Corona Es lebe der Impftourismus in der Metropolregion

Bernhard Zinke ärgert sich über das planlose Vorgehen in der Region

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Bernhard Zinke
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Es ist ja nun nicht so, dass uns die Experten die Entwicklung verschwiegen hätten. Wir wollten es nur nicht hören, dass die Inzidenzen steigen würden, das Gesundheitssystem wieder einmal an den Rand seiner Belastbarkeit kommen würde. Doch noch immer haben wir nicht unsere Lehren daraus gezogen. Die Länder eiern von einem Krisenbewältigungschaos ins nächste. Nicht nur, dass nun wieder das Rätselraten ausbricht, welche Warnstufen wo gelten und worin sich die Maßnahmen zur Bekämpfung dieses elenden Coronavirus in Ludwigshafen, Mannheim und Lampertheim unterscheiden. Nein, nun steht uns auch noch ein fröhlicher Impftourismus ins Haus. Weil die Länder aus den überall gleichen Ausgangssituationen die unterschiedlichen Schlüsse ziehen.

Seit drei Wochen rennen die Menschen den Arztpraxen und Impfbussen die Bude ein. Man hätte drauf kommen können. Die Booster-Impfempfehlung nach sechs Monaten war kein Geheimwissen, durch gestiegene Inzidenzen und flächendeckende 2G-Regelungen entscheiden sich immer mehr Zauderer für die Spritze.

Doch wieder sind die Bürger dieser Region gekniffen von den grundverschiedenen Maßnahmen der Länder. Rheinland-Pfalz und Hessen vertrauen vor allem auf die Kapazitäten der Hausärzte. Wo waren die Politiker eigentlich im Frühjahr, als es noch große Impfzentren gab, aber viele Hausarztpraxen des Ansturms zahlreicher Impfwilliger kaum noch Herr wurden? Nicht wenige Mediziner verhängten einen Aufnahmestopp für neue Patienten. Jetzt gibt es die Impfzentren nicht mehr. Hausärzte sind nicht nur mit Corona-Impfungen, sondern zusätzlich auch mit dem ganz normalen Herbstgeschäft ausgelastet. Dabei ist der Höhepunkt des Impfbedarfs noch gar nicht erreicht. Der kommt im Januar. Es bedarf keiner hellseherischen Fähigkeiten: Ohne viele externe Impfteams werden wir die Welle nicht brechen.

Einen Hoffnungsschimmer setzen in dieser Situation Baden-Württemberg und der Rhein-Neckar-Kreis, die binnen drei Wochen eine neue Impfstruktur aufgesetzt haben. Es ist die einzig zielführende Alternative, schnell ein zusätzliches und leicht händelbares Impfangebot zu schaffen. Eine Mischung aus möglichst vielen stationären und mobilen Teams, die den Weg für die Erst-, Zweit- und Drittimpfung erheblich verkürzen, ist der Wellenbrecher. An der Verfügbarkeit des Impfstoff liegt’s jedenfalls nicht mehr. Höchstens an der Verfügbarkeit des Personals.

Autor Teamleiter der Redaktionen Metropolregion und Südhessen Morgen

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