Die schlechte Ansage für Reisende lautet: An manchen Orten sind sie nicht mehr willkommen. Auf Mallorca gab es schon Demonstrationen gegen die Urlaubskarawane. Venedig, bedrängt von Erholungssuchenden, will einen Eintrittspreis verlangen. Und auch in einigen Stadtteilen Berlins wird das anreisende Partyvolk schief angesehen. Vielleicht überwiegt an diesen Orten die Ablehnung gar nicht mal – schließlich arbeiten dort viele Leute, die vom Tourismus leben und Gäste gerne bewirten. Und doch ist mitunter eine Stimmung zu spüren, die an Ausländerfeindlichkeit erinnert.
In etlichen Regionen stößt der Tourismus an seine Grenzen. Zu viele Menschen besuchen solche Ziele, zu groß sind die Wachstumsraten, zu sehr bestimmen Unterkünfte und Restaurants das Stadtbild. Einheimische fürchten um ihren Alltag, Touristen kommen nicht mehr auf ihre Kosten, weil die regionale Authentizität, die sie suchen, verloren geht.
Die Reisebranche und besonders die Touristenhochburgen sollten sich von der gängigen Wachstumslogik abwenden und das Gegenteil ausprobieren: schrumpfen. Geschäfte in sozialverträglichem Ausmaß können funktionieren, während zu viel Geschäft das Produkt – das Reiseziel – zerstört.
„Verzicht“ ist ein umstrittener Begriff, mit dem sich in politischen Debatten kein Blumentopf gewinnen lässt. Die Tourismus-Wirtschaft liefert jedoch ein Beispiel dafür, dass Verzicht sinnvoll sein kann – individuell und betriebswirtschaftlich.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Grenzen des Wachstums
Hannes Koch über die Boombranche Tourismus