Wattenheim. Der „Elefant“ im Ortsteil Wattenheim in Sachen Verkehr ist die L 3162, die als Rheinstraße mitten durch den Bibliser Stadtteil hindurchführt. Deshalb hatte Diplom-Ingenieurin Karin Weber mit ihrem Team des Stadt- und Verkehrsplanungsbüros aus Darmstadt für das Mobilitätskonzept der Gemeinde darauf den Fokus gelegt. Doch sie hat noch weitere Punkte gefunden, an denen es eng wird.
„Die Landesstraße ist mehr Fluch als Segen. Sie führt viel Verkehr in den Ort. Aber die Geschäfte profitieren auch vom Durchfahrtsverkehr“, merkte sie in der Ortsbeiratssitzung an, in der sie ihre Erkenntnisse jetzt vorstellte. Rund 5000 Fahrzeuge, davon rund 4,5 Prozent Lkw, machen etwa drei Mal so viel Verkehr aus, als Wattenheim selbst verursachen würde.
Die Expertin fand etliche Straßen, bei denen die Gehwege auf mindestens einer Seite sehr schmal seien. Oft werde auf der anderen Seite wild geparkt, was ein Durchkommen für andere Verkehrsteilnehmer und auch für Fußgänger problematisch gestalte.
Besonders schmal werde der Bordstein am Ende der Rheinstraße in Richtung Nordheim. Dort sind derzeit „Frankfurter Hüte“ aufgestellt, die allerdings zur Folge haben, dass Lkw auf den anderen freien Bürgersteig ausweichen. So gefährden die Brummis die Anwohner, die nur mit großer Achtsamkeit auf die Straße treten könnten, meldete einer der Betroffenen.
Kita intensiver betrachten
Ein besonderes Augenmerk will Weber auf die Schulstraße und den sicheren Schulweg lenken. Auch die Kita wird näher betrachtet, weil dort zwar Tempo 30 gilt, die Verkehrsplanerin aber eine verkehrsberuhigte Zone empfiehlt. Davon gibt es bislang nur eine im Ortsteil – in der Straße „Am Golfpark“. Dort ist das entsprechende Schild genau über dem „Ende Tempo 30“-Schild angebracht, was viele Autofahrer nicht nachvollziehen könnten und zu schnell fahren. „In allen Straßen, die von der Rheinstraße abzweigen, ist Tempo 30, was auch gut so ist. Deswegen steht das Schild da ganz richtig – in verkehrsberuhigten Zonen darf man nur Schrittgeschwindigkeit fahren“, so Weber.
Für die Radfahrer sei die Kreuzung der Rheinstraße am Ortseingang problematisch, wenn sie aus Biblis kommen. Auch das Parken in der direkt angrenzenden Beunestraße, der Neugasse und im Neuländer Pfad beeinträchtige oft die Sicht. Müllfahrzeuge und Landwirte mit ihren Traktoren kämen nur schwer durch die Straße. Als zentrales Problem nannte die Planerin die fehlende Umgehungsstraße. Wenn es Neuansiedlungen von Firmen im Bereich des jetzigen Atomkraftwerks gäbe, könnte es wieder schlimmer werden mit dem Verkehr.
Hier merkte Bürgermeister Volker Scheib an, dass er zur Fortschreibung der Umgehung aus den alten Plänen die Unterstützung der Bevölkerung brauche. „Zumindest müsste eine Unterschriftenliste gemacht werden, und es müssten weitere Aktionen folgen. Das kann die Verwaltung nicht allein. Die Umgehung hat eine Planungszeit von etwa zehn Jahren“, führte er aus.
Kritisch gesehen wurde von den Wattenheimern noch die Einfahrt zum Radweg in Richtung Nordheim. Da befinde sich die Zufahrt zum italienischen Supermarkt, die Lastwagen zur Anlieferung nutzen.
Nach dem Vortrag des Fachbüros und der Aussprache bildeten sich verschiedene Arbeitsgruppen. „Es geht nicht darum, perfekte Lösungen zu finden. Das ist dann unser Job als Verkehrsplaner. Wir haben einen anderen Blick, aber Sie kennen den Ort viel besser“, gab Weber den Teilnehmern mit. Eine Lösung deutete sich in der Aussprache bereits an: Mehr Einbahnstraßen könnten viele gefährliche und unschöne Situationen entschärfen.