Kritik an Umweltsiegel

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Zum Artikel „Nachhaltigkeitssiegel für die Buga“ vom 24. Januar:

Der Ablasshandel hat im Mittelalter der Kirche gutes Geld eingebracht. Im 21. Jahrhundert ist er offensichtlich staatlich organisiert. Beim morgendlichen Zeitungslesen ist mir fast die Teetasse aus der Hand gefallen. Da gibt die Umweltministerin aus Stuttgart der Buga ein Umweltsiegel!

War sie nicht in der Feudenheimer Au?! Hat sie nicht den „See“ gesehen, der in ein Landschaftsschutzgebiet gebaggert wurde und jahrelang mit hochgepumptem Grundwasser gefüllt werden muss? Hat sie nicht den 22 Meter breiten Tunnel gesehen, der in ein geschütztes Hochgestade gegraben wurde? Oder hört die Nachhaltigkeit hinter dem eingezäunten Ausstellungsgelände auf? Die Politik lässt jeden denkenden Menschen immer fassungsloser zurück!

Die Lorbeeren werden schon mal vorausgeschickt. Ein Zertifikat wird nicht etwa in Aussicht gestellt, nein, es wird bereits erteilt. Die normale Vorgehensweise ist das aus meiner Sicht nicht. Hat die Umweltministerin keine anderen Projekte, die sie auszeichnen könnte? Solche, die schon bewiesen haben, dass sie tatsächlich vorbildlich gehandelt haben? Dieser Beweis steht in Mannheim ja noch trefflich aus. Die Buga hat ja noch gar nicht begonnen. Und viele Fragezeichen stehen im Raum. Viele Einwände und Kritik gab es schon, nicht zuletzt von Umweltverbänden. Und so einige Beispiele, die alles andere als nachhaltig sind, gäbe es aufzuzählen. Allein die unsagbaren Verwüstungen in der Feudenheimer Au sind unübersehbar.

Da hat Frau Ministerin wohl nicht von der alles andere als ökologisch nachhaltigen Aussichtsplattform hinuntergeschaut? Hat sie die Fördergelder bewilligt, mit deren Hilfe die Au für einen an dieser Stelle überflüssigen Radweg und die Gestade der Au verwüstet werden durften? Die Beton-Fundamente der Seilbahnständer verbleiben nachhaltig im Boden. Der ökologische Fußabdruck der Buga muss erst noch nachgewiesen werden. Im Vorfeld kann man locker prophezeien, dass alle Besucher mit dem ÖPNV anreisen werden. Warum ist dann diese unsägliche Debatte um Auto-Parkberechtigungen in Feudenheim nötig, wenn gar keine Autos erwartet werden? Ich bin gespannt, wie der angekündigte transparente Rechenschaftsbericht des Buga-Aufsichtsrates am Jahresende aussehen wird.

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Alexandra Götz
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Info: Originalartikel unter http://bit.ly/3XS94Jf 

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