Nordheim. Fine hustet, Luna juckt es, und Diana genießt einfach die Zeit mit ihrem Frauchen. Katharina Reis setzt sich mit ihren drei Hündinnen in den Pferdeanhänger von Jennifer Maringer. Die nächsten 45 Minuten werden sie vor allem atmen. Und zwar salzhaltige Luft, die aus einem Loch in der Rückwand strömt. Feiner Nebel – mit Sole angereichert – breitet sich im Inneren aus. Das Meeresklima hilft nicht nur den Atemwegen, sondern auch der Haut. Und das weit weg von der See, im Bibliser Ortsteil Nordheim – oder eben da, wo Maringer ihren Hänger abstellt.
Die 29-jährige Nordheimerin ist absolut überzeugt von der Inhalationstherapie. Seit vier Jahren schon liest sie sich ein und sammelt eifrig eigene Erfahrungen über die Wirkungsweise und die Möglichkeiten. Die Sole war selbst schon ihre letzte Hoffnung. Denn Maringers Fuchsstute scheuerte sich wund. „Nichts hat auf Dauer geholfen. Sie hat sich blutig gekratzt und hatte keine Mähne und keinen Schweif mehr.“ Als die Pferdefreundin schon völlig ratlos und auch verzweifelt war, empfahl ihr die Tierärztin, das Pferd an die See zu bringen. Doch Maringer wollte sich nicht von der Stute trennen – sie holte sich das Meer nach Hause: „Mit einem kleinen Gerät fing es an.“
Als es sich bewährte, weil die salzhaltige Luft die Haut beruhigte, kaufte Maringer ein größeres Gerät. Bald kam sie auf die Idee, die Sole in einem geschlossenen Raum wirken zu lassen – und auch anderen anzubieten. So investierte sie in einen nagelneuen Pferdeanhänger, der mit Aluminium und Kunststoff ausgekleidet ist und sich daher gut reinigen und desinfizieren lässt. „Nach jeder Anwendung machen wir gründlich sauber. Das ist auch notwendig!“ Rund zwei Stunden werde in der Regel geputzt. Denn gerade bei Pferden mit Atemwegsproblemen löse die Sole den Schleim. „Da kommen dann Klumpen voller Sekret heraus.“ Klingt eklig, sei aber eine große Erleichterung für die Tiere.
Farbiges Licht wirkt gleich mit
Ängstlich seien die großen Vierbeiner übrigens selten, obwohl sie im nebligen Hänger wenig sehen können. „Wenn sie ein Heunetz haben, sind sie meist abgelenkt. Manche spüren richtig, wie gut ihnen das tut, und drücken ihre Nüstern direkt ans Loch, um die salzige Luft einzuatmen“, erzählt Maringer. Dann erzählt sie von einem Schäferhund, der sich nach dem ersten Besuch kaum noch bremsen ließ und immer direkt in den Anhänger stürmte. „Er hatte sich vorher nicht mehr an die Ohren greifen lassen und sich hier drin richtig wohl gefühlt.“ Wer das nicht selbst erlebt habe, könne es kaum glauben, fügt sie noch hinzu.
Zusätzlich zur Sole bietet Maringer auch eine Lichttherapie an. „Rot gilt als schleimlösend, blau wirkt beruhigend. Manche sind völlig überzeugt von der Wirkung, andere glauben nicht dran.“ Das sei jedem selbst überlassen. Sie möchte nur, dass sich Mensch und Tier wohlfühlen – hat selbst aber schon den Eindruck, dass das farbige Licht helfe. Auf Wunsch schaltet sie zudem Musik mit speziellen Schwingungen ein, die beruhigend wirken.
Meeresklima im Ried
- Die Sole ist mit Magnesium versetzt und per Ultraschall vernebelt. Sie wirkt antibakteriell und durchblutungsfördernd – in den Atemwegen und auf der Haut. Dadurch lindere sie auch Hautbeschwerden und Ekzeme.
- Etwa 45 Minuten dauert eine Behandlung. Empfohlen werden bis zu zwei täglich. Ein Luft- und Bakterienfilter sowie ein Sauerstoffionisator kommen in der Salzkammer zum Einsatz.
- Nach jeder Behandlung wird geputzt und desinfiziert.
Die 29-Jährige geht selbst übrigens selten mit hinein. Wobei sie die Sole auch mal bei ihren Kindern einsetzt, wenn diese husten. Aber dann nimmt sie das mobile Gerät, für das sie auch eine Maske hat. In dem Fall wirkt die Sole eben nur über die Nase und nicht über die Haut. Wichtig sei, dass die Behandlung an mehreren Tagen hintereinander erfolgt. „Meist tritt erst einmal eine Verschlechterung auf, ehe es besser wird.“ Deshalb gibt sie den Kunden eine Einweisung und lässt ihre Ausrüstung vor Ort. Im Anhänger gibt’s eine Kamera, und über den Monitor können die Besitzer ihre Tiere von außen im Blick behalten.
Profitabel sei ihr Angebot bislang nicht, sagt Maringer. Doch sie ist froh, wenn sie helfen kann. Deshalb verbringt sie viel Zeit mit der Beratung und tauscht sich intensiv mit Tierärzten aus. Vor allem bei schwierigen Fällen, wenn es um Atemnot geht. Manchem Besitzer mit chronisch krankem Tier, das dauerhaft behandelt werden muss, hat sie auch schon geraten, sich ein eigenes Gerät zuzulegen.
Viele Anfragen gibt’s übrigens nicht nur jetzt während der Erkältungszeit, sondern zunehmend im Sommer. „Die Hitze macht sogar robusten Tieren zu schaffen.“ Staub verursache dann zusätzlich noch Probleme. Die Therapie kurbelt übrigens den Stoffwechsel an. „Sie steigert die Leistung, weil sie die Atemwege weitet. Ganz ohne Doping.“ Sie lacht. Darum geht’s bei Fine, Luna und Diana natürlich nicht. Die drei hüpfen aus dem Anhänger und gehen eine große Runde spazieren.