Bürstadt. „Einen besonderen Menschen, der hier seine Spuren hinterlassen hat“, nennt ihn Bürgermeisterin Bärbel Schader: Günter Schwering, seit 32 Jahren Leiter des Bürstädter Altenheims St. Elisabeth, ist nach schwerer Krankheit am Montag im Alter von 62 Jahren verstorben. „Für uns ist das ein ganz schwerer Verlust“, stellt Schader am Dienstagabend im Sozialausschuss – sichtlich betroffen – fest.
Von Anfang an hat Schwering St. Elisabeth zu einer ganz besonderen Einrichtung gemacht: Mit seiner freundlichen und offenen Art holte der studierte Theologe und gelernte Altenpfleger jede Menge Leben in das Heim. Das Haus wurde Treffpunkt und Begegnungsstätte für viele Bürstädter bei Veranstaltungen und Vorträgen. Schul- und Kindergartenkinder schauten zum Mittagessen herein, für die Bewohner eine höchst willkommene Abwechslung. Auch beim Adventszauber war er im Organisationsteam und sorgte dafür, dass das ganze Haus mitfeiert. Den Kaffee servierte er bei solchen Gelegenheiten gerne selbst. Und verriet dabei auch, dass er tatsächlich mit dem Gedanken spiele, nach seiner Pensionierung ein eigenes Café zu eröffnen. Das ist ihm allerdings nicht mehr möglich gewesen. Zu schnell schritt seine Krankheit voran.
Vieles hat sich während seiner Wirkungszeit in St. Elisabeth verändert. Am 1. Juli 1988 eröffnete das Heim, im Jahr 2002 wurde das Obergeschoss zum Demenzbereich umgebaut und ein Dachgarten eingerichtet. Dass sich alle Bewohner seines Hauses so wohl wie möglich fühlen, war ihm ein großes Anliegen. Und wenn er auf den Stationen unterwegs war, hatte er für alle, denen er begegnete, einige herzliche Worte parat.
Im Jahr 2007 kam der Anbau für das Betreute Wohnen hinzu, außerdem die Sozialstation mit Wohnungen für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Nur gut, dass die Architektur zu seinen vielfältigen Interessen gehörte. Sein gesamtes Berufsleben hatte er sich mit Bauplänen auseinanderzusetzen. Die Verwirklichung seines letzten Projektes kann er nun nicht mehr erleben: Der Anbau mit den neuen Einzelzimmern ist fertig und soll am Freitag eingeweiht werden – für alle Beteiligten ohne Günter Schwering sicher sehr traurig.
Der Familienmensch und Vater von drei Kindern sah aber durchaus auch kritische Seiten an seiner Arbeit. Die mangelnde Wertschätzung für Pflegeberufe in der Gesellschaft zum Beispiel. Und auch, dass viel zu viel Zeit für Papierkram benötigt wird, die im Umgang mit den Menschen fehlt. Seine Kollegen werden ihn sehr vermissen, genauso wie die vielen Menschen aus Bürstadt, die mit ihm zu tun hatten. „Wir trauern mit seiner Familie“, bekundete Bärbel Schader. „Und sind dankbar, dass wir ihn hier hatten.“ sbo