Pro-Stimme »Wirkung und Qualität kann kontrolliert werden«
Ich bin wirklich kein Dauerkiffer, einen meiner wenigen Joints habe ich 2014 in der Halbzeitpause des WM-Spiels Deutschland gegen Ghana zu mir genommen. Nach dem Match musste ich mich hinlegen. Offensichtlich ist der Stoff viel stärker geworden. In den 1980ern rauchten wir im Vergleich dazu auf der Schwäbischen Alb wohl eher harmloses Zeug. Der höhere THC-Gehalt soll auch für den Anstieg von Psychosen mitverantwortlich sein. Wenn der Staat aber künftig die Herstellung und den Verkauf von Cannabis in lizenzierten Geschäften erlaubt, kann er Wirkung und Qualität des Stoffs kontrollieren.
Natürlich muss man beim Konsum von Cannabis aufpassen, es gibt allerdings einen großen Unterschied im Vergleich zu den legalen Gesellschaftsdrogen: Rund 200 000 Menschen sterben pro Jahr in Deutschland an Alkohol und Nikotin. Und wie viele an Cannabis? Keiner. Und selbst die alte These, dass Gras die Einstiegsdroge für den späteren und oft tödlichen Konsum von Heroin ist, hat sich als falsch erwiesen.
Dennoch hat der Gesetzgeber den Kauf von Cannabis kriminalisiert. Nur der Besitz einer geringen Menge zum Eigenbedarf ist straffrei. Aber der Teufel steckt im Detail, deshalb müssen sich die ohnehin schon überlasteten Polizisten und Richter mit der juristischen Auslegung herumschlagen. Welch ein Unsinn.
Kontra-Stimme »Legalisierung wirkt verharmlosend«
Der Cannabis-Rausch kann sehr lustig sein. Zwischen 1993 und 1997 habe ich viel und oft gelacht. Seither habe ich nur noch ein einziges Mal an einem Joint gezogen. Zu viele Weggefährten von damals sind durch ihren Konsum völlig von ihrem Weg abgekommen. Morgens zum Aufstehen reichte die Tüte nicht mehr, es musste die große Wasserpfeife her. Heute haben diese damaligen Weggefährten nicht nur Wortfindungsstörungen, sondern oft auch psychotische Erfahrungen gemacht. Kognitive Folgen waren schnell sichtbar.
Eine Legalisierung wäre für mich das falsche Signal, weil sie vor allem einer jungen Generation suggeriert, dass der Konsum harmlos ist. Absolut zu bezweifeln ist aus meiner Sicht, dass eine Freigabe den Schwarzmarkt ausradieren würde. Beispiele aus anderen Ländern zeigen, dass die organisierte Kriminalität weiter besteht. Dass eine Freigabe für Erwachsene staatliche Kosten senken würde, ist ein verbreiter Irrglaube. Die Überwachung der Produktion und der bürokratische Apparat, der hinter Laboren entstehen würde, würde weitere Kosten verursachen. Ebenso die Überwachung der Abgabe. Mit der Freigabe würde übrigens das Vorhaben von Politikern, ungesunde Lebensmittel zu kennzeichnen oder Süßigkeiten ganz zu verbannen, ad absurdum geführt. Man würde eine Droge legalisieren, über die die meisten Menschen viel zu wenig wissen.