Auf den ersten Blick sieht das, was Mannheims Erster Bürgermeister Christian Specht und RNV-Geschäftsführer Christian Volz präsentieren, so schlecht nicht aus: unter dem Strich rund sieben Millionen zusätzliches Corona-Defizit bei den RNV-Verkehrsbetrieben im vergangenen Jahr, die aus den städtischen Etats von Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen gedeckt werden müssen. Die Hälfte davon trägt Mannheim, wo auch der entsprechende Teil des Bus- und Bahnverkehrs im Städtedreieck stattfindet. Doch ganz so einfach ist die Sache leider nicht.
Zum einen ist in dieser Zahl der Zuschuss aus dem Corona-Rettungschirm bereits enthalten, die tatsächlichen Einnahmeverluste liegen allein in Mannheim (ohne November und Dezember 2020) bei gut 17,2 Millionen Euro. Zusätzlich zu den regulären rund 37 Millionen Euro, die Mannheim jährlich in den ÖPNV buttert. Zum anderen ist noch völlig unklar, wie es nach der Krise mit dem öffentlichen Nahverkehr in den Städten weitergehen wird. Wie verändert Homeoffice den Berufsverkehr, was wird aus dem fast vollständig weggebrochenen Freizeit- und Veranstaltungsverkehr, welche Entwicklung werden die Innenstädte und der Nahverkehrstreiber Einzelhandel nehmen, wenn – hoffentlich bald – ein irgendwie an die Zeiten vor der Corona-Krise anknüpfender Normalzustand hergestellt werden kann?
Bis jetzt hat bereits jeder zehnte Dauerkartenbesitzer sein ÖPNV-Abonnement gekündigt. Dagegen können Specht und Volz nur die weitere Verbesserung des Angebots setzen – und tun dies auch, wo es nur geht. Zum Beispiel mit dem Job-Ticket, das schon vor Corona auch für kleinere Firmen attraktiv gemacht wurde, mit digitalen Abrechnungsangeboten und neuen Stadtbahnzügen, von denen die ersten noch in diesem Jahr aufs Gleis gesetzt werden sollen. Nicht zu vergessen die großen Ausbauprojekte, die wie geplant ausgeführt werden sollen. Zumindest bis 2023.
Was danach kommt? Einen fertigen Plan haben Specht und Volz wohl noch nicht in der Schublade, aber ein paar gute Ideen schon: ein Tarifangebot für Beschäftigte zum Beispiel, die wegen Homeoffice nicht mehr jeden Tag ins Büro pendeln müssen. Wichtig sei es, so appellieren die beiden an die Kundschaft, jetzt nicht dem öffentlichen Nahverkehr den Rücken zu kehren – damit es ihn auch nach der Krise noch gibt. Denn für die Verkehrswende und klimagerechte Innenstädte mit weniger Autos sind Busse und Straßenbahnen unverzichtbar.