Ampeln sind eigentlich immer gut. Rot, gelb, grün, man weiß sofort Bescheid. Das Prinzip ist im wahrsten Sinne des Wortes einleuchtend. Doch bei der Ernährung ist es nicht ganz so einfach. Die Verbraucher wollen Klarheit am Kühlregal und an der Ladentheke. Sie wollen wissen, was gut oder schlecht für sie ist. Aber dank der Vielzahl an Siegeln geht es schon ziemlich bunt auf den Verpackungen zu. Genauer gesagt: unübersichtlich. Wer glaubt, dass mit einer Lebensmittelampel schlichte Ordnung Einzug hält, der irrt.
Die Ampel bietet nur scheinbar Sicherheit. In Wahrheit vereinfacht sie unzulässig. Lebensmittel würden per Signalfarben als ungesund dämonisiert oder als gesund bejubelt, obwohl jeder weiß: Das eine Stück Schokolade ist nicht das Problem, wenn es um die Gesundheit geht. Entscheidend ist die richtige Kombination von Lebensmitteln, weil sich der Bedarf an Nährstoffen erheblich unterscheidet. Das kann die Ampel nicht leisten. Im Gegenteil: Wer rot sieht, glaubt, dass er dieses Produkt am besten nicht verzehren sollte. Zugleich wird dem Verbraucher suggeriert, er könne sich gut ernähren, wenn er möglichst viele Produkte mit grünem Ampellicht wählt. Auch das ist Unsinn. Ernährung ist zu komplex, um sie der Schlichtheit von Signalfarben zu überlassen.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Scheinbare Sicherheit
Hagen Strauß über die Nährwertampel Nutri Score