Wie gelangen Nachrichten in die Zeitung? Was und wer entscheidet, wo sie platziert und in welchem Umfang sie abgedruckt werden? Welche Rolle spielen Agenturen und Korrespondenten und wie gelangen die Inhalte ins Internet? Einen Tag lang besuchten auf Einladung dieser Zeitung sechs Leser die Redaktion und waren von morgens bis abends dabei. Franz Baumüller, Horst Schätzle, Sonja Kuhnert, Werner Bertleff, Wolfgang Lutz und Eckhard Junghahn hatten die Gelegenheit, Abläufe kennen zu lernen und mit den beiden Chefredakteuren Dirk Lübke und Karsten Kammholz zu sprechen.
Bisherige Gäste
2015
Januar: Hans-Ullrich Fritz, Helmut Schäfer; April: Günther Hübsch, Lutz Aberle, Manfred Effertz, Rüdiger und Erika Grosse; Juli: Ditta Lauretta Büscher, Roswitha Niedermeier; Oktober: Werner Kirchner, Martin Weiss, Thomas Hollritt, Helmut Büchner.
2016
Januar: Ulrike Faulhaber, Reinhold Schwinn; April: Jutta Scherer, Klaus Maier, Klaus Anacker, Eva Teubert, Axel Juedtz, Aljoscha Kertesz; Juni: Petra Stacha, Eginhard Teichmann, Gerhard Bleckmann, Lilo Bühler, Gerd Mücke, Heidemarie Didion; Juli: Christiane Geiger, Gabriele Fleck, Manfred Nagler, Manfred Dengel, Cornelia Blume; Oktober: Günter Klomfaß, Werner Himmele, Horst Schneider, Manfred Lindner, Marzell Müller.
2017
Januar: Friedebert Goldbach, Irene Reider, Günter Schmidt, Johanna Schmidt, Roman Wolf; April: Norbert Heckert, Christoph Heidelberger, Ursula Ritter-Meffert, Walter Meffert, Klaus Mengel; Juni: Karl-Heinz Patzke, Michael Mürmann, Christa Grenz, Thomas Wilsdorf-Lindenthal, Marietta Hagen; August: Marion Koch, Jutta Schmitt, Jürgen Schmitt, Axel Weber, Hugo Withopf, Jiehong Zhou; November: Arndt Müller, Sylvia Müller, Christian Potthof, Udo Seibold.
2018
Juli: Bianca Beyer, Klaus Hinkel, Elisabeth Hinkel, Jürgen Matthes, Erika Matthes, Manfred Meliset; September: Elisabeth Stroh, Gerhard Kugler, Jochen Heil;
November: Wolffried Wenneis, Werner Dietz, Marliese Eberwein-Dietz, Barbara Kretschmer, Eva Baumann-Stauder.
2019
März: Claudia Schwabe, Joachim König, Maximilian Alpers, Britta Gedanitz.
Oktober: Franz Baumüller, Horst Schätzle, Sonja Kuhnert, Werner Bertleff, Wolfgang Lutz, Eckhard Junghahn.
Schon in der Morgenkonferenz, bei der sich alle Blattmacher im Newsroom – Herz und Lunge der Redaktion – treffen und die wichtigsten Themen vorstellen, wird den Lesern klar, was für ein Pensum die Redaktion Tag für Tag zu bewältigen hat. „Ich bin schon beeindruckt“, stellt Leser Wolfgang Lutz fest. Nach der Morgenkonferenz, bei der auch immer eine „Blattkritik“, also eine kritische Betrachtung der aktuellen Ausgabe stattfindet, geht es für die Blattmacher ans Werk. Ihre Aufgabe ist es, die vorgestellten Themen auf die noch leeren Zeitungsseiten zu verteilen, Schwerpunkte zu setzen, für eine ansprechende Optik zu sorgen und die Themen mit Zusatzinformationen und Grafiken für die Leser anzureichern. Bei Manfred Loimeier, der neben Marco Pecht den Newsroom leitet, verfolgen die Leser mit, wie Bilder aus dem dpa-Archiv per Mausklick auf die Seiten wandern. Für den optischen Feinschliff sorgt schon während der Seitenproduktion Cheflayouter Tobias Dolch.
Diese Fragen interessieren unsere Leser
Beim Besuch in der Redaktion haben unsere Leser eine ganze Reihe von Fragen. Hier ein Auszug:
Wer entscheidet, welche Leserbriefe ins Blatt kommen?
Diese Aufgabe behält sich die Chefredaktion vor. Jeder eingehende Leserbrief wird persönlich gelesen. Pro Jahr erreichen rund 2100 Leserbriefe die Redaktion. Die Anzahl hat in den vergangenen Jahren zugenommen. 2014 gingen noch etwa 600 Leserbriefe weniger pro Jahr ein. Nicht alle werden abgedruckt, manche sind auch viel zu lang und müssen gekürzt werden. Nehmen Parteien oder Politiker auch mal Einfluss auf redaktionelle Inhalte?
Versuche, der Redaktion Inhalte vorzugeben, gibt es immer wieder. Die letztendliche Entscheidung, was, in welchem Umfang und an welcher Stelle in der Zeitung erscheint, trifft aber allein die Redaktion. Damit wahrt sie sich ihre Unabhängigkeit.
Wie wird im Tagesablauf sichergestellt, dass alle Redakteure bei sich ändernder Themenlage auf dem selben Wissensstand sind?
Der redaktionelle Alltag beginnt morgens ab 6.30 Uhr. Hier verschafft sich die Online-Redaktion einen ersten Überblick über die Nachrichtenlage. Die Frühplaner stoßen ab 9 Uhr hinzu. Die Spätdiensthabenden werden dann über die wichtigsten Themen und noch ausstehende Texte in Kenntnis gesetzt.
Werden Redakteure – zum Beispiel beim Pro & Kontra – auch mal zu Kommentaren verdonnert?
Nein. Die Kommentierung erfolgt auf freiwilliger Basis. Niemand wird gezwungen, einen Kommentar zu schreiben oder eine Meinung anzunehmen, die nicht seine eigene ist.
Wo haben Sie denn überall Korrespondenten?
Diese Zeitung hat in Deutschland Büros mit Korrespondenten, in Stuttgart, Frankfurt, Mainz, Wiesbaden, München und Berlin. Weltweit teilen wir uns mit anderen Zeitungen Journalisten, die für dieses Blatt schreiben. Wir sind in Paris, London, Brüssel, Wien und Rom genauso vertreten wie in Washington und Südamerika. Daneben sind wir an Büros im Nahen Osten, Peking und Hongkong beteiligt.
Ist die dpa eine Firma?
Die dpa (Deutsche Presseagentur) ist ein genossenschaftlicher Verband deutscher Zeitungen und Rundfunkanstalten, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem weltweiten Nachrichtennetzwerk zusammengeschlossen haben. Jeder Verlag zahlt der dpa eine Gebühr für die Inhalte, die er von ihr bezieht.
Wie bearbeiten Sie Texte der Nachrichtenagentur dpa?
Mit dpa verbindet diese Zeitung eine Art Abonnement, so dass wir von ihr Texte und Bilder zu allem Wichtigen im In- und Ausland erhalten, pro Tag etwa 2500 Bilder und über 2500 Texte. Damit die Texte auch im gewohnten Bild des Lesers erscheinen, werden sie nicht gegebenenfalls auch gekürzt oder ergänzt.
Als es dann zwischen 17 und 18 Uhr an die sogenannte Blattabnahme geht – alle Seiten (die meisten sind unvollständig) werden präsentiert und von den Chefs noch mal kritisch geprüft –, dürfen sich die sechs Gäste auch mit eigenen Ideen einbringen. „Ihr habt noch nie etwas darüber geschrieben, wie Handydaten von Fremden im Vorübergehen ausspioniert werden“, greift Horst Schätzle aus Heddesheim eine Meldung über einen Handydiebstahl auf. Wolfgang Lutz macht bei einem Bericht über die Friedenskirche in Friesenheim darauf aufmerksam, dass die Ortsangabe in der Überschrift fehlt. „Das würde mich als Leser schon interessieren“, meint er. Der zuständige Redakteur Stephan Alfter nimmt die Anregung auf.
Die Leser erfahren auch, dass sich manches Aufregerthema im Laufe des Tages nach genauerer Recherche als „Sturm im Wasserglas“ entpuppt. „Unglaublich, wie Sie ins Detail gehen“, stellt Franz Baumüller beim Feilschen um die beste Überschrift fest. Seite für Seite wird überprüft: Stimmt die Bildauswahl? Ist die Gewichtung auch die Richtige? Ziehen die ersten Sätze in den Text? Ist die Überschrift verständlich? Dabei sind die Leser auch beeindruckt, wie schnell Chefredakteur Dirk Lübke die Zusammenhänge erfasst und Korrekturwünsche anbringt.
Franz Baumüller
Franz Baumüller (81) aus Hirschberg kam beruflich nach Mannheim, wo er im Großkraftwerk 41 Jahre tätig war.
Wie lesen Sie?
Ich lese die Zeitung von vorne bis hinten.
Was lesen Sie zuerst?
Die Wirtschaftsseiten.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Ich möchte mich auf der ganzen Breite informieren, dafür bietet mir die Zeitung guten Lesestoff.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Dazu mache ich keine Angaben.
Im Gespräch mit Lübke und Kammholz erfahren die Leser, dass Journalisten im Grunde rund um die Uhr im Einsatz sind. Wenn etwas passiere und man sei persönlich vor Ort, könne man nicht einfach wegschauen, sagt Lübke. Die Leser hörten aufmerksam zu. „Das war informativ und kurzweilig“, zieht Sonja Kuhnert Bilanz. Horst Schätzle lobt den kollegialen Umgang in der Redaktion: „Ich hatte schon den Eindruck, dass hier ein ausgesprochen gutes Betriebsklima vorherrscht.“ Gerade wenn es schnell gehen müsse, sei es wichtig, dass die Kollegen gut miteinander auskommen. Wolfgang Lutz fügt hinzu: „Jetzt betrachtet man die Zeitung mit ganz anderen Augen.“
Horst Schätzle
Horst Schätzle (67) kommt aus Sandhofen und wohnt in Heddesheim. Er ist passionierter Sportkegler.
Wie lesen Sie?
Ich lese vor allem die Print-Ausgabe.
Was lesen Sie zuerst?
Ich lese von vorne nach hinten.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Besonders interessieren mich das Lokale und der Sportteil.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Ich würde Wirtschaft und Sport komplett voneinander trennen.
Sonja Kuhnert
Sonja Kuhnert (57) ist von Ludwigshafen nach Schriesheim ausgewandert. Neben den Berichten achtet sie besonders auf Veranstaltungshinweise. „Die schneide ich mir aus und klebe sie in den Kalender.“
Wie lesen Sie?
Ich lese die Zeitung gerne und in Papierform.
Was lesen Sie zuerst?
Ich lese erst im Lokalen.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Mich interessiert besonders die lokale Berichterstattung. Anzeigen lese ich auch mit Interesse.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteurin wären?
Ich würde die Titelseite wieder so gestalten wie sie vorher war. Dadurch habe ich immer einen schnellen Überblick über die Themen in der Zeitung bekommen.
Werner Bertleff
Werner Bertleff (67) wohnt in Viernheim und hat das Zeitungsabo von den Eltern übernommen. „Zeitunglesen gehört für mich einfach dazu“, sagt er. „Es ist ein Ritual am Frühstückstisch.“
Wie lesen Sie?
Ich lese mit Vorliebe die Printausgabe.
Was lesen Sie zuerst?
Die lokale Berichterstattung aus meinem Wohnumfeld.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Berichte aus der Region Südhessen und generell die Berichterstattung aus der Region.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Ich würde darauf achten, dass die Tageszeitung eine Meinung vertritt, polarisiert und zuspitzt – als Sprachrohr für die Bürger in Mannheim.
Wolfgang Lutz
Wolfgang Lutz (70) hat BWL studiert und über 20 Jahre bei ABB gearbeitet.
Wie lesen Sie?
Ich lese die Print-Ausgabe.
Was lesen Sie zuerst?
Ich beginne mit Seite 1.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Wenige Fehler im Blatt sind ein unabdingbares Kriterium für Qualität und Seriösität.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Dazu möchte ich mich nach so kurzer Zeit nicht äußern.
Eckhard Junghahn
Eckhard Junghahn (61) ist von Beruf Elektroingenieur.
Wie lesen Sie?
Ich lese immer noch ganz gerne die Zeitung, obwohl ich auch viel online unterwegs bin.
Was lesen Sie zuerst?
Ich lese den Mantelteil zuerst.
Was ist Ihnen am wichtigsten?
Mir ist besonders wichtig, dass die dargestellten Fakten inhaltlich richtig sind.
Was würden Sie ändern, wenn Sie Chefredakteur wären?
Dazu möchte ich nichts sagen.