Mannheim. Zum Thema Überschwemmungskatastrophe:
Es ist aber schlichtweg falsch, zu behaupten, die „zuständigen Regierungsstellen“ hätten für den ökologischen Rückbau keine Pläne. Es ist lächerlich, dass Giegold behauptet, die Bundesregierung ignoriere die WRRL, zumal die Umsetzung der Anforderungen der WRRL Sache der Bundesländer ist und in einigen Bundesländern wird das Umweltministerium von den Grünen geführt! Seit 2009 gibt es Bewirtschaftungspläne mit Maßnahmenprogrammen, die vor Inkrafttreten der Öffentlichkeit vorgestellt worden sind. Die Pläne, die auch Anforderungen für Renaturierungs- und Retentionsflächen beinhalten, können nur langsam umgesetzt werden.
Es ist nicht so einfach, hunderte Kilometer von Fließgewässern wieder/oder in ihren mäandrierenden Ursprung mit Retentionsflächen zu versetzen. Dazu braucht man viele Hektar privater Ufergrundstücke; manchmal ist dies nur über langwierige Enteignungsverfahren möglich. An Plänen mangelt es sicherlich nicht; es fehlt an konzertierten, parteiübergreifenden Aktionen zur Umsetzung dieser Pläne!
Diesen zu leugnen wäre „wie mit dem Kopf durch die Wand zu gehen“. Aber könnte es nicht sein, dass der Mensch trotz der verursachten Luftverschmutzung, vermehrtem CO2-Ausstoß und so weiter letztlich zwar am Pranger steht, aber der Klimawandel so oder so gekommen wäre, wie dies bekanntlich in früheren Perioden der Erde, mit oder ohne Mensch, schon mehrfach der Fall war? Es scheint so, als hätten Wissenschaftler, die anderer Meinung sind, kein Sprachrohr, Politiker wollen ihre Wähler nicht verunsichern und unter den Journalisten ist es offenbar nicht opportun, an dem Thema zu rütteln.
An einem Strang ziehen
In 30 bis 50 Jahren wird man vielleicht wissen, wer der tatsächliche Verursacher ist. Aber Politik und Gesellschaft sind gut beraten, in erster Linie in Schutz vor den Auswirkungen des Klimawandels zu investieren. Bisher wurde dies offensichtlich vernachlässigt, denn Flutkatastrophen mit immensen Schäden gab es in den letzten 20 Jahren mehrfach. Wenn man den Fokus nur auf klimafreundliche Alternativen legt, müsste die ganze Welt an einem Strang ziehen – und davon sind wir sehr weit entfernt.
Sicherlich bieten sich am Unterlauf dazu auch nur wenige Flächen an. Eine davon läge in unserer Region zwischen dem Ladenburger Freibad, der Heidelberger Straße und dem Schwabenheimer Hof. Das rund 160 Hektar große Areal wird landwirtschaftlich genutzt und könnte durch einen Fahrdammweg in Höhe der Scheune Ladenburg in zwei Polder geteilt werden. Diese könnten nicht nur Überschwemmungen am Unterlauf des Neckars, sondern auch am Rhein vermindern. Das so zurückgehaltene Regen- beziehungsweise Flusswasser stünde dann umliegenden Bauern zur Bewässerung ihrer Felder zur Verfügung, ohne dafür wertvolles und knapper werdendes Trinkwasser verschwenden zu müssen.
Auf Wohlstand verzichten
Also Verzicht auf Energiekonsum insbesondere aus preiswerten fossilen Energiequellen auf individueller oder nationaler Ebene als einseitige Vorleistung und Vorbildfunktion? Kann man machen. Doch was wären die Konsequenzen: Als Individuum müsste man bereit sein, auf Energiekonsum und damit auf Wohlstand zu verzichten, obwohl Mitbürger weiterhin fröhlich durch die Welt jetten, Fleisch genießen oder sich die Kosten für eine aufwendige energetische Sanierung des Wohnhauses sparen. Dann müssen abschreckende Steuern auf Energiekonsum erhoben werden? Schlecht, weil die Bedürftigen sich dann benötigte Energien nicht mehr leisten können. Also Verteilung der Energiesteuern als Energiegeld an diese Bevölkerungsgruppen? Dann können sich die Reichen weiterhin ihren – etwas verteuerten – Energiekonsum leisten und die Bedürftigen dank Energiegeld auch.
Ich fürchte, eine gewaltige EU-Umverteilungsbürokratie wird entstehen und am Ende nur eine Energiesparmaus gebären. Auf nationaler Ebene gälte bei einseitigem Verzicht: Ein großer Teil der Industrie ist auf wettbewerbsfähige Energien angewiesen und hätte am ohnehin hochpreisigen Standort Deutschland keine Zukunft mehr. Das gilt auch für Industrien, die Produkte für die alternative Energieherstellung oder für klimaneutralen Konsum herstellen: So werden die in Deutschland erfundenen Solarpaneele heute fast ausschließlich in China hergestellt. Deutschlands bezüglich Energieverbrauch bereits hocheffiziente Industrie würde zurückgefahren und die Produktion in Länder verlagert, wo für fossile oder atomare Energieerzeugung andere Bedingungen herrschen.
Dass einseitige Vorleistungen zwar viel internationalen Beifall aber fast keine Nachahmer finden, haben wir schon bei der Flüchtlingskrise und beim Ausstieg aus der Atomenergie erfahren müssen. Offensichtlich würde eine Vorreiterrolle der EU oder gar ein Alleingang Deutschlands einerseits unsere Arbeitsplätze (nicht nur in der Industrie) sowie Renten gefährden und andererseits der Klimawandel dadurch doch nur für kurze Zeit verzögert werden. Denn selbst wenn Deutschland komplett verschwinden würde, ginge der CO2-Ausstoß weltweit um weniger als zwei Prozent zurück. Ein Land, das naiv seine Existenzgrundlage selbst zerstört, wird mit Sicherheit nicht als Vorbild dienen.
Selbstschutz vor Weltrettung
Was also tun? Erstens: Auf den Klimawandel einstellen, was auch Herr Sanches in seinem Kommentar fordert; Selbstschutz betreiben, das heißt Lösungen für Wälder und Landwirtschaft erforschen, Hochwasserschutz verbessern, erwartete Folgen abwenden oder mildern. Zweitens: International gegen die Förderung und Nutzung fossiler Energieträger eintreten, eigenen Verzicht anbieten unter der Bedingung, dass relevante Länder mitmachen und die bisher bei uns eingesetzten Energieträger nicht anderenorts verbrannt werden. Drittens: Ideologische Scheuklappen ablegen; im Umweltschutz eindeutige Priorität auf den Klimaschutz legen, das heißt Artenschutz (Pumpspeicherwerk im Südschwarzwald), Lärmschutz (Tunnellösung für Güterzüge in Mannheim) und Anwohner-Wellness (Windenergie, Stromtrassen, Hochwasserdamm in Mannheim) müssen im Konfliktfall nach Abwägung auch zurückstehen; ein leer verkehrendes oder nur durch Nulltarif füllbares, öffentliches Verkehrsmittel verbraucht viel Energie, obwohl kaum Pkw-Fahrten eingespart werden; wann spart Elektromobilität tatsächlich fossile Energie? Also auf wirklich durchdachte Energiesparlösungen konzentrieren! Aber: Selbstschutz geht vor vermeintlicher Weltrettung im deutschen oder europäischen Alleingang.
Wenn der bestehende Klimawandel nicht noch viel extremer werden soll, müssen wir alternative Energien in jeder Weise fördern, auch wenn dies auch mal unbequem werden sollte. Niemand verlangt, dass Windräder in unseren Vorgärten stehen sollen, aber diese Aktivisten versuchen diesen Eindruck zu erwecken. Es ist die alte Frage: Was für eine Welt wollen wir unseren Kindern und Kindeskindern hinterlassen?