Kommentar Offenes Rennen

Konstantin Groß zur Bürgermeisterwahl in Schriesheim

Veröffentlicht
Kommentar von
Konstantin Groß
Lesedauer

Es hätte so bequem sein können: ein klassisches Duell zwischen zwei Bewerbern mit Ergebnis im ersten Wahlgang. Bequem für Parteien, Verwaltung, Presse. Doch Demokratie ist alles andere als bequem. Jeder kann und soll mitmachen. Und das ist gut so.

So steht nun formal zwar ein Quartett auf dem Stimmzettel, am Duell-Charakter der Wahl ändert sich nichts. Die beiden Neuzugänge spielen politisch keine Rolle. Weder der 67-Jährige aus dem Heimatort des Kandidaten Oeldorf, für den offensichtlich dessen Kandidatur bei der eigenen Bewerbung eine wichtige Rolle spielt (quasi Oelschläger gegen Oeldorf), noch ein wirrer Dauerkandidat, der bislang bei fast 100 Bürgermeisterwahlen aufschlug und damit die unselige Nachfolge von Fridi Miller antritt, der dieses Treiben inzwischen gerichtlich untersagt ist.

Mehr zum Thema

Zwei weitere Bewerber

Bürgermeisterwahl in Schriesheim: Oeldorf, Tuncer und zwei Neue

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren
Gemeindewahlausschuss

Bürgermeisterwahl in Schriesheim: Aus dem Duell wird ein Vierkampf

Veröffentlicht
Von
Konstantin Groß
Mehr erfahren
Veranstaltung (mit Video)

Schriesheimer Bürgermeister-Kandidaten stehen im "MM"-Wahlforum Rede und Antwort

Veröffentlicht
Von
Torsten Gertkemper-Besse
Mehr erfahren

Dennoch könnten die beiden Kandidaturen erhebliche Folgen haben: Wenn es zwischen Oeldorf und Tuncer so knapp ausgehen sollte, wie manche erwarten, dann könnten die zwei Neulinge auch mit jeweils nur 0,3 oder gar drei Prozent eine Entscheidung in der ersten Runde blockieren.

Und knapp scheint es zu werden, denn die Gemengelage vor Ort ist unübersichtlich. CDU, Freie Wähler (FW) und Bürgergemeinschaft (BgS) unterstützen Oeldorf, die Grünen Tuncer, SPD und FDP sind gespalten, und der AfD tut man nicht unrecht, wenn man sie nicht zu den glühendsten Anhängern Tuncers rechnet.

Das Oeldorf-Lager gibt sich denn auch siegessicher – basierend auf einer einfachen Rechnung, die auf dem letzten Kommunalwahl-Ergebnis beruht: CDU (21 Prozent), Freie Wähler (19), BgS (3,3), halbe SPD (7,5) und halbe FDP (3 Prozent) – das wären, auch ohne die 3,4 Prozent von der AfD, fast 54 Prozent für Oeldorf. Auf Tuncers Seite stünden Grüne (33 Prozent), halbe SPD (8) und halbe FDP (3 Prozent), zusammen 44 Prozent.

Doch Vorsicht! So reizvoll derartige Hochrechnungen sind: Die Erfahrung lehrt, dass Papierform schon mal täuschen kann. 2005 galt Peter Rosenberger, getragen von CDU, FW und FDP, als sicherer Sieger. Und verlor dennoch. Bei einer Bürgermeisterwahl kommt es eben auch, wenn nicht vor allem auf die Person an.

Autor