Corona Wasser auf Mühlen der Impfgegner

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Eine große Mehrheit der Deutschen befürwortet nach einer Umfrage eine Corona-Impfpflicht zumindest für bestimmte Berufsgruppen.

Zum Artikel „Nach Impfung auf Intensivstation“ vom 5. November:

Wäre dieser Artikel nicht auch eine Nummer kleiner möglich gewesen? Natürlich hat jeder Redakteur das Recht zu schreiben, sofern es die gesetzlichen Richtlinien zulassen. Aber mehr Wasser auf die Mühlen der Impfgegner geht nicht. Das hätte nun wirklich nicht sein müssen.
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Hanspeter Grether
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Pandemie

Sinkende Corona-Inzidenzen in Mannheim und dem Rhein-Neckar-Kreis

Veröffentlicht
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Julia Korb
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In einer Zeit, in der wir versuchen, möglichst viele Menschen zum Impfen zu bewegen, ist dieser Artikel aus meiner Sicht zumindest nicht zielführend. Selbstverständlich hat der Betroffene eine schwere Nebenwirkung erlitten, die durchaus in Zusammenhang mit der Impfung stehen kann. Erwähnenswert ist allerdings, dass es sich um die einzige bisher aufgetretene Immunthrombozytopenie infolge einer Biontech-Impfung handelt, die bisher bekanntgeworden ist. Diese wird sicherlich wissenschaftlich entsprechend aufgearbeitet.

Der journalistische Umgang mit diesem Kasus von Ihrer Seite erscheint mir bei der Seltenheit des Ereignisses in der derzeitigen Situation allerdings sehr fragwürdig. Die Formulierungen in dem Artikel (beispielsweise, dass der Patient von einer Lungenentzündung „niedergestreckt“ worden sei) sind einer seriösen Zeitung nicht würdig. Selbstverständlich kommt es infolge der Impfungen zu Nebenwirkungen wie auch bei anderen Impfungen. Es muss aber immer zwischen den Komplikationen der Erkrankung und den Impfnebenwirkungen abgewogen werden.

Selbstverständlich ist Herr Wölle schwer betroffen und auch mit zusätzlichen Einschränkungen belastet, bei denen ihm sein behandelnder Hausarzt, die behandelnden Ärzte im Universitätsklinikum sowie möglicherweise auch die Ämter durchaus helfen sollten. Mein Ärger bezieht sich auf den journalistischen Umgang mit diesem Fall und ich frage mich, wie es sein kann, dass in Ihrer Zeitung ein Artikel erscheint, der offensichtlich (wie die verschiedenen Formulierungen im Text vermuten lassen) Stimmung gegen die Corona-Impfung machen will.

 

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Bernhard Bühler
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Mannheim
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Die Impfung ist eine sehr wichtige Strategie in der Bekämpfung der Corona-Pandemie, keine Frage. Eine Impfung bietet aber immer auch zwei Aspekte. Für das den einzelnen Menschen eine individuelle Risiko-Nutzen-Abwägung: Also die Wahrscheinlichkeit die Infektion zu bekommen und dann auch schwer zu erkranken versus Möglichkeit einer ernsten Nebenwirkung der Impfung beziehungsweise eines Impfschadens.

Der andere Aspekt ist der gesellschaftliche, der ja gerade jetzt in der Corona-Pandemie immer wieder propagiert wird, das Erreichen der sogenannten Herdenimmunität, das heißt, hier steht nicht das Individuum im Vordergrund, sondern das Erkrankungsrisiko aller Menschen einer Gesellschaft.

Die Frage ist, wie geht man mit den Menschen um, die sich auch aus letzterem Grund haben impfen lassen, aber die „A….karte gezogen haben“, indem sie – wie in dem „MM“-Artikel beschrieben – eine solche schwere Nebenwirkung erlitten haben. Das habe ich mich grundsätzlich schon immer gefragt, ganz besonders aber nach Bekanntwerden von Sinusvenenthrombosen nach Impfung mit AstraZeneca. Und nach diesem Bericht erst recht. Eigentlich sollte man erwarten, dass mit solchen Fällen transparent umgegangen wird, diese Menschen nicht alleine gelassen werden und auch großzügig entschädigt werden.

Die behandelnden Ärzte der Klinik wollen sich nicht eindeutig positionieren. Einerseits empfehlen sie die Zweitimpfung nicht, da sie befürchten, diese Autoimmunthrombozytopenie könnte wieder ausgelöst werden, legen sich aber andererseits nicht fest, dass die Erstimpfung die Ursache dafür ist. Dem Hausarzt wird es ähnlich gehen. Der Hersteller meldet sich erstmal nicht.

Die Frage ist auch noch: Wurde das weiter ans RKI gemeldet, kam von dort eine Reaktion? Geht man dem dort weiter nach? Meine Erfahrung aus der Vergangenheit lässt auch hier befürchten, dass Meldungen über solche Komplikationen während einer laufenden Impfkampagne nicht gerngesehen werden (insofern ist dem Autor Herrn Stefan Alfter für seinen Bericht sehr zu danken), dass deshalb auch nicht vonseiten RKI und Hersteller transparent damit umgegangen wird und dass es für die wenn auch wenigen durch eine Impfung geschädigten Menschen (aber für die ist das schlimm!) mit den Folgeproblemen alleine gelassen werden.

Das finde ich sehr sehr unfair und letztlich auch nicht klug. Denn durch ein solches Verhalten wird Verschwörungstheoretikern viel zu viel Munition geboten. Und zur Klarstellung, ich bin Ärztin, selber mit Biontech geimpft und heilfroh keine wesentlichen Nebenwirkungen gehabt zu haben.

 

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Ursula Schmollinger
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Ladenburg
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Um die momentane pandemische Lage unter Kontrolle zu bekommen, ist es enorm wichtig, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Wie kann eine seriöse Tageszeitung dann gerade jetzt einen Artikel veröffentlichen, dessen reißerische Überschrift jeden Unentschlossenen erschrecken lässt? In der momentanen Situation ist dieser Artikel fahrlässig. Die Information, dass es für schwerwiegende Reaktionen nur 0,2 Meldungen pro 1000 Impfdosen gab – also ein verschwindend geringer Teil –, werden nicht viele Leser bewusst gelesen haben und einordnen.

Jeder einzelne dieser Fälle ist tragisch, aber eine Corona-Erkrankung ist es nicht weniger. Der „Mannheimer Morgen“ hat den Impfgegnern in die Hände gespielt und einen Bärendienst erwiesen. Traurig!

 

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Gabriele Reichert
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Brühl
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