Frankfurt. Zum Spätsommer will die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinswende einleiten, um die derzeit hohe Inflation im Euroraum in den Griff zu bekommen. Einige Menschen befürchten nun, dass die ohnehin schon gestiegenen Bauzinsen damit noch weiter in die Höhe klettern.
Doch was ist dran an der Befürchtung? Kann die Anhebung des Leitzinses wirklich den Immobilienzins beeinflussen? Nein, glaubt Max Herbst von der FMH-Finanzberatung aus Frankfurt: „Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen EZB-Leitzins und Bauzins.“ Denn der Bauzins ist abhängig vom Preis, den die Anleger für Pfandbriefe bereit sind zu akzeptieren. Und diese Pfandbriefrenditen orientieren sich an der zehnjährigen Bundesanleihe. Das bedeutet, wenn die EZB den Leitzins anhebt, dann fordert der Investor nicht automatisch höhere Anleihe- oder Pfandbriefrenditen.
Und dennoch rechnet Herbst mit einem weiteren Bauzinsanstieg. „Im Laufe des Jahres sind 3,5 oder sogar 4 Prozent keine utopische Vorstellung, weil die Inflation sich nicht abschwächen wird“, so Herbst.
Er rät Bau- und Kaufwilligen aber dringend davon ab, jetzt auf die Schnelle einen Bauantrag oder Kaufvertrag zu unterschreiben, um sich die möglicherweise günstigeren Zinsen zu sichern. Stattdessen sollten die höheren Zinsen mit einer etwas reduzierten Tilgungshöhe kompensiert werden. Das verlängere zwar die Finanzierungszeit, mache eine Finanzierung aber weiterhin durchführbar.
„Dieser Zinsanstieg ist ärgerlich für alle, die auf der Suche nach einer Immobilie sind. Heißt aber nicht, dass damit alle Träume zu Ende sein müssen“, so Herbst. dpa