Leipziger Titelmischung

Alexander Müller zur Situation an der Spitze der Bundesliga

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Alexander Müller
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Neulich war Julian Nagelsmann bei den „Rainbow Bulls“. Das ist ein schwul-lesbischer Fanclub von RB Leipzig. Weil man weiß, dass der 32-Jährige trotz seines noch jungen Alters auch in vielen aktuellen Fragen abseits des Fußballs eine fundierte Meinung formulieren kann, wollten die „Regenbogen-Bullen“ von ihm wissen, ob sich ein Profifußballer im derzeitigen Klima outen solle. Nagelsmann antwortete sehr schlau und differenziert: Wenn man sich in der Liebe verstecken müsse, sei das schon ein großes Problem, aber in der leider weiterhin existierenden Machowelt des Männerfußballs könne er ein Outing nur begrenzt empfehlen.

Wenn das mit der Siegesserie seines Teams in der Bundesliga so weitergeht, wird der Leipziger Trainer zeitnah selbst zu einem Outing gezwungen sein. Der öffentlichen Bekanntmachung, dass er bereits in seiner ersten Saison in Sachsen den Titel als Ziel ausgibt.

Fußball-Romantikern ist die Vorstellung ein Graus. Eine Meisterschaft für Leipzig, diesen vom Getränkehersteller Red Bull mit vielen Millionen Euro künstlich herangezüchteten Plastikclub, würde die Seele der meisten Fans kaltlassen, auch wenn alle ohne Vereinsmitgliedschaft in München der bayerischen Dauerdominanz überdrüssig sind. Doch eine allein sportliche Analyse führt zu dem Schluss, dass in Leipzig in den vergangenen Jahren einfach sehr viel richtig gut gemacht worden ist.

Mit viel Tempo und Talent

Der Königstransfer war die Verpflichtung Nagelsmanns. Dem FC Bayern war die Trainer-Ausnahmebegabung noch zu grün, Borussia Dortmund zierte sich so lange, bis Leipzig mit dessen Verpflichtung Fakten schaffte. Jetzt verfügt RB über den idealen Fußballlehrer für diesen jungen, mit viel Tempo und Talent gesegneten Kader: Leipzig spielt in dieser Saison bisher den attraktivsten, beständigsten und besten Fußball.

Der Titelgewinn schon in Nagelsmanns Leipziger Premierenjahr ist deshalb keine Utopie mehr, sondern liegt bei weiterhin sechs Punkten Vorsprung auf den Favoriten FC Bayern längst im Bereich des Möglichen. Das lockere 3:0 in Düsseldorf am Samstagabend bewies, dass die Sachsen die Konzentration auch gegen einen vermeintlich kleinen Gegner nach einer Champions-League-Woche hochhalten können. Und in den offenen Partien auf Augenhöhe, in denen sich ihnen die notwendigen Räume bieten – wie am Dienstag im Spitzenspiel in Dortmund –, sehen die Leipziger ohnehin grundsätzlich gut aus. Diese Kombination könnte die perfekte Titelmischung ergeben.

Redaktion Fußball-Reporter: Nationalmannschaft, SV Waldhof, Eintracht Frankfurt, DFB

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