Bürstadt. Eine ganze Woche lang wird gewählt. 1600 junge Menschen in Bürstadt sind eingeladen, ihre Stimme abzugeben - oder selbst zu kandidieren: Von 9. bis 13. Dezember findet die Wahl für den neuen Jugendrat statt. Ende November ist ein Forum in der Erich Kästner-Schule geplant. Dabei stellt sich das Gremium mit seinen Aufgaben und Möglichkeiten noch einmal vor.
Vincent Vetter, aktueller Sprecher des Jugendrats, freut sich, wenn kräftig Werbung gemacht wird. „Der Jugendrat wird gehört. Und es macht großen Spaß mitzuarbeiten“, macht er deutlich. Er ist seit vier Jahren dabei, lässt sich für die nächste Wahl allerdings nicht mehr aufstellen. „Ich mache dann Abi, das nimmt zu viel Zeit in Anspruch.“ Andere engagierte Mitglieder haben ein Studium begonnen oder verbringen ein Jahr im Ausland und scheiden ebenfalls aus.
Infos zur Wahl
- Wahlberechtigt und wählbar sind alle Jugendlichen im Alter von 12 bis 21 Jahren, die in Bürstadt wohnen. Wer Lust hat mitzumachen, kann sich zur Wahl aufstellen lassen.
- In der Regel gehören alle Kandidaten dann auch dem neu gewählten Jugendrat an, Platz gibt es genug. Sitzungen finden etwa einmal im Monat statt.
- Der Jugendrat organisiert Veranstaltungen und Aktionen, setzt sich für die Interessen von Kindern und Jugendlichen ein und ist außerdem in allen städtischen Ausschüssen vertreten.
- In den Jugendrat wählen Kinder und Jugendliche Gleichaltrige, die ihre Interessen vertreten. Die Amtszeit beträgt zwei Jahre.
Umso mehr freut sich Vetter, dass Lilly Bardelang und ihre beiden jüngeren Brüder Alan und Ian weitermachen wollen. „Das ist richtig super, sie wissen nämlich, wie’s funktioniert.“ Eine gewisse Kontinuität sei wichtig. Inzwischen haben vier weitere Kandidaten ihre Bereitschaft erklärt, im neuen Gremium mitzuarbeiten. „Insgesamt sieben Personen, das ist ganz gut“, findet Vincent Vetter. Jetzt hofft er, dass sich noch ein paar Kandidaten mehr finden.
Zwölf bis 15 Mitglieder werden als ideale Größe für den Jugendrat angesehen, macht Oliver Haberer von der Sozialagentur Fortuna deutlich. Er ist zuständig für das Jugendhaus in Bürstadt und unterstützt den Jugendrat nach Kräften. Wer sich aufstellen lässt, könne prinzipiell davon ausgehen, dass er dem neuen Gremium auch angehört, macht er deutlich. Zu tun gibt es jede Menge, da ist jeder willkommen, der mit anpackt, erinnert Haberer an die Aktionen, die die politische Vertretung der Kinder und Jugendlichen in Bürstadt auf die Beine gestellt hat.
Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht setzt Zeichen
Das Projekt, auf das der noch amtierende Jugendrat wohl am meisten stolz ist, ist die Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht im vergangenen Jahr. Zusammen mit dem Seniorenbeirat und dem Heimatverein hatten die Mitglieder Zeitzeugen befragt und sogar ein eigenes kleines Büchlein herausgegeben. „Das war sehr viel Arbeit“, blickt Vincent Vetter zurück. Der riesige Aufwand habe sich allerdings gelohnt: „Es kamen 60 Gäste, das war super.“ Vor allem haben die jungen Leute etwas angestoßen, das in diesem Jahr seine Fortsetzung gefunden hatte: Erneut gab es eine Gedenkveranstaltung, diesmal unter Mitwirkung der Stadtverwaltung. „Vorher gab es das in Bürstadt überhaupt nicht“, stellt der Sprecher klar. Und fügt mit einem kleinen Grinsen an: „Wir haben der Politik gezeigt, wie’s geht.“
Als Erfolg wertet er auch den Kinoabend im vergangenen Jahr. Weil der Weg zur nächsten großen Leinwand viel zu weit, und das kommunale Kino in Biblis doch sehr klein ist, wollte das Gremium den jungen Leuten in Bürstadt ein Kinoerlebnis vor Ort bieten. „Es sind viele Zuschauer gekommen“, ist Vincent Vetter zufrieden.
Auch in Sachen Freizeitkickergelände habe der Jugendrat Stellung bezogen. „Wir haben intern abgestimmt. Und alle haben sich gegen eine Bebauung ausgesprochen.“ Bei Freunden und Bekannten sei die Stimmung ähnlich: „Soweit ich gehört habe, sind alle konsequent dagegen.“ Die große Wiese biete eben Platz für Treffen, ohne irgendjemanden zu stören. Die nächsten Nachbarn seien viel zu weit weg. „Wenn der Freizeitkicker wegfällt, treffen sich die Leute wieder eher in der Innenstadt“, ist sich Vincent Vetter sicher. Ärger sei vorprogrammiert.
Oliver Haberer hat noch eine ganze Liste an Projekten parat, die die Jugendräte in den vergangenen Jahren angepackt haben. Das reicht von der Planungsbegleitung des „neuen“ Jugendhauses, das 2018 aus der früheren Schillerschule ins ehemalige Sängerheim an der Nibelungenstraße gezogen ist, bis hin zu Fotowettbewerben und dem Austausch mit anderen Jugendräten. Zwei große Projekte sind nach wie vor deutlich sichtbar: So hat der damalige Jugendrat den Bau des Skaterparks angeregt und sich einen Unterstand gewünscht. Und auch der Dirtpark geht auf Anregungen und Planung des Gremiums zurück.
Inzwischen findet der Jugendrat auch die Zusammenarbeit mit dem Parlament richtig gut, bestätigt Vincent Vetter. Am Anfang seiner Amtszeit das sei noch anders gewesen. „Es lief alles etwas schleppend, und es gab sehr große Diskussionen.“ Auf die Einladung mitzureden folgte bei den Jugendräten ein wenig Ernüchterung. „Was wir wollten, wurde oft doch abgebügelt.“ Inzwischen suchten die Parteien von sich aus das Gespräch. Ohnehin hat der Jugendrat einen festen Platz in den politischen Ausschüssen und Rederecht bei allen Punkten auf der Tagesordnung. Und auch ein eigenes Budget, um Projekte finanzieren zu können.
Erste Gesprächsrunde im September auf dem Campus
Beim Forum in der EKS will sich der Jugendrat das alles noch vorstellen. Eine erste Gesprächsrunde hatte es bereits im September auf dem Campus gegeben. Jetzt kommt das Gremium direkt in die Schule. Die Klassen acht bis zehn werden dann eingeladen, zuzuhören und Fragen zu stellen. Und sich vielleicht selbst als Kandidat aufstellen zu lassen. Ein Termin steht noch nicht fest, spätestens Anfang Dezember muss die Aktion allerdings stattfinden.
Die Wahl findet dann ab Montag, 9. Dezember, im Jugendhaus oder in der EKS statt. Bis Freitag, 13. Dezember, ist Zeit, seine Stimme abzugeben. Teilnehmen können alle Bürstädterinnen und Bürstädter von zwölf bis 22 Jahren. Einfach die Benachrichtigung mitbringen, die laut Stadtverwaltung längst im Briefkasten liegen sollte. Wahlzettel liegen vor Ort aus.
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