Etwa 450 000 Euro hat die Lufthansa zwischen April und Juni an flüssigen Mitteln verbrannt – jede Stunde. Insgesamt war es rund eine Milliarde Euro. Die Lage der Airline bleibt dramatisch, sie ist sogar noch schlechter als Vorstandschef Carsten Spohr noch vor wenigen Wochen gedacht hat. Corona und weltweite Reisebeschränkungen haben das Unternehmen fest im Griff. An allen Ecken und Enden des Unternehmens wird drastisch gespart. Der Bund ist mittlerweile mit 20 Prozent größter Aktionär, Steuerzahler, Aktionäre und Management leisten ihren Beitrag. Nur bei zwei der drei Gewerkschaften hapert es.
Das gehe viel zu langsam, klagt Spohr. Er weiß um die kritische Lage, auch als Präsident des Weltluftfahrt-Verbandes IATA. Spohr lebt Lufthansa, er will das Unternehmen durch die Krise führen, wettbewerbsfähiger aufstellen als zuvor. Aber die Lufthansa wird schlanker und deutlich kleiner fliegen müssen. 100 Flugzeuge weniger bedeuten auch 22 000 Jobs weniger. Spohr will das möglichst sozialverträglich regeln, keine Kündigungen aussprechen müssen. Doch die Chance dafür schwindet. Ist das den Chefs der Gewerkschaften wirklich klar, wissen sie um die dramatische Lage im Luftverkehr? Zweifel sind angebracht. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Piloten, Flugbegleiter und Beschäftigte am Boden die bedrohliche Situation realistischer einschätzen als die Gewerkschafter.
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Die Chance schwindet
Rolf Obertreis über den Stellenabbau bei der Lufthansa