Neustadt/Bensheim. Wandern geht immer – sogar mitten in der Corona-Pandemie. Zu diesem Schluss sind im zweiten Lockdown offenbar noch mehr Menschen gekommen als im ersten. Obwohl die Pfälzerwaldhütten geschlossen und Touren in der Gruppe tabu sind, zieht es derzeit massenhaft Ausflügler in die Wälder der Metropolregion – auch solche, die Wandern normalerweise für ein Seniorenvergnügen halten. Das bleibt nicht ohne Folgen.
„Der Pfälzerwald ist seit einem Jahr extrem stark besucht und leider auch zugemüllt“, berichtet der Vorsitzende des Pfälzerwaldvereins, Bernd Wallner, unserer Redaktion. „Im Odenwald ist es sehr viel voller als normalerweise“, ergänzt Alexander Mohr, Geschäftsführer des Odenwaldclubs. Allerdings werde es vor allem rund um die beliebtesten Ausflugsziele wie die Burgen an der Bergstraße, den Weißen Stein bei Heidelberg oder den Teltschikturm bei Wilhelmsfeld eng. „Wenn man etwas weiter in den Odenwald hineinfährt, ist es schon merklich leerer. Wir haben vergangenen Sonntag gegen halb elf in Beerfelden noch locker einen Parkplatz bekommen und sind nicht allzu vielen Menschen begegnet“, berichtet Mohr.
Verkehrschaos am Wochenende
Gleiches gilt für die Pfalz. Touristische Hotspots wie die Kalmit bei Maikammer werden an Wochenenden gestürmt. Dort verursachen Tagestouristen regelmäßig ein Verkehrschaos und hinterlassen sehr viel Müll: Plastiktüten, Verpackungen von Süßigkeiten, Babywindeln und gefüllte Hundekotbeutel liegen auf dem Parkplatz herum. Möglicherweise wüssten die Wanderneulinge nicht, dass im Pfälzerwald nicht an jeder Ecke ein Mülleimer steht. Stattdessen sind gut sichtbare Schilder angebracht, auf denen steht: „Nehmt Euren Müll wieder mit nach Hause!“
Um zumindest ein Verkehrschaos zu verhindern, sperrt das Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Maikammer – je nach Wetterlage – an Wochenenden die Zufahrt zum Parkplatz. Zudem bittet die Gemeinde auf ihrer Internetseite explizit, von Fahrten auf die Kalmit abzusehen. „Verkehrswidrig parkende Fahrzeuge werden ausnahmslos durch das Ordnungsamt geahndet und abgeschleppt“, warnt die Kommune.
Wer trotzdem gerne am Wochenende einen Ausflug in den Wald machen möchte, sollte die touristischen Lieblingsziele am besten links liegenlassen, raten die Experten. „Einfach mal ganz andere Wege erkunden, wo man noch nie war. Vielleicht nach Absteinach, ins Finkenbachtal oder nach Gammelsbach“, verrät Mohr Geheimtipps für den Ausflug in den Odenwald. „Und antizyklisch denken: Als wir Schnee hatten, ist alles auf die Gipfel geströmt, da hätte man in den Neckartälern unbehelligt herumspazieren können. Wenn jetzt das Hochwasser kommt, sind die höher gelegenen Wege wahrscheinlich die bessere Wahl.“
Reizvoll seien auch die Rundwege, die der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald betreut. „Die Touren starten auch an einsameren Parkplätzen und bieten mit einer Länge zwischen drei und 15 Kilometern für jeden etwas.“
Bernd Wallner rät bei Sturm und Regen ganz von Pfälzerwald-Ausflügen ab. „Gerade bei heftigem Wind kann das schnell gefährlich werden. Und Radfahrer sollten keinesfalls auf Wanderpfaden fahren, denn auf dem aufgeweichten Boden richten sie damit massive Schäden an.“
Rücksicht nehmen
Um Konflikte zu vermeiden, raten beide, Rücksicht auf andere zu nehmen. „Im Moment dürfen ja keine großen Gruppen unterwegs sein, aber trotzdem sollte man sich auf den engen Wegen Platz machen, damit alle einen Corona-bedingten Sicherheitsabstand einhalten können. Damit fühlt man sich einfach wohler – auch im Freien“, findet Mohr.
Dass der Ansturm auf Pfälzerwald und Odenwald abnimmt, halten die Kenner für unwahrscheinlich: „Das wird die nächsten Monate so bleiben. Viele Menschen werden auch dieses Jahr wohl eher daheim Urlaub machen“, vermutet Wallner.