Herz der Halbinsel

Porec mit dem Weltkulturerbe Euphrasius-Basilika hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Heute ist die Kleinstadt an der Westküste Istriens das Urlaubszentrum der Halbinsel.

Von 
Christian Schall
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Blick vom Turm der Euphrasius-Basilika auf Teile der Altstadt von Porec (großes Bild). Beeindruckende Formationen hat die Natur über Jahrtausende in der Baredine-Höhle geschaffen (kl. Bild links). In Mannheim gebaute Lanz-Bulldog-Traktoren aus den Jahren 1955, 1958 und 1949 (v.l.) zeigt die Ausstellung „Traktor Story“ (r.). © Schall

Es ist – jedenfalls im Verhältnis zu der langen Geschichte der Stadt – noch gar nicht so lange her, da waren Touristen in Porec an der Westküste Istriens nicht gerne gesehen. „Touristen bringen Unmoral“, sagt Stadtführer Adriano Mates – so habe es vor rund 100 Jahren geheißen. Als Anfang des 20. Jahrhunderts das erste Hotel der Stadt eröffnete, sei es als „Tumor, wie Krebs“ bezeichnet worden, was nicht zuletzt daran lag, dass es an die Halbinsel der Altstadt geradezu dran geklatscht wurde. Heute ist das Grand Hotel Palazzo eines unter vielen, aber mit das Beste der Kleinstadt mit ihren rund 19000 Einwohnern. Zwei weitere Spitzenhotels liegen auf der vorgelagerten Insel St. Nikolai, die man in wenigen Minuten mit dem Boot von der Marina aus erreicht. Dass Porec inzwischen das größte Touristenzentrum Istriens ist, bestätigt, dass sich die Meinung und das Bild über Touristen grundlegend gewandelt hat. Gut so! Denn den Besuchern würde viel Sehenswertes vorenthalten.

Istrien

Anreise: Mit dem Auto über Österreich und Slowenien. Von Mannheim nach Porec sind es etwa 920 Kilometer. Oder mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Pula oder Triest (Italien).

Euphrasius-Basilika in Porec: Montag-Samstag 9 bis 18 Uhr, Eintritt 50 Kuna (Kn), etwa 6,80 Euro.

Baredine-Höhle in Nova Vas: Im Sommer ab 10 Uhr, im Winter ab 11 Uhr geöffnet. Eintritt Erwachsene 75 Kn (10 Euro), Kinder ( fünf bis 15 Jahre) 45 Kn (6 Euro), www.baredine.com

Allgemeine Informationen:

www.myporec.com

www.istra.hr

www.valamar.com/de

 

 

Drei mächtige Türme

Die Altstadt lässt sich sehr gut zu Fuß erkunden. Es geht teilweise eng zu in den schmalen Gassen, etwas großzügiger ist es nur am zentralen Platz, dem Trg slobode, um den sich viele Cafés reihen. Markant im Stadtbild sind die drei mächtigen Türme aus dem 15. Jahrhundert, die aus der einstigen Stadtmauer mit elf Türmen übrig geblieben sind. Der runde Turm beherbergt ein Café, der fünfeckige ein Restaurant.

Porec blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Römer, Franken, die Dogenrepublik, Österreich, Italien: Sie alle hatten – mal kürzer, mal länger – bereits die Herrschaft über die Stadt. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit Porecs ist die Euphrasius-Basilika aus dem sechsten Jahrhundert. Benannt nach ihrem Bauherrn, Bischof Euphrasius, und seitdem kaum verändert, gilt sie als der am besten erhaltene frühchristliche Kathedralenkomplex der Welt und ist seit 1997 Weltkulturerbe der Unesco. Den Boden der schon zuvor gebauten Taufkapelle ließ der Bischof mit zahlreichen Mosaiken verzieren, die in einer Ausstellung zu sehen sind. Darunter ist das berühmteste ein Fisch, als das geheime Symbol des Christentums. Das Museum zeigt den Zeremoniensaal, in dem Euphrasius seine Gäste empfing.

Istrien ist touristisch sehr gut erschlossen. Es gibt Hotels in allen Kategorien und für alle Zielgruppen. Fast überall vertreten ist die Hotelkette Valamar Riviera, die beispielsweise mit dem im Sommer neu eröffneten Fünf-Sterne-Familienhotel Marea Suites in Porec auch Luxusurlaub für Eltern mit Kindern anbietet. Dort und in vielen weiteren Herbergen sind inzwischen Badebuchten mit Sandstränden eingerichtet worden, da die kroatische Küste ansonsten felsig ist und man meist nur Kiesstrände vorfindet. Die Westküste Istriens ist deutlich flacher als der Ostteil der Halbinsel.

Sehr beliebt in Istrien ist auch Camping. Im Juni eröffnet hat die Anlage Istra Premium Camping Resort bei Funtana, südlich von Porec. Die auf einer Halbinsel in der Adria gelegene und terrassenförmig angelegte Anlage bietet das gesamte Spektrum des Campingurlaubs, ob eine Parzelle für das mitgebrachte Zelt zum Aufbauen, das eigene Wohnmobil oder Mobile Home bis hin zu Luxuszelten (Glamping).

Camping im Chalet

Wer zwar auf das Campingambiente nicht verzichten, es aber luxuriöser mag, kann sich ein Chalet mieten – vollausgestattet mit Küche, Bad, Fernseher, Terrasse, Grill und Klimaanlage. Die Bungalows gibt es in mehreren Größen, zum Teil auch mit eigenem Pool. Die Campinganlage umfasst eine Piazza mit kleinen Shops, mehrere Restaurants, Kiesstrände mit Liegen, Kinderparadies, Theater und eine 1000 Quadratmeter große Poollandschaft.

Bei Nova Vas liegt die BaredineHöhle, die die Natur über Jahrtausende erschaffen hat, aber erst seit 1995 für Besucher zugänglich ist. Über teils steile Treppen geht es etwa 60 Meter tief in den Untergrund, vorbei an spektakulären Stalagmiten und Stalaktiten, die vereinzelt mit Scheinwerfern besonders in Szene gesetzt werden. Zielpunkt der Besichtigung ist ein unterirdischer See mit einem besonderen Bewohner, der nur in diesem Karstgebiet zu finden ist: der Grottenolm – ein im Wasser lebender, etwa 25 Zentimeter langer Schwanzlurch. Für die Besichtigung der Höhle sollte man etwa eine Stunde einplanen.

In der benachbarten Ausstellung „Traktor Story“ mit historischen Traktoren und Dreschmaschinen können Besucher neben der Geschichte der Landwirtschaft auch ein Stück Mannheimer Industriegeschichte erleben. Denn die Sammlung mit rund 50 Fahrzeugen, die fast alle noch fahrbar sind, enthält mehrere Maschinen mit klangvollen Namen von Herstellern wie Lanz Bulldog oder MWM.

Vor etwa zehn Jahren hat Besitzer Silvio Legovic damit begonnen, historische Landmaschinen zu sammeln. „Das ist eine Leidenschaft, wir lieben alte Sachen“, sagt er. Über Dokumente hat er damals einen alten Traktor gefunden und die Sammlung nach und nach erweitert.

Direkt neben der Ausstellung auf dem Freigelände gibt es ein kleines Museum, das das Handwerk der Getreideernte und -verarbeitung mit historischen Werkzeugen darstellt. Die Galerie Konobon besteht aus weißem istrischen Stein und ist sehr liebevoll eingerichtet und dekoriert. Der im wahrsten Wortsinn Rundgang endet in einer Galerie, die zu Weinverkostungen genutzt werden kann. Die Reben wachsen in der Umgebung von Nova Vas, auch hochwertige Olivenöle kommen aus der Gegend Tar-Vabriga.

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion