Richtig trotzig fiel die Reaktion einiger Vereinsfunktionäre aus. Fasnacht, so dozierten sie im Sommer, könne man gar nicht absagen – das sei eine feste Zeit im Kalender, wie Ostern und Weihnachten. Sie kritisierten damit, dass die großen Vereine unter Regie der Mannheimer Karnevalskommission schon im Juni sehr früh, aber fair, weitblickend und verantwortungsbewusst entschieden hat, dass die Kampagne 2020/21 wegen der Corona-Pandemie nicht wie üblich stattfinden kann.
Doch wer dann in einen verlängerten Winterschlaf ging, hat diesen Beschluss missverstanden. Abgesagt wurden wegen der Hygieneregeln die Saalfasnacht und die Inthronisation eines neuen Prinzenpaares. Gemeinsames Schunkeln und Singen wäre derzeit auch undenkbar.
Abgesagt wurde aber nicht die ganze Fasnacht und damit die Chance, die unverändert große Bedeutung und Lebendigkeit einer wichtigen Tradition deutlich zu machen und den Menschen – gerade jetzt! – ein bisschen Freude zu bringen.
Pfiffige Ideen
Diese Chance haben einige Vereine genutzt. Vom Ordensfest per Post bis zum Heringsessen to go reicht die Palette. Natürlich ersetzt das alles keine richtige Kampagne, fehlen die Begegnungen von Menschen. Aber in vielen Mannheimer Vororten fiel die Fasnacht nicht komplett aus.
Einige Vereine haben zumindest etwas für ihre Mitglieder und Fans geboten, andere wie die Feudenheimer Frauenfasnacht (die über 300 närrische Wundertüten auslieferten!) oder die „Narrebloos“ aus dem gleichen Stadtteil sich gar originell und pfiffig mit Abhol- und Video- oder Internetangeboten erfolgreich an die breite Öffentlichkeit gewandt. Und der Feuerio, sonst manchmal als hochnäsig verschrien, bereitete im Fernsehen auf eigene Kosten den Akteuren von zehn (!) weiteren Vereinen großzügig eine prima Bühne.
Dies ist nicht nur ein tolles Signal für guten Zusammenhalt. Das alles zeigt jedoch: Die manchmal totgesagte Fasnacht kann selbst in sehr schwierigen Zeiten überleben. Ob aber auch die Vereine überleben, die sich einfach zurückziehen und modernen Veranstaltungsformaten verweigern, ist die andere Frage. Denn wer sagt denn, dass 2022 die Säle wieder voll sind, die Menschen wieder eng zusammensitzen wollen? Auch in der nächsten Kampagne werden innovative Konzepte gefragt sein.