter Wehr seit dem 17. Januar wieder ihre Übungen aufgenommen. Diese finden in Kleingruppen und mit FF2-Maske statt – oder online. Das gilt auch für die Kinder- und die Jugendwehr.

Ob er sich schon in alle Bereiche eingearbeitet hat, wollen wir wissen. Da muss er allerdings lachen und schüttelt den Kopf. „Dafür hat die Zeit einfach noch nicht gereicht“, sagt er. Sieferts Aufgaben sind vielfältig und umfangreich. „Damit könnte man durchaus noch ein bis zwei weitere Hauptamtliche beschäftigen“, macht Stadtbrandinspektor Uwe Schwara deutlich.

Siefert ist für alles zuständig, was irgendwie mit Technik zu tun hat. Das reicht vom kleinsten Messgerät bis zu den riesigen Einsatzfahrzeugen. „Alles muss irgendwann geprüft werden“, erklärt er. Bei manchen Vorrichtungen reicht eine Wartung pro Jahr aus, bei anderen ist sie monatlich fällig. Einige Gerätschaften werden auch extern unter die Lupe genommen, dann macht Siefert Termine zum Abholen aus oder bringt Fahrzeuge zu den Firmen, die dort die Prüfung übernehmen. Und dann kommt noch der ganze Papierkram obendrauf: Alles muss genau dokumentiert werden, das schreibt der Gesetzgeber vor. Damit hat die Verwaltungsarbeit einen riesengroßen Anteil an Sieferts Dienstzeit.

Perfekte Jobbeschreibung

Trotzdem sieht er hochzufrieden aus, wenn er von seiner Arbeit erzählt. Gelernt hat er Maurer, bei der Feuerwehr ist er aber schon sein halbes Leben. In seinem Heimatort Langenthal bei Hirschhorn hat er bei der Jugendwehr angefangen – und ist heute Wehrführer. Als Siefert die Ausschreibung für einen hauptamtlichen Gerätewart im Internet entdeckte, war er sofort interessiert. Bei der Feuerwehr sein Geld zu verdienen, und dann noch mit Schwerpunkt auf der Technik – das klang für den 31-Jährigen perfekt. „Bürstadt hatte ich ja schon kennengelernt“, erzählt er. Die Atemschutzstrecke ist allen Feuerwehrleuten im Kreis ein Begriff, einmal im Jahr müssen Atemschutzträger hier durch.

Die Bürstädter Kameraden haben Siefert mit offenen Armen empfangen. „Für uns ist er eine sehr große Entlastung“, bestätigt der Stadtbrandinspektor. Schon alleine, weil er tagsüber im Stützpunkt vor Ort und damit auch für Einsätze verfügbar ist.

„Das ist immer etwas schwierig, weil viele Aktive auswärts arbeiten und erst abends zurückkommen“, macht Schwara deutlich. Zurzeit arbeiten wegen der Corona-Pandemie allerdings etliche zu Hause im Homeoffice – und können auch tagsüber mit ausrücken. „Das ist doch mal ein echter Vorteil“, sagt Schwara mit einem Lachen.

Die große Wäsche ist ebenfalls ein Thema, das die Brandschützer ausgiebig beschäftigt. Inzwischen wechseln sie ihre Einsatzkleidung nämlich direkt vor Ort. Gerade nach einem Brand haften winzige Rußpartikel an Jacken und Hosen, die den berüchtigten Feuerkrebs verursachen können, wie Schwara erklärt. Also ziehen sich die Frauen und Männer um, bevor sie wieder in ihr Fahrzeug steigen und abrücken. „Damit gelangen weder Partikel in die Kabine noch in den Stützpunkt.“ Bis vor einem Jahr musste deshalb nach einem oft kräfteraubenden Einsatz auch noch die Industriewaschmaschine angeworfen werden. Schließlich werden beim nächsten Einsatz wieder frische Monturen gebraucht. Das sei ein riesiger Aufwand, schildert Siefert. „Zwei Garnituren pro Waschgang, dann imprägnieren – und dokumentieren. Das ist alles vom Hersteller genau vorgeschrieben.“

Mittlerweile kann die Prozedur bis zum nächsten Morgen warten, bis Siefert seinen Dienst antritt. „Oft erledigen das die Aktiven trotzdem selbst – gerade am Wochenende.“ Auch für die technische Unterstützung werden die freiwilligen Feuerwehrleute in Bürstadt also dringend gebraucht, gar keine Frage. „Nach wie vor haben wir unsere ehrenamtlichen Gerätewarte: vier in Bürstadt, zwei in Bobstadt und einen in Riedrode“, stellt Schwara klar. Zumal sich manche Aufgaben nur zu zweit erledigen ließen, wie die Prüfung einer Drehleiter beispielsweise.

Herausforderung Atemschutz

„Alles ist ohnehin nicht zu schaffen“, kommt Siefert auf einen großen Aufgabenbereich zu sprechen, von dem er bislang die Finger gelassen hat: den Atemschutz. Mit großem Aufwand müssen die Geräte geprüft und gewartet werden, in eng getakteten Intervallen. „Die Vorgaben sind extrem“, macht Schwara deutlich – hält das Ganze aber für absolut notwendig. „Daran hängen Menschenleben.“

In diesem speziellen Bereich gebe es unendlich viel zu lernen, intensive Lehrgänge seien zu absolvieren. Also kümmern sich auch weiterhin die beiden ehrenamtliche Kollegen um die Wartung der Atemschutzgeräte, wie sie das schon vor Sieferts Ankunft getan haben. „Ich unterstütze die beiden allerdings beim Transport und in der Werkstatt“, macht der neue Kollege deutlich.

Und auch beim Einsatz arbeiten der Hauptberufliche und die ehrenamtlichen Feuerwehrleute Hand in Hand. Zwar übernimmt Sievers beim Ausrücken oft das Steuer. „Aber ich bin nie der erste im Fahrzeug“, macht er deutlich. Er wartet zunächst ab, wer mitfährt und wo er am meisten gebraucht wird. Dann erst nimmt er seinen Platz ein. Wenn das keine komfortable Situation ist! Schwara nickt. Und sieht ebenfalls ganz zufrieden aus.

Redaktion Redakteurin "Südhessen Morgen", Schwerpunkt Bürstadt