Bürstadt. Hans-Werner Vetter ist echter Bürstädter. Wobei: „77 Jahre lebe ich schon hier. Geboren bin ich in Wuppertal und hab’ danach drei Jahre im französischen Metz gelebt.“ Vetter lächelt. Er wirkt topfit und freut sich auf seinen 80. Geburtstag am Sonntag. Feiern wollte er groß, aber das geht aufgrund der Corona-Pandemie nicht. Also sind erst die Familie und engste Freunde dabei, am Montag kommen dann Gratulanten. Und das sind sicher einige, schließlich hat sich der Jubilar über Jahrzehnte ehrenamtlich engagiert.
Jubilar mit vielen Ehrenämtern
Hans-Werner Vetter wurde am 13. September 1940 in Wuppertal geboren. 1962 heiratete er seine Ingrid, geborene Jakob. Sie haben drei Kinder: Michael, Silke und Burkhard.
Vetter ist seit 50 Jahren Mitglied der CDU und war zwölf Jahre Stadtverordneter. 25 Jahre unterstützte er den Verwaltungsrat von St. Michael. Über Jahrzehnte war er im Vorstand des TV aktiv. Bei der Bürgerstiftung Bürstadt war er Gründungsstifter und arbeitet seither im Vorstand mit.
2010 erhielt er vom damaligen Landrat Matthias Wilkes den Ehrenbrief des Landes Hessen.
Als Verkehrspolizist wurde sein Vater Jakob – übrigens ein Lorscher – nach Wuppertal versetzt, deswegen kam der Sohn dort auf die Welt. Kurz darauf zog die Familie nach Frankreich, wo sie vor der starken Bombardierung drei Jahre später floh: nach Bürstadt, der Heimat seiner Mutter Maria, geborene Siegler. „Wir waren Flüchtlinge damals. Flüchtlinge aus dem Westen“, sagt Vetter. Sein Vater hat übrigens bis zu seiner Pensionierung als Verkehrspolizist in Bürstadt gearbeitet.
„Wenn ich Französisch höre, möchte ich am liebsten mitreden, weil das noch so in meinem Hinterkopf ist“, erzählt Vetter. Viele Jahre erschrak er sich fürchterlich, wenn es knallte – noch traumatisiert von den Angriffen im Krieg auf Metz. In Bürstadt besuchte er zunächst die Schiller- und dann die Nibelungenschule. „Meine Klasse war die erste, die damals hier den Abschluss zur Mittleren Reife machen konnte“, erinnert er sich. Als Industriekaufmann arbeitete er danach bei den Benz Motorenwerken. Bis 1975 führte er deren Bilanzbuchhaltung – dann stieg er komplett ins Geschäft seiner Frau Ingrid ein, die es 1966 gegründet hatte.
Für CDU, Pfarrei und TV aktiv
Von 1970 bis 1982 saß er für die CDU in der Stadtverordnetenversammlung. Zig mal hat er sich als Wahlhelfer engagiert. Und auch im Ehrenamt wurde Vetter gefordert: Über den Schwiegervater kam er zum Turnverein und war erst Protokollführer und dann Kassierer – für Jahrzehnte. „Beim TV war ich alles mal – bis auf Oberturnwart.“ Er lacht und denkt gerne an die Aktivitäten zurück, etwa die Faschingsfeste in der Halle in der Luisenstraße.
Im Verwaltungsrat von St. Michael wirkte Vetter auch 25 Jahre lang mit, er unterstützte den Wirtschafts- und Gewerbeverein über viele Jahre und hob 2012 mit anderen Bürstädtern die Bürgerstiftung aus der Taufe. Dort sitzt er nach wie vor im Vorstand, sonst aber lässt der Jubilar es mittlerweile ruhiger angehen. Im Mode-Geschäft, das nach wie vor seine Frau Ingrid mit Sohn Burkhard betreibt, hilft er immer noch gerne. „Ein guter Verkäufer bin ich aber nicht“, gesteht er. Dafür hat er im Hintergrund geschafft: Als Herr der Zahlen kümmerte er sich um die gesamte Buchhaltung und die Löhne für die Mitarbeiter.
Inzwischen unternimmt Hans-Werner Vetter regelmäßig mit seiner Frau lange Waldspaziergänge, und schwimmen geht er auch gerne ins Freibad. „Man muss schon dankbar sein“, sagt er mit Blick nach oben, „dass wir so lange und einigermaßen fit zusammen sein können“. In zwei Jahren feiern sie Eiserne Hochzeit. Kennengelernt haben sie sich übrigens nicht in Bürstadt: „Das war lustig: Der Funke sprang am Vierwaldstättersee über.“ Unabhängig voneinander verbrachten sie dort eine Jugendfreizeit und trafen sich auf der Straße – später lernten sie sich in der Heimat dann erst richtig kennen.
Dass er nun 80 Jahre alt sein soll, kann er nicht so recht begreifen, weil die Zeit so schnell vergangen ist. Immer gab es so viel zu tun, weil die Familie regelmäßig in ihre Geschäfte investierte und auch mehrfach umbaute. Vor allem das Geschäft mit Kinderbedarf, das seine Tochter Silke mittlerweile in Weinheim betreibt. Was er sich wünscht? „Dass die Stadt belebt bleibt und es jetzt nach Corona wieder aufwärts geht.“ Dazu wolle auch Vetter Moden beitragen, betont er.