Es ist faszinierend, denn es passiert wie auf Knopfdruck. Kaum öffnen die Weihnachtsmärkte, bilden sich Menschentrauben vor allem da, wo Glühwein ausgeschenkt wird – nicht nur abends, schon in den Mittagspausen. Das ist in der Mannheimer Innenstadt so, auch anderswo. Die adventlichen Veranstaltungen üben eine besondere Anziehungskraft aus.
Und das ist verständlich. Am Ende des Nebel- und Totenmonats November, in dem die früh einsetzende Dunkelheit manche Gemüter belastet, strahlt rund um die Buden wieder helles Licht. Hier bieten sich viele Möglichkeiten für Momente des Aufatmens, der Freude, der Begegnung mit Freunden, der heimeligen Gemütlichkeit selbst bei Winterkälte. Trotz oder auch wegen Kriegen und Krisen sehnen sich die Menschen danach. Auch wenn sie, wie man zuletzt bei vielen großen Festen in Frühjahr und Sommer gemerkt hat, etwas weniger Geld ausgegeben wird – ausgehen, sich treffen, feiern, Abwechslung haben und mal all die Probleme vergessen wollen die Leute weiterhin.
Für die Innenstädte ist die lebendige Strahlkraft unverzichtbar
Aber nicht nur der Mensch braucht solche Momente. Auch für die Innenstädte sind das Licht und die positiv-lebendige Strahlkraft, die von den Weihnachtsmärkten ausgeht, unverzichtbar. Schließlich stellt das Weihnachtsgeschäft für viele Branchen die Hauptumsatzzeit im Jahr dar, und die Kunden strömen nur, wenn sie mehr geboten bekommen als beim Einkauf im Internet.
Dabei sind es in Mannheim an zwei von drei Stellen rein private Träger und nicht etwa die Stadt, die hier als Ausrichter antreten. Den ersten und größten Weihnachtsmarkt organisiert das Familienunternehmen, das auch den Maimarkt auf die Beine stellt – seit 1972 auf dem Paradeplatz, ab 1978 am Wasserturm. Seit 2012 beschert eine Schaustellerfamilie der Stadt auf dem Paradeplatz mit viel Liebe zum Detail ein märchenhaftes Winter-Wunderland als kleine Oase der Entschleunigung. Beide bekommen dafür nicht nur keine Zuschüsse der Stadt, sondern sie zahlen ganz kräftig Pacht für die Flächen. Und auch die städtische Tochtergesellschaft, die 2013 den von Engelhorn 1990 initiierten schmucken Markt auf den Kapuzinerplanken macht, muss damit Geld verdienen.
Nun sind die Zeiten nicht so, dass man städtische Zuschüsse fordern sollte – das sicher nicht. Aber unter der Hand (natürlich nicht öffentlich, man will ja keinen Ärger) ist oft zu hören, dass zumindest Auflagen, Bürokratie, Vorgaben und Gebühren ein Limit erreicht haben. Da zumindest müsste die Stadt den Ausrichtern der Weihnachtsmärkte entgegenkommen.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Warum Weihnachtsmärkte wichtig sind – und was ihnen helfen würde
Peter W. Ragge zur Bedeutung der adventlichen Großveranstaltungen in Mannheim.