Als das Virus kam, gingen die Schlagbäume runter. Es war dieser fast schon protektionistische Reflex, der einen Teil des europäischen Traums zerstörte. Denn als die Grenzen geschlossen wurden, machten die Regierungen klar, dass sie immer noch nicht an diese Gemeinschaft und ihre Fähigkeit, alle Herausforderungen besser gemeinsam zu bewältigen, glauben. Im konkreten Fall führte dies zu Verärgerungen und Brüskierungen.
Belgien, das beispielsweise überhaupt keine eigene Produktionsstätte für medizinische Schutzausrüstungen mehr hat, sah sich plötzlich von wieder zum Leben erwachten Grenzen eingesperrt. Die anfänglichen Exportverbote für Atemmasken und andere Utensilien verstärkten dieses Gefühl. Geschlossene oder scharf überwachte Grenzen hätten die Rückkehr der Winterurlauber aus den Corona-Infektionsherden Ischgl und Norditalien auch nicht verhindert. Denn niemand durfte die Bewohner eines anderen EU-Landes an der Heimreise hindern.
Doch so schnell die Übergänge wieder kontrolliert wurden, so lange dauert deren Öffnung. Es ist ja richtig, auf die jeweilige regionale und nationale Pandemie-Situation Rücksicht zu nehmen. Aber nicht nur die Menschen, sondern auch die Unternehmen müssen wissen, wann sie wieder ihre grenzüberschreitende Arbeit aufnehmen. Eine Perspektive ist gefragt. Von den Innenministern gab es dazu nichts.