Heßheim - Gutachten zu Deponieunglück veröffentlicht

Hitzige Diskussion in Mainz

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lrs/sin
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Die Zufahrt zum Deponiegelände nach dem Unfall im Sommer 2018. © Zinke

Hessheim. Nach dem Deponie-Unglück mit zwei Toten in Heßheim am 21. August 2018 hat der Betreiber des Sonderabfall-Zwischenlagers Süd-Müll das TÜV-Gutachten am Dienstag auf seiner Internetseite in Teilen veröffentlicht. Zu spät – wie der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Lambsheim-Heßheim, Michael Reith (SPD), am Dienstag in Mainz betonte. Vertreter der Bürgerinitiative Schutzgemeinschaft gegen Mülldeponie (SGM) kritisierten, dass der Weiterbetrieb der Anlage „grob fahrlässig“ sei, und forderten die Stilllegung. Im Umweltausschuss des Mainzer Landtags sorgte das Gutachten ebenfalls für hitzige Diskussionen.

CDU-Fraktionschef Christian Baldauf kritisierte beispielsweise, dass der Betreiber des Zwischenlagers selbst das Gutachten in Auftrag gegeben hatte. Die für den Betrieb zuständige Aufsichtsbehörde, die SGD Süd, hielt dagegen, der Gutachter sei zuverlässig. Außerdem: Hätte die SGD Süd selbst einen Sachverständigen beauftragt, hätte das Unternehmen nicht mit diesem zusammenarbeiten müssen.

„Gefahr nicht erkennbar“

Obwohl Teile des Gutachtens im Internet geschwärzt sind, kann man einige zentrale Aussagen ablesen. So kommen die Experten des TÜV Saar zu dem Schluss, dass die Deponiebetreiber ihre Gefährdungsbeurteilung „grundlegend überarbeiten“ sollten. Dort wird festgelegt, wie gefährlich einzelne Tätigkeiten für Mitarbeiter sein können. So seien die Anweisungen „pauschal und ohne auf unterschiedliche stoffliche Gefahrenpotenziale einzugehen“ gehalten. Die Mitarbeiter hätten deshalb nach TÜV-Einschätzung nicht davon ausgehen können, dass das Umfüllen von Abfällen gefährlich sein könnte. Bei dem Unfall 2018 waren zwei Mitarbeiter ums Leben gekommen. Laut Staatsanwaltschaft Frankenthal hatten die Männer Chemieabfälle aus einem 60-Liter-Kanister in einen 1000-Liter-Tank umgefüllt, dessen Inhalt falsch ausgezeichnet war. Bei der Reaktion wurde tödlicher Schwefelwasserstoff freigesetzt.