Sinsheim. Es war eine wichtige Standortbestimmung im Rennen um die internationalen Plätze – und die TSG Hoffenheim vermasselte die Prüfung im Heimduell mit Bayer Leverkusen gehörig. 1:4 (0:1) unterlagen die Kraichgauer vor 28.000 Zuschauern in der nicht ausverkauften Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena. Die Werkself agierte dabei einfach abgeklärter – und hatte mit Leon Bailey den besten Mann auf dem Platz in ihren Reihen. Dem schnellen Jamaikaner gelang in der 43. Minute ein sensationeller Treffer per Hacke, dazu leitete der 20-Jährige den zweiten Bayer-Treffer durch Julian Baumgartlinger (51.) zum 0:2 ein. Die direkte Vorlage zum dritten Streich durch Lucas Alario kam selbstredend ebenfalls von Bailey. Adam Szalais Anschlusstreffer in der 86. Minute kam zu spät, das vierte Bayer-Tor gelang Alario in der Nachspielzeit.
„Bei meinem Hackentor hatte ich auch ein bisschen Glück. Es war eine instinktive Bewegung, nachdem ich gesehen habe, dass ich nicht anders zum Abschluss kommen würde“, beschrieb Bailey seine Glanztat mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht. „Wir haben insgesamt ein tolles Spiel gemacht. Wenn wir so weitermachen, können wir noch viele Partien gewinnen.“ Sein Trainer Heiko Herrlich erklärte: „Wir haben drei Punkte gegen einen Mitbewerber geholt. Das macht mich glücklich. Es ist schließlich nicht leicht, in Hoffenheim zu siegen.“ Der Coach verwies noch auf die Riesenmöglichkeit von Julian Brandt in der 63. Minute, die der Nationalspieler leichtfertig ausgelassen habe.
Der sichtlich unzufriedene Julian Nagelsmann haderte verständlicherweise mit der Heimklatsche. „Mir kann keiner sagen, dass Leverkusen besser war als wir. Dieses Spiel dürfen wir nicht verlieren – auch wenn das komisch klingt. Der Unterschied war die Chancenverwertung, da hatte Leverkusen die größere Qualität“, knurrte der Hoffenheimer Trainer. Die TSG hat jetzt aus den letzten neun Pflichtspielen nur zwei Erfolge geholt, Platz neun bedeutet die schwächste Platzierung in der bisherigen Bundesliga-Saison.
Nagelsmanns eigenen Stürmern fehlte erneut die Durchschlagskraft. „Es war eine bittere Niederlage. Da gibt es nichts Positives zusagen“, erklärte der selbstkritische Torschütze Szalai, der erst zum zweiten Mal in dieser Runde in der Startelf stand. „Wir waren einfach nicht effektiv genug.“ Es war allerdings nicht so, dass Hoffenheim chancenlos gewesen wäre. Das nötige Glück fehlte einfach. Dennis Geigers abgefälschter Schuss ging in der 26. Minute an die Latte, Lukas Rupp traf nach einem starken Solo nur den Pfosten (46.). Steven Zuber zielte knapp vorbei (49.). In dieser Phase hätte die Heimelf den Ausgleich verdient gehabt. Doch Leverkusen, das den schwächeren Auftritt von Torjäger Kevin Volland problemlos kompensieren konnte, nutzte die Fehler der Kraichgauer eiskalt aus. Nach einer schönen Hereingabe von Bailey legte Sven Bender für Baumgartlinger auf - und der Ex-Mainzer versenkte den Ball aus der Distanz im Kasten von TSG-Torhüter Oliver Baumann.
Nagelsmann regierte umgehend. Der 30-Jährige brachte Andrej Kramaric (56.) für Rupp, Mark Uth für Ermin Bicakcic (58.) und Nadiem Amiri für Florian Grillitsch (62.) – doch die neuen Offensivkräfte brachten nicht den erhofften Schwung, so dass der TSG-Coach in seinem vierten Duell mit Leverkusen, das zumindest vorübergehend auf den zweiten Tabellenplatz kletterte, die erste Niederlage hinnehmen musste. „Wir hatten schon stärkere Einwechslungen“, kritisierte Nagelsmann seine formschwachen Offensiv-Joker. Mehr als Szalais erster Saisontreffer sprang nicht mehr heraus. Alarios Schlusspunkt in der dritten Minute der Nachspielzeit verzückte die 700 mitgereisten Bayer-Fans, während die enttäuschten TSG-Anhänger das Stadion schnell verließen.
Die nächste Aufgabe wird nicht leichter. Am nächsten Samstag (15.30 Uhr) tritt die Hoffenheim bei Tabellenführer Bayern München an.