Zum Thema Fahrlachtunnel:
Meine Güte! Peinlich hoch zwei! Da dürfen wir aber dankbar sein, dass wir bisher unbeschadet durch den Tunnel kamen. Und gewisse Ängste machen sich nun breit … hoffentlich wurde die Seilbahn von Spinelli in den Luisenpark professionell installiert und kontrolliert … hoffentlich halten die Schweißnähte an der tonnenschweren Aussichtsplattform über dem Augelände …
Controlling – in der Mannheimer Verwaltung ein „Fremdwort“ im wahrsten Sinne? Warum hat es immer wieder den Anschein, dass die Mitarbeitenden in den verschiedenen Abteilungen der Stadtverwaltung zu wenig bis gar nicht miteinander kommunizieren? Wurschtelt da jede*r scheuklappenmäßig vor sich hin? Beim Fahrlachtunnel zeigt sich wieder: Jahrzehntelang wurde nicht ernsthaft geprüft, evaluiert und kommuniziert und am Ende weiß man leider nicht, wer denn nun die Verantwortung für das Desaster übernehmen könnte.
Eins weiß ich nur sicher: Wir Bürgerinnen und Bürger zahlen ungefragt drauf und wundern uns immer wieder, warum das Geld in Mannheim für wichtige soziale Projekte nicht reicht.
In Ihrem Artikel über das Drama mit dem Fahrlachtunnel wird als Grund für dessen jahrelange Nichtbenutzbarkeit von einem „gesamtorganisatorischem Versagen“ gesprochen. Warum wird hier nicht klar ausgesprochen, wer das zu verantworten hat? Wer saß die ganzen Jahre an der Spitze des zuständigen Amtes? Bürgermeister Quast! Dieser hat sich ja auch bei einer anderen Angelegenheit nicht gerade mit Ruhm bekleckert, nämlich der Nichtsanierung des Technischen Rathauses, das am Ende jetzt sogar abgerissen werden muss.
In einem ähnlichen Fall, der dem Klinikum einen großen materiellen Schaden zugefügt hat, versucht man jetzt, den Geschäftsführer persönlich zu belangen. Es ist geradezu grotesk, wie hier versucht wird, Verantwortliche aus der Schusslinie zu bekommen.
Ich verstehe die Aufregung um den Fahrlachtunnel nicht. Dieses Desaster zeigt auf kleiner lokalen Ebene das politische Versagen aller Parteien/Regierungen der letzten Jahrzehnte sowohl in Stadt, Land als auch Bund. Da ist es egal, ob es der Fahrlachtunnel ist, marode Brücken oder baufällige Rathäuser. Einen Flughafen können wir nicht bauen, Stromtrassen auch nicht.
Die Bundeswehr wurde ebenso heruntergewirtschaftet wie das Gesundheitssystem, das Rentensystem, die deutsche Bahn… Eine verständliche Steuerpolitik können wir nicht, Digitalisierung sowieso nicht. Innovative neue Technologien, bei denen Deutschland Erfinder und Vorreiter war, werden kampflos nach Fernost verschenkt, „der Markt wird es richten“. Neues und neues Denken wird unter bürokratischen Auswüchsen erstickt. Innovation und Veränderungswille sind nur schöne Wahlkampfreden.
Wir leben zu einem nicht unerheblichen Teil immer noch von (Groß-)Konzernen, die schon ewig alt sind und es bislang zum Glück geschafft haben, sich zu behaupten. Aber: Zu welchem Preis und wie lange geht das noch gut? Wann kommen die Entscheider aller Ebenen (wieder) weg von Lobbyisten-/Klientel- und Ideologiepolitik? Schafft es die Politik wieder zum Wohle des deutschen Volkes, darauf wird sie vereidigt, zu regieren? Wer damit Probleme hat gerne auch zum Wohle der Kommune, des Bundeslandes und Deutschlands.
Nach Abwägung aller Prämissen muss zum Wohle des deutschen Volkes, egal zu welchem Thema, die jetzt beste Entscheidung getroffen werden. Nicht zum Wohle der Lobbyisten, nicht dem Parteibuch, der eigenen Wiederwahl und nicht dem eigenen Geldbeutel. So wie es seit Jahren läuft, muss sich niemand über die Fahrlachtunnels dieser Republik, über eine sich spaltende Gesellschaft und Querdenker wundern. Das Wenige, wo uns keiner was vormacht, ist Gendern, den Weltmoralapostel und Zahlmeister spielen, XXL-Datenschutz und bei jeder Gelegenheit die rechte „Mund-Tot-Keule“ auspacken.
Ich befürchte, dass wir und unsere Kinder dafür noch eine saftige Quittung bekommen. Helmut Kohl wusste es vor 30 Jahren: „Wir müssen den Gürtel enger schnallen“.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Den Preis zahlen