Zum Thema Bischof Wiesemann:
Ich möchte mich nur kurz bedanken und meine Anerkennung aussprechen, dass Sie das Thema Auszeit Bischof Wiesemann und die Missbrauchsfälle nochmals aufgegriffen haben. Sozusagen als Bericht über den Bericht, wie auf der Titelseite beschrieben ein hochkochendes Thema, was es gilt zu differenzieren. Verharmlosung bei den Verbrechen des Missbrauchs darf es nicht geben, aber ebenso nicht persönliche Verunglimpfungen und Pauschalverurteilungen, wie in den Netzwerken vorkam. Ich kann dem Kommentar von Herrn Alfter nur zustimmen und hoffe weiterhin auf Berichterstattung aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Andreas Massion, Ludwigshafen
Es befremdet mich sehr, dass einer der obersten und sonst aussagestarken Bischöfe, die wir derzeit in Deutschland haben, sich seiner Verantwortung in keinster Weise stellen will. Es ist seit Jahrzehnten nichts Neues, was in letzter Zeit nahezu Tagesordnung ist. Mit dem Unterschied, dass die Geschädigten jetzt gehört werden, sich trauen, ihr Martyrium im Gotteshaus offen zu legen. Das war auch Bischof Wiesemann bekannt! Hätte er sich mit seinen Untergebenen über diese Angelegenheit offen auseinandergesetzt, die Sachlage geklärt, sie hätten zu einem Konsens kommen können! Nein, nun zieht man sich ins Schneckenhaus zurück und überlässt den Schlamassel, den man lange mitgetragen hat, den anderen; man ist ja nervlich so am Ende.
Es ist eh’ erstaunlich, dass dies erst nach so langer Zeit publik wird! Man darf und sollte nicht vergessen, dass die früheren Priester immer Haushälterinnen hatten, diese hatten es gar nicht nötig, im Gottesdienst nach einer entsprechenden Partnerin Ausschau zu halten. Schlimm ist, dass alles nun auf den Rücken der „jungen Priester“ ausgetragen werden soll. Warum eigentlich? Die Meisten sind eh’ schwul, bekennen sich auch dazu, ergo, hier muss weder der Chef noch die Öffentlichkeit informiert werden!
Die schlimmste Aussage ist die des Bischof Wiesemann, er sei so erschöpft! Wovon? Auf dem Bild im „MM“ sieht Bischof Wiesemann sehr gut aus! Ich bin 82 Jahre alt, mein ganzes Leben katholisch, Kirchengängerin, Ursulinen-Schülerin. Wir Mädchen haben eine wunderbare, liebevolle, freundliche, immer dem Menschen zugewandte, Erziehung genossen, und gleich nach dem Kriege waren die Bedingungen, Verhältnisse im Vergleich zu heute andere. Und dann kommt ein „Vorbild der katholischen Kirche“, ein Mensch, der in dieses Amt gewählt wurde und nun, da es ans Eingemachte geht, ist er nicht in der Lage, sich seiner Verantwortung zu stellen?
Ich bin bald auch so weit zu überlegen, wie man mit der katholischen Kirche weiter leben kann, bei diesen Vorbildern! Aber mein Glaube, mein Alter, meine guten Erlebnisse durch meine Erziehung und Ausbildung bei und mit den Ursulinen wäre für mich ein Verrat am Einsatz dieser wunderbaren Frauen. Helga Johanna Koch, Mannheim
Ein weiterer Schritt der Kirche, Verantwortlichkeit strategisch organisiert auszusitzen. Wie schön, dass ein Bischof sich eine Auszeit genehmigen kann, während die Missbrauchsopfer seit Jahrzehnten ihre massiven psychischen und physischen Verletzungen mit sich herumtragen müssen und die Grenzen ihrer Belastbarkeit ohne Aussicht auf Veränderung der Situation ständig überschritten werden. Ist das die praktische Umsetzung der Initiative „Sicherer Ort Kirche“, wenn sich Verantwortungsträger unter ärztlicher Obhut an einem ruhigen Ort außerhalb ihres Verantwortungsbereiches pflegen lassen können?
Haben kirchliche Würdenträger einmal darüber nachgedacht, dieses Privileg auch den unzähligen Opfern zu gewähren? Eine Aufarbeitungskommission wird installiert, aber natürlich ist die Kirche Entscheidungsträger bei der Zusammensetzung des Gremiums.
Den zukünftigen Mitgliedern gibt Bischof Wiesemann sicherheitshalber schon mal einen Rat mit auf den Weg. Soll die angeblich „differenzierte“ Betrachtungsweise, dass nicht jeder, der beschuldigt wird, auch Täter sei, jetzt auch schon mal vorsichtig vorbeugen? Ließe eine „gewöhnliche“ Betrachtungsweise ansonsten möglicherweise den Schluss zu, dass „Mitwisser“, „Vertuscher“ oder „Gutachtenzurückhalter“ gar zu recht an den Pranger gestellt würden? Solche Aussicht haben Verantwortungsträger der Kirche jedoch selten geschätzt. Angela Wolf, Mannheim