Landau. In den Straßen Richtung Stadtmitte sieht man sie schon: die Plakate des Landauer Weihnachtscircus. Doch es sind weniger als in den Jahren zuvor. „Teure Anzeigen zu schalten und in der ganzen Region Plakate aufzuhängen, das können wir uns dieses Mal nicht leisten“, sagt Hans-Ludwig Tillner, der sich um das Marketing des Weihnachtscircus kümmert. Trotzdem sei für Jakel Bossert, Produzent und Direktor der Landauer Traditionsshow, schon zu Beginn der Corona-Pandemie klar gewesen: Der 19. Landauer Weihnachtscircus findet vom 18. Dezember bis 3. Januar statt. „Wir haben schon andere Krisen mitgemacht“, sagt Bossert: „Zirkus im Winter ist immer schwierig.“
„Sozialpaten“ gesucht
- Jedes Jahr spendete der Landauer Weihnachtscircus mehrere Tausend Freikarten an Menschen, die sich die Vorstellung nicht leisten können.
- Die Tickets gingen unter anderem an die Lebenshilfe, Altenheime oder das Kinderhospiz Sterntaler.
- „Diese Freikarten können wir uns dieses Mal schweren Herzens nicht leisten“, sagt Direktor Jakel Bossert.
- Aus diesem Grund sucht der Zirkus Unternehmen und Spender, die Tickets für diese Einrichtungen für kleineres Geld finanzieren würden.
- Infos unter www.landauer-weihnachtscircus.de
Im Februar 2017 hatte ein Sturm das Hauptzelt zerstört, nur kurze Zeit später ging ein Lkw des Zirkus in Flammen auf. „Wir haben es damals durch die Hilfe unseres treuen Publikums geschafft, weiterzumachen, und wir werden auch Corona überstehen“, hofft Bossert. Den gesamten Sommer über hätten er und Tillner nach Lösungen gesucht, um unter Corona-Bedingungen spielen zu können. „Wir hatten anfangs an einen Auto-Drive-In gedacht“, erzählt Tillner. „Aber das wäre nicht mehr unser Zirkus gewesen.“ Was den Landauer Weihnachtscircus ausmache, sei „das Klassische“: traditionelle alte Wägen, hochklassige Artisten, exotische Tiernummern – „aber keine moderne Lichtershow oder Akrobatik mit Motorrädern“, so Tillner. Trotzdem wird dieses Jahr vieles anders sein. Denn im Vordergrund steht ganz klar die Einhaltung der geltenden Corona-Regeln.
„Wir haben uns direkt dafür entschieden, die Zuschauerzahl auf das für uns noch tragbare Minimum zu reduzieren“, berichtet Tillner. Demnach werden von den sonst üblichen 1200 Plätzen in diesem Jahr nur 300 pro Vorstellung angeboten. „Dass wir damit keine großen Gewinne machen, ist klar, aber wir gehen so auch kein Risiko ein“, sagt Tillner. Zudem werde es ein zweites Zelt für die Gastronomie geben. Ausschlaggebend dafür, dass Bossert seine Show – im Gegensatz zum größten Weihnachtszirkus in Stuttgart oder Zirkusmachern in Heilbronn, Offenburg oder Freiburg – nicht absagen musste, sei seine Unabhängigkeit, erklärt er. Denn: Durch seinen eigenen Zeltverleih besitzt der Zirkusdirektor das 1400 Quadratmeter große Palastzelt bereits. Für die sogenannten Agenturzirkusse lohne es sich nicht, das gesamte Material für ein kleineres Publikum teuer zu mieten.
Klare Regeln in Rheinland-Pfalz
Anders als in anderen Bundesländern habe Rheinland-Pfalz die Hygieneauflagen für Zirkusse zudem klar kommuniziert, sagt Tillner. „Die elfte Corona-Bekämpfungsordnung sieht für Zirkusse Maskenpflicht, Abstandsgebot sowie die Pflicht zur Kontakterfassung vor“, steht auf der Internetseite der Landesregierung. Aus diesem Grund appelliert Tillner an das Publikum, die Karten bereits vorab online zu kaufen. So könnten die jeweiligen Kontaktdaten direkt erfasst werden. Der Vorverkauf startet kommende Woche.
„Wonderful World“ heißt das 19. Programm des Landauer Weihnachtscircus. „Wir haben in diesem Jahr darauf geachtet, mehrheitlich Artisten aus Deutschland und angrenzenden Nachbarländern zu engagieren“, sagt Tillner. Mit den „Kenya Boys“ – afrikanischen Bodenakrobaten aus Österreich – erwarte die Zuschauer aber trotzdem „eine internationale Springernummer“.