Zum Artikel „Neuer Seniorentreff soll zentral und barrierefrei sein“ vom 20. Januar:
Das ist schön: Nachdem die Stadt seit dem 16. März 2020 die Seniorentreffs geschlossen, und zwar durchgehend geschlossen hat (andere Städte haben zwischen den Lockdowns ihre Einrichtungen wieder geöffnet), soll nun auf der Vogel-stang ein ganz neuer Seniorentreff entstehen. Er soll, so ist zu lesen, „zentral und verkehrstechnisch gut zu erreichen“, „barrierefrei“ und großzügig geschnitten sein. „Ja, was denn sonst?“, möchte man fragen. Barrierefreiheit und gute Anbindung an den ÖPNV sind bei Seniorentreffs so selbstverständlich wie ein Schulhof in der Grundschule. Obwohl das in Mannheim nicht so selbstverständlich ist – Stand heute ist die große Mehrheit der 19 Mannheimer Seniorentreffs nicht barrierefrei.
Längere Öffnung Riesenfortschritt
Weiterhin ist zu erfahren, dass beim neuen Seniorentreff Vogelstang ein Pflegestützpunkt eingerichtet werden soll. Dort darf auch ein Sozialarbeiter arbeiten, „finanziert über die Pflegekassen“, zitiert Roger Scholls Artikel den Leiter des Fachbereichs Soziales, Hermann Genz. Dagegen ist nichts einzuwenden, allerdings wäre interessant zu erfahren, wie es mit der Ausbildung der Mitarbeitenden im Seniorentreff selbst aussieht. Sollen das auch Sozialarbeiter und -arbeiterinnen sein? Bislang werden die Seniorentreffs wohl überwiegend mit Ehrenamtlichen betrieben.
Am Ende des Artikels wird Genz noch einmal zitiert mit dem Versprechen, dass die Stadt „das Angebot für Ältere hier deutlich ausbauen“ werde. Man hätte gern mehr gewusst. Für Senioren dieser Stadt wäre es schon ein Riesenfortschritt, wenn die Treffs an Heidelberger Standards ausrichten würden: längere Öffnungszeiten, mehr hauptamtliche Mitarbeiter, besseres gastronomisches Angebot sind nur Beispiele.
Gemeinsamkeit erleben
Seniorentreffs müssen Anlaufstelle für Menschen sein, deren Leben im letzten Abschnitt so eingeschränkt ist, dass sie privat keine Kontakte aufbauen und halten können, dass sie körperliche und mentale Fitness allein für sich oder in anderen Gruppierungen (VHS, Vereine, Kirchen) nicht mehr bewerkstelligen können.
Aber in der dritten Dekade des 21. Jahrhunderts müssen die Treffs zugleich mehr sein als das. Sie müssen ein Ort der Begegnung sein, wo Seniorinnen und Senioren jeden Alters und jeden Gesundheitszustands Austausch finden. Am besten gelingt das innerhalb eines Quartiertreffs. Begegnungsstätten im Stadtteil heißt nicht, dass sämtliche Altersgruppen zwanghaft Gemeinsamkeit erleben müssen. Es heißt aber, dass sie von einander profitieren können (auch die Jungen von den Alten!), schon allein dadurch, dass sie sich überhaupt sehen. Joachim Wagner, Mannheim
Info: Originalartikel unter http://bit.ly/36BW81h