Zum Artikel „Das Loch im Herzen bleibt“ vom 6. September:
Ihr Bericht über die Gedenkfeier anlässlich des Anschlags auf die israelische Olympiamannschaft am 5. und 6. September 1972 ist anerkennenswert, weil würdevoll. Es ist der Bericht über eine große Schande für Deutschland. Nach 50 Jahren ist noch Vieles ungeklärt, wichtige Akten sind bis heute unter Verschluss, erst jetzt wurde den Hinterbliebenen eine Entschädigung zugesprochen, aber das Leid kann dadurch nicht gelindert werden.
Das Ereignis hat auch mit dem hehren Vorsatz gebrochen, der im Hinblick auf den Holocaust von Vielen in der deutschen Gesellschaft gefasst worden war: Nie wieder sollen von deutschem Boden aus oder durch Deutsche solche Verbrechen verübt werden. Versäumnisse wie die bei der Aufarbeitung der Geschehnisse in München und Fürstenfeldbruck tragen dazu bei, dass sich der Antisemitismus bei uns heute wieder in einem beängstigenden Maße ausbreitet.
Dabei sind es keineswegs nur die Stiefelträger, die sich bemerkbar machen. Auch in der Mitte der Gesellschaft gibt es noch immer und schon wieder erschreckend viel Judenfeindschaft. Sie beginnt, wenn jemand die Augen verdreht oder die Nase rümpft, wenn von Juden die Rede ist. Sie setzt sich in Beleidigungen, versteckten oder offenen Diskriminierungen und verbalen Angriffen fort. Oft ist sie mit Gewalt gegenüber jüdischen Menschen oder jüdische Einrichtungen verbunden. Denn einige, leider zu viele, fühlen sich durch solches Verhalten in der Gesellschaft dazu ermächtigt, glauben mit radikalen Aktionen im Sinne aller zu handeln.
Oft wollen Antisemiten ihre antijüdische Haltung hinter der Kritik an Israels Politik verbergen. Man kann diese durchaus kritisieren, auch viele Israelfreunde tun das. Das Existenzrecht Israels und sein Recht auf Selbstverteidigung in einer Situation, die von ständigen Bedrohungen durch Hamas, Islamischer Staat, Hizbullah und anderen, von Iran unterstützten Gruppen geprägt ist, werden dabei aber nicht infrage gestellt. Wenn man in Israel unterwegs ist oder sogar dort lebt, beruhigt die Gewissheit, dass die israelischen Streitkräfte alle Angriffe sofort und effizient zurückschlagen wird.
Wer die israelische Sicherheitspolitik verstehen will, sollte sich vor Augen führen, dass Juden einem anderen „nie wieder“ folgen als wir Nicht-Juden. Es lautet: „Nie wieder werden wir uns wehrlos abschlachten lassen“.
Info: Originalartikel unter https://bit.ly/3Dl8HiQ