Notizen aus Franken

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Haben Sie eigentlich die Katharina gesehen, fragt die freundliche Dame an der Rezeption. Es ist früh morgens. Mit leicht verkaterten Augen blicke ich sie an. Es war sehr spät gestern. Sie: "Wissen's, es ist ja schon a seltsame Sach': Heuer sieht man sie gar nicht - na, des stimmt gar nicht: nicht viel. Die Zeitung, das Festspielmagazin - nix is. Dabei war so hoher Besuch selten", sagt sie und wartet auf Antworten, die ich nicht habe. Nicht jetzt.

Ja, gut, es gibt ein paar Bilder von der Kathi mit den Königinnen Silvia und Angela, äh, mit Schwedens Königin Silvia und Bundeskanzlerin Merkel. Aber in der Tat: Omnipräsent sind eher die allzu gestylten (und geschummelten?) Hochglanzaufnahmen des Haus- und Hoffotografen Enrico Nawrath. Die blonde Frau darauf sieht aus wie die Tochter des Rechtsanwalts Heinz Schiffer, also wie Claudia. Die blonde Frau auf dem Grünen Hügel sieht aus wie die Tochter des Gralshüters Wolfgang Wagner, also wie Katharina.

"Vielleicht", so sage ich, "sind sich die beiden Katharinas, also die vom Bild und die vom Hügel, abhanden gekommen, sind als Einheit in einem Spalt der Realität verschwunden und können immer nur als gespaltene Persönlichkeit wieder dort raus?" Sie: "Ach, geh! Wie woll'n's denn die Rechnung? Als Einheit oder gespalten?" Ich: "Äh, als abhanden gekommene Einheit, bitte, zuzüglich Mehrwertsteuer." Stefan M. Dettlinger

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