Berufswahl

Neuntklässler in Bürstadt erhalten Hilfe bei der Jobsuche

Welche Ausbildung soll es nach der Schulzeit sein? In Bürstadt unterstützt das Programm "Fit for Future" die Schüle bei der Berufswahl. 30 Unternehmen machen dabei mit

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Corinna Busalt
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Die Neuntklässler der Erich Kästner-Schule stellen Fragen zum Projekt „Fit for Future“, das Luigi Imperato und Luisa Lurg präsentieren. © Berno Nix

Bürstadt. Als Luigi Imperato fragt, wer schon wisse, was er oder sie nach dem Abschluss im kommenden Jahr an der Erich Kästner-Schule (EKS) in Bürstadt machen will, gehen fast die Hälfte der Hände hoch. „Oh, das ist mehr als in den anderen Klassen“, sagt der 20-Jährige erstaunt. Marco beispielsweise hat schon 20 Bewerbungen verschickt. Der 15-Jährige interessiert sich für Elektrik und Automatisierungstechnik. Das Projekt „Fit for Future“ interessiert ihn dennoch. Schließlich geht’s um die Zukunft und darum, dass Luigi Imperator ihm und seinen Mitschülern mit weiteren jungen Erwachsenen bei der Suche nach der passenden Ausbildung helfen will.

„Fit for Future“ läuft nun im zweiten Jahr - mit weit mehr ehrenamtlichen Kräften und Unternehmen als noch im vergangenen Winter. Inzwischen sind rund 35 Firmen und Institutionen beteiligt. „Wir wollen euch bei der Suche nach dem perfekten Arbeitsplatz unterstützen“, erklärt Luigi Imperator den Neuntklässlern. „Dafür organisieren wir Workshops in den Unternehmen, damit ihr erfahrt, wie dort gearbeitet wird. Wir lassen euch dabei nicht alleine, sondern begleiten euch in Kleingruppen von fünf oder sechs Leuten“, verspricht der 20-Jährige. Auf einem Fragebogen können die Schüler ankreuzen, was sie sich genauer anschauen wollen.

Für Luigi Imperato geht an diesem Tag ein wahrer Marathon zu Ende. Der 20-Jährige, der selbst Wirtschaftswissenschaften in Frankfurt studiert, hat die Präsentation in insgesamt 15 Klassen der EKS vorgestellt. Mit Erfolg: „Wir haben schon etliche Anmeldungen.“ Im nächsten Schritt geht’s darum, Termine mit den Firmen zu vereinbaren und zu überlegen, wer aus der Gruppe als Begleitperson mitkommt. Ein enormer Aufwand, den Beate Späth von der Schulleitung zu schätzen weiß: „Genau so muss das laufen - aber für so was ist an der Schule keine Zeit. Deswegen ist es superklasse, was das Projekt bietet.“ Kostenlos. Die jungen Erwachsenen schaffen alles in ihrer Freizeit, lassen dafür Vorlesungen oder andere Aktivitäten sausen.

Team von Studenten zeigt Jugendlichen Betriebe vor Ort

„Tatsächlich fühlt es sich an wie ein Start-up, aber wir verdienen kein Geld damit - wollen wir auch nicht“, betont Luigi Imperato. Der 20-Jährige steht fest hinter der Idee und gehört zum festen Kern des Ganzen. Mit Mika Back und Mika Willwohl hat er „Fit for Future“ im Februar gegründet, stark unterstützt von der Bürgerstiftung. Nach den ersten Workshops im letzten Schuljahr haben sie das Portfolio enorm erweitert. „Wir sind gut vernetzt, obwohl wir jung sind.“

Warum sich Luigi Imperato für Ausbildungswege einsetzt, obwohl er selbst ein Studium gewählt hat, erklärt der 20-Jährige auch: „Als mein Bruder vor dem Abschluss an der EKS stand, gab es daheim etliche Diskussionen, wie es für ihn weitergeht“, erinnert er sich. „Viele Jugendliche wissen nicht, was sie machen sollen und gehen deshalb weiter zur Schule.“ Das bestätigt Beate Späth. Zwar gebe es etliche Ansätze zur Berufsvorbereitung an der EKS und auch die Berufsinfobörse. Doch das Projekt „Fit for Future“ sei viel intensiver, weil die Teenager richtig an die Hand genommen würden. Deshalb habe die Schulleitung gerne beschlossen, die Jugendlichen für die Workshops von F3 freizustellen - nicht nur in der sechsten Stunde wie im vorigen Schuljahr, sondern auch vormittags. „Damit nicht ständig jemand in der Klasse fehlt, haben wir nun feste Zeiträume vereinbart - zwei Wochen im Januar und dann noch einmal vor den Osterferien.“

Klassenlehrerin Vera Ulrich ist ebenfalls dankbar für das Engagement, obwohl nun wieder eine Stunde Deutsch wegfällt. „Wir bereiten uns gerade auf die Abschlussprüfungen vor, aber die beruflichen Themen sind natürlich wichtig.“ Ihre Schüler lassen sich gerne ablenken. Als sie ausnahmsweise das Handy herausholen dürfen, um den QR-Code von F3 zu scannen, sind sie sofort dabei. Die Liste der beteiligten Unternehmen schauen sich ebenfalls alle intensiv an.

„Ihr müsst nicht nach Mannheim, Darmstadt oder Frankfurt, um einen coolen Ausbildungsplatz zu bekommen. Was wir hier vor Ort haben, kann sich wirklich sehen lassen“, betont der 20-Jährige. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß und geht weit übers Handwerk hinaus. Zur Auswahl stehen auch Gastronomie, Autohäuser, Verwaltung, Reisebüros, AWO oder Caritas. Von einer Schreinerei, die ein tolles Aquarium für die Bundesgartenschau entworfen hat, und von Firmen, die Pools im Garten errichten, erzählt Luigi Imperato. Das kommt bei den Schülern gut an - ebenso wie die Billardtische in den Sozialräumen von Dachdecker Stadtmüller, die in seinem Video zu sehen sind.

In der Pause unterhalten sich die Neuntklässler Marco, Emily und Rojda darüber, was genau sie bei „Fit for Future“ interessiert. Marco will sich weiter informieren, obwohl er sich schon beworben hat. Die beiden 15 und 16 Jahre alten Mädchen wollen das Büro einer Rechtsanwältin oder eine Bank besuchen. Dass sie das Angebot von „Fit for Future“ nutzen, ist für sie keine Frage.

Fit for Future

Mika Willwohl, Luigi Imperato und Mika Back haben „Fit for Future“ - kurz F3 - im Februar 2024 mit der Bürgerstiftung Bürstadt gegründet. Sie zeigen Acht-, Neunt- und Zehntklässlern, welche Ausbildungsmöglichkeiten es in Bürstadt gibt - und unterstützen damit auch Firmen bei ihrer Suche nach Nachwuchs.

Darüber hinaus bieten sie mit erfahrenen Coachs Seminare an zu Themen wie Vorstellungsgespräche, Mediengestaltung und Organisation der eigenen Finanzen, zudem gibt’s Tipps zum Styling und Schminken für eine Arbeit im Büro oder in der Bank.

Da die Arbeit aufwendig ist, hat das Trio aus seinem Freundeskreis zahlreiche weitere Aktive für F3 gewonnen: Franka Thierfelder, Edgar Schwarze, Anna Röß, Constantin und Laurin Morweiser, Luca Ost, Julius Keinz, Luisa Lurg, Yannick Ulpins, Philipp Reiber, Lea Habel, Hannah Winkenbach und Sophia Lurg. 

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Redaktion Redakteurin des Südhessen Morgen und zuständig für die Ausgabe Bürstadt/Biblis

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