Landwirtschaft

Obstbauern in der Rhein-Neckar-Region bangen nach Wintereinbruch um ihre Blüten

Von 
Agnes Polewka
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Die Obstblüten in der Region haben unter dem Wintereinbruch der vergangenen Tage gelitten. © Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Rhein-Neckar. Das Frühjahr zehrt an den Obstbauern in der Region. Schnee, Frost, frühlingshafte Temperaturen, dann wieder ein Wintereinbruch. „Die Wetterbedingungen sind nicht optimal“, sagt Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz-Süd. Vor allem die Obstblüten haben unter dem Wintereinbruch der vergangenen Tage gelitten. Zu den ersten Blüten im Jahr gehören Aprikosen, Pfirsiche, Zwetschgen und Pflaumen. Danach folgen die Kirschen, erst dann kommen Birnen und Äpfel, die zu den Obstsorten gehören, die ihre Blüten relativ spät öffnen.

„Für Prognosen zum Kernobst -Äpfel und Birnen - ist es noch zu früh“, sagt Björn Wojtaszewski, Sprecher der Pfalzmarkt-Erzeuger. Bei den Zwetschgen sei aber mit geringen Ausfällen zu rechnen, bei Sonderkulturen wie Aprikosen haben die Landwirte schon vor dem Schneefall am vergangenen Wochenende bereits 95 Prozent ihrer Blüten verloren. „Die Pflanzen sind besonders empfindlich“, sagt Wojtaszewski.

Verschiedene Maßnahmen

Generell gilt: Je weiter die Knospen geöffnet sind, desto weniger Kälte vertragen sie. „Deshalb rechnen wir insbesondere bei den Pfirsichen und Aprikosen mit hohen Ertragsausfällen“, sagt Wolfgang Guckert vom Kreisbauernverband Rhein-Neckar. „Wir können nur noch nicht genau sagen, ob wir von 60 oder 80 Prozent sprechen.“ Ist die Obstblüte einmal erfroren, dann ist sie verloren. „Eine hohe Zahl an Blütenschäden bedeutet aber nicht zwangsläufig flächendeckende Ernteausfälle“, sagt der Sprecher des Bauern- und Winzerverbands, Andreas Köhr.

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Mit 100 Prozent Ertrag rechnen die Landwirte ohnehin nie, sie kalkulieren bei Kernobst seiner Erfahrung nach mit fünf bis zehn Prozent Fruchtansatz, bei Steinobst mit 20 bis 30 Prozent. Wie viele Früchte die Bäume im Sommer dann wirklich tragen, lässt sich nur vermuten. Im nächsten Schritt hängt vieles von der Bestäubung der übriggebliebenen Blüten ab, nicht jede wird automatisch zur Frucht.

Um möglichst viele Blüten zu retten, arbeiten die Landwirte mit Frostschutzkerzen, mit speziellen Öfen - oder mit der Frostschutzberegnung. Dabei werfen Obstbauern ihre Beregnungsanlagen an, sobald die Temperaturen sich dem Gefrierpunkt nähern. Sie machen sich dabei physikalische Prinzipien zunutze, indem sie die Blüten und Knospen durch gefrierendes Wasser wärmen. Es entsteht ein schützender Eispanzer, „wie in einem Iglu“, sagt Pfalzmarkt-Sprecher Wojtaszewski. Allerdings ist das Verfahren teuer, aufwendig und nicht für alle Blüten geeignet.

Schwankende Witterungsbedingungen im April sind nicht neu, „der Schneefall am Wochenende war allerdings schon extrem“, sagt Wolfgang Guckert. So extrem, dass nicht nur die Obstblüten gelitten haben, sondern im Odenwald Äste und ganze Baumkronen unter der Schneelast zusammengebrochen sind.

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