Märchenstunde der Anbieter

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Zum Artikel „Kauft der Bund das Tennet-Stromnetz?“ vom 11. Februar:

Auch Stromnetzbetreibern darf man nicht alles glauben. Im ersten Märchen wird erzählt, sie hätten zu wenig Geld für den Netzausbau. Das Gegenteil ist der Fall, weil wir Stromkunden ihn monatlich über Netzgebühren mitbezahlen. Letztere sind wenig transparent, was die Bundesnetzagentur mehrmals bemängelte.

Netzbetreiber haben als Großhändler meist mehr am Strom verdient, als Stromerzeuger in den Kraftwerken. Deshalb sind sie so lukrativ für private Investoren. In Baden-Württemberg gehört das Hochspannungsnetz des Betreibers TransnetBW über die Muttergesellschaft EnBW dem Land und oberschwäbischen Gemeinden. Nun will die grün-schwarze Landesregierung ohne Not die Hälfte unseres Netzes an Privatinvestoren und Sparkassen verscherbeln, was nichts anderes als eine Enteignung von Volksvermögen darstellt. Dadurch lagern dann weitere Profiteure am Stromwege, die wohl noch gieriger als andere vorher uns Stromkunden abzocken können. Das hat weder etwas mit Energiewende noch mit der Sicherung systemrelevanter Infrastruktur zu tun.

Das zweite Märchen handelt vom „Stau des starken Windstroms“, der dann andere Wege als in den Süden suche. In Wirklichkeit geht es nicht um Staus, sondern um kurzzeitige Stromengpässe im industriellen Süden. Dort wurde keine ausreichende und schnelle Netzreserve aufgebaut, um Lastspitzen aufzufangen. Hätte man bei Stromengpässen noch mehr Windstrom durch ohnehin voll ausgelastete Leitungen gelassen, wären diese durchgebrannt. Sie werden deshalb gegen Überlastung gesichert. Auch die im Bau befindliche Ultranet-Stromtrasse (2000 MW) nach Philippsburg würde an der Situation nichts ändern, weil sie nicht für Stromspitzen, sondern hauptsächlich für den Grundlastbetrieb als Ersatz für stillgelegte Kraftwerke vorgesehen ist.

Deshalb ist das GKM weiterhin für die Grundlastversorgung und als Netzreserve unverzichtbar. Dort müsste mindestens ein großer GuD-Block gebaut werden, der schnell Lastspitzen und nebenbei auch die Fernwärmeversorgung preisgünstig absichern kann. Auch über das von den Grünen im Südschwarzwald verhinderte Pumpspeicherkraftwerk muss noch einmal geredet werden.

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Joachim Schubert
Ort
Mannheim
Datum

Info: Originalartikel unter http://bit.ly/3IE7BB5

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