Gut, dass Presse den Finger in die Wunde legt

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Zum Artikel „Kritik an Marketingtricks der Milchpulver-Industrie“ vom 11. Februar:

Interessanter Artikel – aber war da nicht schon mal etwas? „Nestlé tötet Babys“ (englisch „The Baby Killer“) war der Titel einer Broschüre, die 1974 von der Arbeitsgruppe Dritte Welt Bern herausgegeben wurde. Vorher schon gab es klare Erkenntnisse, dass Werbemaßnahmen der Milchpulver-Industrie in Ländern, in denen nicht ausreichend sauberes Wasser zur Verfügung stand, zum Tod von Babys führte.

Zwar wurden die Herausgeber der Broschüre damals wegen übler Nachrede zu je 300 Franken Strafe verurteilt. Die „üble Nachrede“ bezog sich jedoch nur auf die Formulierung des Titels. Die in der Broschüre angeführten Fakten wurden vom Gericht bestätigt. Die in Ihrem Artikel erwähnte WHO-Richtlinie von 1981 war die Folge des damaligen Skandals.

Der heutige Skandal besteht in der Tatsache, dass die Industrie 50 Jahre nach dem damaligen offenbar so fortfährt, als sei nichts gewesen. Wahrscheinlich kümmern sich inzwischen ganze Kolonnen von Juristen darum, dass Marketing und Werbung so gestaltet werden, dass man den Firmen juristisch nichts anhaben mehr kann. Schäbig ist es trotzdem. Und es ist sehr gut, dass die Presse den Finger in die Wunde legt.

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Horst Schmitz
Ort
Mannheim
Datum

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Kommentar von
Steffen Mack
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