Porträt - Die stark hörbehinderte Schifferstadterin Rita Belmond hat mit „Nur ein bisschen Liebe“ ihre erste Single veröffentlicht

„Beethoven war auch taub“

Von 
Simone Jakob
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Die Schifferstadterin Rita Belmond ist fast gehörlos und hat jetzt als Sängerin ihre erste Single veröffentlicht. © Belmond

Schifferstadt. „Musik gehört zu meinem Leben wie die Liebe“, sagt Rita Mertel und wirft lässig ihr langes Haar über die Schulter. Unter ihrem Künstlernamen Rita Belmond hat die energiegeladene Pfälzerin ihren Traum wahr gemacht und eine eigene Single herausgebracht. Den Schlager „Nur ein bisschen Liebe“ hat die 43-Jährige komponiert und getextet. Die Aufnahmen im Tonstudio waren für die Sängerin indes eine Herausforderung, denn Rita Mertel ist fast taub.

Auftritte

  • Wer Rita Belmond auf der Bühne erleben möchte, kann sie am Donnerstag, 25. Juli, 19 Uhr, auf dem Erbacher Wiesenmarkt bei „Partyschlager frisch geschlüpft“ erleben (Bierhallen 3 und 4).
  • Am Donnerstag, 1. August, tritt sie auf dem Gernsheimer Fischerfest auf und am 25. August beim Heidefest in Nochten an der Lausitz.
  • Infos: www.ritabelmond.info 

„Ich kann im Studio unterm Kopfhörer keine Hörgeräte tragen, weil es dann eine Rückkopplung gibt, die ein Pfeifen erzeugt. Deshalb höre ich nur die Höhen, aber nicht die Bässe, was es schwieriger macht, die Töne zu treffen“, erklärt die Sängerin. Doch aufgeben war nie eine Option: „Wenn man will, kann man alles schaffen – Beethoven war auch taub.“

Trotz Handicap hat sie schon immer Musik gemacht: „Ich bin im Musikverein aufgewachsen, habe Paradetrommel, Trompete und Lyra gespielt und war später auch Ausbilderin für diese Instrumente“, erzählt die gebürtige Ludwigshafenerin. Später habe sie im Karnevalsverein getanzt, Regie geführt, war Sitzungspräsidentin und Fasnachtsprinzessin. „Außerdem habe ich bei der Eulen-Kerwe gesungen oder bin bei bunten Nachmittagen und Seniorenveranstaltungen als Sängerin aufgetreten.“ Sogar als Komparsin bei verschiedenen TV-Produktionen stand Mertel schon vor der Kamera.

Musikvideo gedreht

Heute tritt sie mit ihrer Debütsingle live bei verschiedenen Veranstaltungen auf. „Ich bin keine Sängerin, die eine große Show macht. Ich konzentriere mich lieber auf die Stimme, dass die Töne sauber kommen, und dass ich meine Nervosität im Griff habe.“ Denn Solo-Auftritte seien etwas völlig anderes als die Vereinsarbeit, „die ist viel familiärer“.

In ihrer Wahlheimat hat Rita Belmond jetzt ein Musikvideo zu ihrem Song gedreht. „Es spielt am Bahnweiher und im Woiknorze und wird bald auf meiner Homepage zu sehen sein“, verrät sie stolz. Außerdem ist der von Mike’s Music Records produzierte Song bei Streaming-Portalen wie Youtube, Spotify oder Amazon zu hören. Und auf einen Promotion-Sampler mit dem Titel „Partyschlager frisch geschlüpft“ – den DJs in Mallorca spielen – habe es „Nur ein bisschen Liebe“ auch schon geschafft. „Das hilft beim bekannt werden. Das ist im Musikgeschäft gar nicht so einfach, denn jede Woche kommen neue Lieder von neuen Künstlern raus“, sagt Belmond. Doch eigentlich geht es der sympathischen Sängerin gar nicht ums Berühmt-werden: „Ich würde meinen Job nie für die Musik aufgeben. Die ist ein wunderschönes Hobby für mich“, erzählt die Arzthelferin, die seit 1999 als Sachbearbeiterin bei Roche in Mannheim arbeitet. Wenn ihr Lied einmal den Sprung ins öffentlich-rechtliche Radio schafft, wäre sie trotzdem überglücklich.

Casting-Shows wie „Deutschland sucht den Superstar“ seien nichts für sie. „In diesen Sendungen wird man vorgeführt wie im Zirkus, da geht es nicht um die Musik“, sagt Rita Belmond. „Ehe ich da mitmache, bleibe ich lieber unbekannt.“ Ihr größter Fan sei sowieso ihr elfjähriger Sohn Felipe. „Er ist stolz auf seine Mama und votet immer für mich“, sagt die alleinerziehende Mutter. „Ich möchte ihm die Liebe zur Musik mitgeben und bin froh, dass er Klavier spielen lernt – auch wenn er nicht immer Lust zum Üben hat.“

Seit 2015 singt die 43-Jährige bei der Liedertafel Dudenhofen im Frauen- und im Deutschrockchor. „Das ist eine gute Übung für die Gehörbildung, trainiert die Stimme und macht Spaß.“ Am liebsten singt Belmond „Heile-Welt-Songs“. „Es gibt überall so viel Gewalt, das muss nicht auch noch besungen werden.“ Privat höre sie deshalb auch am liebsten Rock, Pop und „die alten Schnulzen von Albano und Romina Power oder der Kelly Family. Aber mir gefällt auch die Musik, die der Countrysänger John Denver mit Placido Domingo aufgenommen hat.“ Nur Heavy Metal mag die Pfälzerin überhaupt nicht.

Wie es mit ihren Schlagern weitergeht, weiß die Schifferstadterin noch nicht – und bleibt gelassen: „Ich bin keine Helene Fischer, aber ich möchte anderen Menschen Mut machen, ihre Träume trotz Handicap zu verwirklichen. Und wer weiß, vielleicht nehme ich irgendwann ein Lied mit meinem Sohn Felipe auf.“ Neue Ideen für Songs über die Liebe gebe es viele.