Zur Sperrung des Fahrlachtunnels

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Zum Kommentar „Gesperrter Fahrlachtunnel Mannheim: Stadt muss sich erklären“ vom 4. August:

Sicherheit geht vor. Ganz klar. Ohne Wenn und Aber. Aber ich kann keine unmittelbare Gefahr erkennen. Die Sperrung der Hochstraße in Ludwigshafen wegen der Einsturzgefahr war greifbar. Aber beim Fahrlachtunnel? Meines Wissens besteht keine Einsturzgefahr oder ähnlich Gefährliches. Die Belüftung eines Tunnels, der nur wenige hundert Meter lang ist, ist laut Gutachten gestört. Die Fluchtwege entsprechen nicht mehr dem neuesten Stand, aber sie sind doch vorhanden.

Dafür riskiert der Oberbürgermeister einen totalen Stillstand des Verkehrs. Sich hinter Gutachten zu verstecken, um von eigenen Fehlern der Vergangenheit abzulenken, ist leider ein Mittel, das in der Politik gerne angewandt wird. Ich erwarte von unserem Oberbürgermeister und den Entscheidungsträgern innovative Konzepte zur Überbrückung und keine Vollsperrung des Tunnels. Der Infarkt einer wichtigen Infrastruktur-Achse wird ideenlos hingenommen. Aber noch mal, ohne innovative Konzepte erleben wir den verkehrspolitischen Super- GAU in Mannheim bei einer längeren Vollsperrung des Tunnels.

Im Fahrlachtunnel müssen Steuerung und Lüftung saniert werden und das Ganze soll in gerade einmal sechs Jahren schon fertig sein. Respekt! Da hoffe ich nur, dass nach der Sperrung nicht einfach vergessen wird, mit den Arbeiten zu beginnen wie an der ebenfalls maroden BBC-Brücke. Die ist schon seit vielen Monaten nur eingeschränkt befahrbar, zwar ausschweifend beschildert, aber von Sanierungsarbeiten ist weit und breit nichts zu sehen.

Da sich Leserbriefe im „Mannheimer Morgen“ nicht über mehrere Seiten erstrecken sollen, verzichte ich auf die Aufzählung aller weiteren Baustellen in Mannheim, die zwar eingerichtet sind, an denen aber nicht oder nur schleppend gearbeitet wird.

Vielleicht bin ich nur zu kritisch und sollte mehr Verständnis dafür haben, dass vor allem die Fertigstellung unserer schönen unnötigen Buga viel wichtiger ist, als den Rest unserer Stadt in Ordnung zu bringen. Hab ich aber nicht.

Trotzdem will ich das alles positiv sehen. Wenn auch die derzeit noch halbwegs intakten Straßen bis 2023 endgültig marode sind und gesperrt werden müssen, können wir Mannheimer in aller Ruhe unsere Buga genießen, denn Auswärtige werden gar nicht mehr dorthin gelangen. Vielleicht gar keine so schlimme Vorstellung.

Das ist Deutschland 2021. Man nehme einen genehmigten Tunnel, wendet – rechtlich einwandfrei – neue geschaffene Vorschriften an, und sagt dann, der Tunnel ist nicht mehr verkehrssicher.

Sperrung die nächsten Jahre. Das wir eh schon vor einem Verkehrsinfarkt stehen – wenn kümmert’s. Und nein, eine Brücke bei Altrip ist nicht die Lösung. Die Lösung ist, die vorhandene Infrastruktur zu 100 Prozent einsatzbereit zu halten und den Nahverkehr massiv auszubauen. Das wurde in der Vergangenheit aber massiv vernachlässigt. Es muss doch kreativere Lösungen geben als den Tunnel für Jahre zu sperren. So etwas erwarte ich von der Politik – und nicht einfach zu sagen: sorry – Sperrung.

Mir kann doch keiner erzählen, dass ein in Deutschland gebauter Tunnel von heute auf morgen nicht mehr verkehrssicher ist. Aber das ist eben Deutschland 2021. Immer neue Anforderungen und Regelungen, die geschaffen werden, um es den Bürgern angeblich sicherer zu machen. Ob das wirklich so ist, kann in vielen Fällen keiner mehr richtig erklären, beziehungsweise wenn man denn fragt, auf welcher Basis diese Verbesserung eintreten soll, hat keiner eine richtige Antwort.

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Thomas Bittlingmaier
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Info: Originalartikel unter https://bit.ly/3AgiLVm 

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Kommentar von
Michael Backfisch
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