Zur Berichterstattung über Nikolas Löbel:
Jetzt reicht es! Es ist sicherlich ein gutes Recht der Presse, im Rahmen ihrer Pressefreiheit auf Missstände und Fehlverhalten aufmerksam zu machen. Aber was zur Zeit mit Nikolas Löbel passiert, überspannt den Bogen völlig. Ob „MM“, GBG oder Mieterverein, alle wollen ihn demontieren. Anscheinend der einzige Bad Boy in Mannheim, Deutschland und der Welt.
Wir haben wohl keine anderen Probleme als den Kauf und die Sanierung einer Immobilie durch einen Bundestagsabgeordneten, denn sonst lässt sich die tägliche großseitige Berichterstattung über Nikolas Löbel im „MM“ nicht erklären.
Günstigen Wohnraum fordern und selbst hohe Miete einstreichen. Dabei noch einen alten Herren übervorteilen und das scheinbar mit Hilfe seiner „Amigos“ aus Partei und GBG. Herr Löbel agiert unanständig.
Mit großem Interesse hab ich nach dem ersten auch den zweiten Teil des Interviews mit Nikolas Löbel gelesen. Da stellt sich ein Politiker offen allen Fragen rund um die ihm vorgeworfene Einflussnahme bei der Vermietung von Immobilien und wird dann so in die Pfanne gehauen. Die ganzseitige Überschrift „Ich mache Fehler und manchmal bin ich etwas ungeschickt“ wirkt wie ein Schuldeingeständnis.
Ich zitiere, was er wirklich gesagt hat und wie die Fragesteller versuchen, ihn in die Ecke zu treiben: Frage: „Sagen Sie wirklich, Sie haben alles richtig gemacht?“ Löbel: „Das habe ich noch nie im Leben gesagt.“ Nachfrage: „Aber das klingt so.“ Löbel: „Natürlich mache ich Fehler und manchmal bin ich etwas ungeschickt. Und natürlich ist Kritik gerechtfertigt und natürlich beschäftigt mich das, was Bürgerinnen und Bürger von ihrem Bundestagsabgeordneten denken. Aber ich versuche, offen und transparent zu sagen, warum ich das so mache. Die Kritik ist mir alles andere als egal. Sie geht mir auch sehr nah.“ Das ist ein zutiefst menschliches Eingeständnis, dass wir Menschen alle Fehler machen.
Aber das in diesem Zusammenhang und in verkürzter Form (ohne das relativierende Wort „Natürlich“) so als Überschrift zu platzieren, bewirkt genau das Gegenteil, nämlich dass Löbel im Zusammenhang mit der herbeigeredeten GBG-Affäre eingesteht, er habe bei der Vermietung seiner Wohnung Fehler gemacht. Das Gegenteil aber ist der Fall, wie man dann zumindest in der Unterüberschrift lesen kann: „Nikolas Löbel weist eine Einflussnahme bei der GBG von sich“, und in der Interview-Antwort: „Es gab kein Fehlverhalten und erst Recht keine Einflussnahme an irgendeiner Stelle.“
Ich bin ja wirklich für kritischen Journalismus und finde es gut, den Politikern auf den Zahn zu fühlen. Aber das sollte immer fair bleiben und nicht wie hier mit der offensichtlichen Absicht, den Interview-Partner zu diskreditieren.
In den den Interviews vorangestellten Biografien von Nikolas Löbel schreibt der „Mannheimer Morgen“ „Abitur am Lessing-Gymnasium, danach Jura-Studium“. Mit der Aussage „danach Jura-Studium“ suggerieren die Autoren des Interviews, dass Nikolas Löbel ein Jura-Studium absolviert hat. Diese Aussage ist aber falsch, Nikolas Löbel hat kein Jura-Studium erfolgreich durchlaufen.
Richtig ist, Nikolas Löbel hat ein Jura-Studium begonnen und abgebrochen. Vom „Mannheimer Morgen“ erwarte ich, dass in einem solchen Interview belastbare Fakten berichtet werden, das ganz besonders in dem Fall der derzeit im Fokus stehenden Person Löbel. Und von einem Politiker erwarte ich, dass wenn biografische Daten in der Presse falsch berichtet werden, er zumindest im zweiten Teil des Interviews richtigstellend eingreift, aber das ist leider nicht erfolgt.
Ich kann nicht erkennen, dass Nikolas Löbel hier seinen Pflichten nach bestem Wissen und Gewissen nachkommt, wie er es in dem Interview darstellt. Für mich drängt sich der Eindruck auf, dass Herr Löbel sein schillerndes Erscheinungsbild mit der Nichtkorrektur der Aussage „danach Jura-Studium“ aufhellen möchte.
Damit wurde dem „Beschuldigten“ eine Plattform gegeben, die sowohl in dieser Form als auch zu einem solchen Thema wohl einzigartig selbst für den „Mannheimer Morgen“ ist. Natürlich brauchte sich Herr Löbel, vielleicht gerade wegen dieses Aufwands um seine Person, wohl nicht in Bescheidenheit oder gar Selbstkritik zu üben, sondern fand sein Verhalten in der Sache richtig und vollkommen normal.
Natürlich waren die Anderen die Schuldigen beziehungsweise Verantwortlichen, die ihn scheinbar falsch beraten haben. Als Signal an seine Wähler räumte er dann im Interview am Freitag ein, dass selbst er Fehler gemacht hat und manchmal auch ungeschickt wäre. Für mich ist nicht so sehr interessant, inwieweit damit für Herr Löbel die Sache noch mal gut ausgegangen ist, denn das müssen die Wähler in den nächsten anstehenden Wahlen entscheiden beziehungsweise Gerichte in Rechtsverfahren, die eventuell noch in Zukunft laufen werden. Aber die Vorgehensweise einer Lokalzeitung wie des „Mannheimer Morgen“ einem Politiker eine solche öffentliche Plattform zu bieten, finde ich vollkommen unangemessen.
Ich bin seit Jahrzehnten Kunde und aufmerksamer Leser Ihrer Tageszeitung und möchte Ihre Zeitung nicht missen. Aber dieser Tage war ein Tiefpunkt Ihrer ansonsten umfangreichen und seriösen Berichterstattung. Es kamen Zweifel an der rechtlich einwandfreien Wohnungsvermietung der GBG an den Politiker Löbel auf. Außerdem vermietete dieser Politiker – mit dem hohen C im Parteinamen – Wohnungen mit 14 Euro pro Quadratmeter an Mieter, weit über der örtlichen Vergleichsmiete. Welcher Normalbürger kann sich das leisten? Und der „MM“? Er sprang Herrn Löbel zur Seite und gab ihm zwei Tage je eine Seite Gelegenheit, sich zu rechtfertigen.
Ist das noch ausgewogene Berichterstattung einer Tageszeitung oder schon ein Vorgriff auf den Wahlkampf? Es wäre schön, wieder Ihre sehr geschätzte Zeitung in den Händen zu halten, um sich umfassend, ausgewogen und objektiv über das Zeitgeschehen in Mannheim und der Welt zu informieren.
Herzlichen Glückwunsch an Herrn Proetel und Herrn Kammholz für dieses Interview. Das ist ein Beispiel eines kritischen Journalismus, wie ich ihn mir wünsche. Die Darstellung von Herrn Löbel „stinkt meines Erachtens zum Himmel“. Ich vermiete auch eine einzige Wohnung. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, im Falle einer Sanierung um eine Ersatzwohnung für meinen Mieter bei der GBG nachzufragen.
Mich würde interessieren, ob die Nutzung von „Drehscheiben“-Wohnungen der GBG auch „normalen“ Vermietern, die nicht Bundestagsabgeordnete sind beziehungsweise Aufsichtsräte der GBG waren, genauso offensteht? Sehr gut fand ich es auch, wie Herr Proetel auf Unregelmäßigkeiten bei der chronologischen Darstellung von Herrn Löbel hingewiesen hat. Den „MM“ möchte ich bitten, an dieser Sache weiterhin kritisch dranzubleiben.
Egal, mit wem man spricht, die Empörung über die anrüchigen Machenschaften des Herrn Löbel ist riesig. Zu offensichtlich ist die Diskrepanz zwischen angeblichem Einsatz für bezahlbaren Wohnraum und tatsächlicher privater Renditegier. Und das bei üppiger Versorgung als zweifacher Abgeordneter mit großzügigen Pensionsaussichten. Das allerhöchste Kapital eines Politikers ist das Vertrauen. Das hat er wohl gerade verspielt und trägt nun dazu bei, das leider negative Bild der Politiker zu bestätigen. Sie schaden mit ihren Fehltritten dem Ansehen der Demokratie schwer, und die Liste derer ist leider sehr lang (Guttenberg, Pofalla, Niebel ...).
Dass Herr Kranz (CDU-Chef) als Sachwalter der Interessen Löbels agiert, verschlimmert die Sache und es droht eventuell bald bundesweite Aufmerksamkeit. Jedenfalls bekommt sein altes Plakat „Grill den Löbel“ jetzt eine ganz andere Bedeutung. Ob das übliche Aussitzen für ihn und die Mannheimer CDU ausreichen wird, wird uns die Zukunft weisen. Ein Ruhmesblatt für Mannheim scheint dieser Tausendsassa nicht zu sein, eher ein neuer „Philip Amthor vun de Kurpfalz“.
Am Anfang stand ein aufklärender Hinweis des „MM“ zu Vorgehensweisen des Abgeordneten Nikolas Löbel als Eigentümer und Vermieter von Immobilien, die durchaus den Verdacht mieterfeindlicher, von Rendite-Erwirtschaftung getriebener Verhaltensweisen nahelegen. Und die in eklatantem Widerspruch zu eigenen parteipolitischen Plakat-Aktionen stehen, mit denen er den Eindruck zu erwecken versuchte, sich für mehr bezahlbaren Wohnraum einzusetzen.
Nunmehr erleben wir eine beachtliche (Selbst-)Inszenierung in mehreren Akten im „MM“, bei der ein sich als „armes Hascherl“ („ich mache Fehler und bin manchmal ungeschickt“) darstellendes Multitalent – Bundestagsabgeordneter, Stadtrat, Parteivorsitzender und Unternehmer – als Opfer parteipolitischer Kampagnen sieht. Einer Inszenierung, bei der der Hauptdarsteller und Regisseur Löbel den „MM“ in die Rolle des Bühnenbildners gebracht hat. Selten wurde mehr redaktioneller Platz in mehreren Ausgaben vergeudet, um – werbewirksam – einer Person Gelegenheit zu geben, den eigentlichen Skandal mit zum Teil an der Grenze zur Wahrheitswidrigkeit liegenden Darstellungen zu verharmlosen und Raum für eigene parteipolitische Statements zu bieten.
Ich hoffe, dass dabei der Ausgangspunkt – Herrn Löbels mieterfeindliches und von Gewinnstreben getriebenes Verhalten im Widerspruch zu öffentlichen, man muss jetzt wohl sagen: scheinheiligen politischen Appellen – nicht in Vergessenheit gerät. Nebenbei ist es recht entlarvend, wenn Herr Löbel im Interview die soziale(!) Marktwirtschaft auf das Spiel von Angebot und Nachfrage auch im Wohnungssektor reduziert. Seine Philosophie: „Kaufen, Sanieren, Vermieten. Das ist der Prozess“ wirft – ohne jede Konditionierung – ebenfalls ein erhellendes Licht auf eine eher eigensüchtige Sichtweise eines Vermieters.
Zukünftige Plakataktionen und öffentliche Aussagen von Herrn Löbel sollten auch in dieser Hinsicht kritisch hinterfragt werden.