Kommentar RB Leipzig - ein Pokalsieger, der die Herzen kalt lässt

Veröffentlicht
Kommentar von
Alexander Müller
Lesedauer

Auf dem offiziellen Kanal von RB Leipzig im sozialen Netzwerk Twitter ist der Vereinsname seit Sonntagmorgen mit dem Titel „Pokalsieger“ überschrieben. Über einem Bild des Cups mit der Gravur des neuen Titelträgers schrieben die Sachsen: „Gewöhnt euch dran.“

Da war allerdings der Wunsch der Vater des Gedankens. Denn daran gewöhnen, dass Leipzig ein normales, akzeptiertes Mitglied der Fußball-Familie ist, das in den kommenden Jahren weitere Trophäen gewinnt, wird sich garantiert kaum jemand. Das gilt übrigens auch für die Mehrheit der Fußball-Fans in Dresden, Halle oder Magdeburg – was die vor dem Finale von einer Leipziger Zeitung in die Debatte geworfene Theorie, die flächendeckende Ablehnung von RB im Land rühre aus alten Ressentiments gegenüber dem Osten, völlig ad absurdum führt.

Nein, dieses nur notdürftig als Fußballverein getarnte Marketinginstrument eines rechtslastigen österreichischen Getränkemoguls würde auch dann auf geballten und berechtigten Widerstand treffen, wenn es an einem Standort wie Flensburg, Füssen oder Aachen künstlich in die Bundesliga implantiert worden wäre. Das Konstrukt RB Leipzig bleibt ein Angriff auf die authentische Fußball- und Fankultur hierzulande – um die uns nicht erst seit Eintracht Frankfurts Triumphzug durch Europa viele andere Nationen beneiden.

Wer das sagt, kann trotzdem die überragende Mentalitätsleistung der Mannschaft von Domenico Tedesco im Finale gegen Freiburg anerkennen. Der Leipziger DFB-Pokalsieg nach langer Unterzahl war sportlich verdient, selbst wenn er aus einem Elfmeterschießen resultierte. Freiburg verpasste die gewaltige Gelegenheit, mit einem 1:0 im Rücken und einem Mann mehr auf dem Rasen die nächste tolle Geschichte für Fußball-Nostalgiker nach dem Eintracht-Coup in der Europa League zu schreiben.

Aber auch mit dem ersten Titel der überschaubaren Vereinsgeschichte bleibt die Leipziger Hoffnung auf Anerkennung unerfüllt – aus der Bundesliga übersandte kaum ein Verein Glückwünsche. RB ist ein DFB-Pokalsieger, der die Herzen der Menschen kalt lässt. Gewöhnt euch dran? Niemals.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB