Ob Christian Neidhart nun tatsächlich der Wunschkandidat des SV Waldhof bei der Suche nach einem neuen Trainer war, sei einmal dahingestellt. Viel spricht dafür, dass es eher eine Liebe auf den zweiten Blick war, die den Mannheimer Fußball-Drittligisten und den 53-jährigen Braunschweiger gut zwei Wochen hinter dem ursprünglichen Plan zusammengeführt hat.
Den Nachfolger von Patrick Glöckner deshalb gleich als 1B-Lösung abzuqualifizieren, bevor er überhaupt das erste Training geleitet hat, ist ein ziemlich übles Foul. Schließlich bekommt man eben auch im Fußball nicht immer das, was man sich am sehnlichsten wünscht, und muss mit Blick auf äußere Faktoren – wie das sich plötzlich auf Höchstgeschwindigkeit rotierende Trainerkarussell – manchmal auch umdisponieren. Aber was noch viel wichtiger ist: Neidhart ist unter diesen Umständen eine durchaus plausible Wahl.
Der ehemalige Zweitligaprofi kennt die 3. Liga aus seiner Zeit beim SV Meppen immerhin bestens und hat im Emsland aus bescheidenen Mitteln viel gemacht. Dazu hat er sich in seiner zeitweisen Doppelfunktion als Sportchef und Chefcoach auch weitere Kenntnisse angeeignet und schließlich nach sieben Jahren in Meppen den Schritt aus der eigenen Komfortzone gewagt. Mit dem Posten beim Regionalligisten Rot-Weiss Essen hat er sich dem unbedingten Erfolgsdruck ausgesetzt und dabei auch die negativen Seiten erfahren müssen, als er zwei Spieltage vor Saisonende freigestellt wurde, weil die Club-Oberen plötzlich den von ihm vorbereiteten Drittliga-Aufstieg in Gefahr sahen.
Damit ist Neidhart bestens für seine Aufgabe in Mannheim vorbereitet. Auch hier erwartet ihn ein Club aus dem Arbeitermilieu mit leidenschaftlichen Fans, zu denen der Coach gerne den Kontakt sucht. Auch hier herrscht angesichts der ambitionierten Vorgaben von Vereinsseite eine Erwartungshaltung, die das Nordlicht aber offenbar nicht scheut. Und auch der Fußball, den Neidhart mag, könnte mit Blick auf die Spielidee seines Vorgängers beim SVW seine Fortsetzung finden – vielleicht ergänzt mit der nötigen Bissigkeit, die der Coach manchmal an der Seitenlinie vorlebt.
Es gibt also schlechtere Voraussetzungen für einen Neustart an der Seitenlinie. Nun liegt es aber auch an der Clubführung und dem Sportmanagement, dem neuen Trainer zügig einen entsprechenden Kader zur Verfügung zu stellen, damit Diskussionen um 1A-, B- oder C-Lösungen erst gar keine Grundlage bekommen können.
Kommentar Plausible Wahl
Thorsten Hof zum neuen Trainer des SV Waldhof